Grünstadt Glückauf-Stimmung bei den Genossen

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer hat kurzen Prozess gemacht und Köpfe bei ihrer Landesregierung und der SPD-Fraktion rollen lassen. Damit hat sie mit dem Nürburgringskandal belastetes Personal wie Finanzminister Carsten Kühl entsorgt. Klar. Wahlen stehen 2016 an, die Genossen in Mainz haben in Umfragen derzeit Beliebtheitswerte, die normalerweise GEZ-Mitarbeiter erhalten. Dreyer, die Frau mit dem Dauerlächeln, macht kühle Machtpolitik. Gut so, oder etwa nicht? Das sagen Genossen aus der Region dazu. Der Dürkheimer Landtagsabgeordnete Manfred Geis war zwar bei der am Dienstag von der Ministerpräsidentin kurzfristig anberaumten Fraktionssitzung nicht dabei, weil er bei einer eigenen Veranstaltung in Kaiserslautern zugange war, dafür aber bei der Sitzung gestern mittendrin. „Auch da mussten manche schlucken, denn menschlich ist das schon schwierig“, sagt Geis gegenüber der RHEINPFALZ. Er akzeptiere die Entscheidung von Dreyer und werde sie darin unterstützen. Dennoch wolle er sich kein Urteil über die Arbeit der Geschassten machen, denn „sich im Nachhinein zu distanzieren, ist immer einfach“. Er glaube aber, dass die Personalentscheidungen sich in Folge positiv auswirken werden. „Aber das allein wird nicht reichen. Wir müssen wieder zurück zu den Inhalten, mit Themen in der Bildung und Umwelt auf die Menschen zugehen“, stellt er klar. Dennoch sei er froh, dass Alexander Schweitzer neuer Fraktionschef wird. „Das ist die wichtigste Personalie. Dieser Mann, der so einen wunderbaren Weg gemacht hat, ist die bestmögliche Lösung“, sagt Geis. „Es war doch sehr ergreifend“, meint Christoph Glogger, SPD-Unterbezirkschef, über die Sitzung des Landesvorstandes in Mainz, bei der er am Dienstag dabei war. Er sei überrascht gewesen vom Paukenschlag aus der Landeshauptstadt. „Einige waren schon gerührt“, erklärt der Genosse. Dennoch sei es der richtige Schritt. „Für viele ist das schmerzhaft, aber wir sind jetzt besser aufgestellt“, sagt Glogger. Dass Justizminister Jochen Hartloff seinen Hut nehmen müsse, sei für ihn verblüffend, weil er „auch ein sehr netter und uneitler Typ ist“, sagt der SPD-Mann aus Dackenheim. „Wir haben viele Themen, deshalb müssen wir wieder die politische Debatte prägen und angreifen“, fordert der Sozialdemokrat von seiner Partei. Bei den Genossen rund um Dürkheim hat sich offenkundig kollektive Glückauf-Stimmung, wie es so schön im Sozialdemokratendeutsch heißt, breitgemacht. Auch bei SPD-Kreistagschef Reinhold Niederhöfer, der davon ausgeht, dass seine Partei durch die Mainzer Personalrochade im Umfragefahrstuhl ein paar Etagen nach oben fahren wird. „Mit dieser Entscheidung zeigt Malu Dreyer Führungsstärke und demonstriert, dass der Nürburgring völlig aufgearbeitet werden muss. Es ist die richtige Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt. Klasse“, freut sich der Bürgermeister der VG Grünstadt-Land. Natürlich tue es einem für die Personen, die ihren Stuhl räumen müssten, persönlich leid. Dennoch sei dies Teil der Politik, erklärt Niederhöfer. Die Partei sei zu lange in eine Lethargie verfallen gewesen, deswegen habe etwas passieren müssen. „Deshalb großen Respekt für Malu Dreyer“, fügt Niederhöfer an.

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