Interview „Für meine Kumpel reicht es noch“

National und international im Einsatz: Benjamin Adam (links).
National und international im Einsatz: Benjamin Adam (links).

Der Speyerer Benjamin Adam stand in Karlsruhe, Kaiserslautern und Berlin am Beginn der großen Fußballkarriere. Längst tun es ihm auch andere Sportarten an. Als nächsten deutschen Meister wagt er im Gespräch mit Martin Erbacher den Außenseitertipp.

Warum wurde es nichts mit der großen Fußballkarriere?
Ich habe leider kurz vor dem Übergang von der Jugend zur Aktivität einen Kreuzbandriss gehabt und parallel meine Ausbildung zum Physiotherapeuten gemacht. Zeitlich hatte ich aus diesen Gründen nicht mehr die Möglichkeit, um mich voll und ganz auf meine Fußballkarriere zu konzentrieren und dementsprechend zu trainieren. Es erfordert viel Zeit, Training und Glück, um sich wieder zurückzukämpfen.

Kicken Sie noch?
Leider nein, da ich selbstständig bin und mir das Risiko zu hoch ist, mich zu verletzten und dadurch geschäftlich auszufallen, sowie aus Vernunft, um nicht mit 50 Jahren ein künstliches Gelenk zu bekommen. Leistungssport macht sich leider häufig im Alter negativ bemerkbar.

Aus welchen ihrer Mitspieler bei Hertha BSC ist was geworden?
Sebastian Hoeneß, dem Bundesligatrainer des VfB Stuttgart. Torben Marx hat für Gladbach und Hertha Bundesliga gespielt, Alexander Madlung für Hertha und Frankfurt und ist mit Wolfsburg Deutscher Meister geworden.

Und bei den anderen?
Beim 1. FC Kaiserslautern aus Danko Boskovic, Kristian Glibo, Thorsten Reuter, beim Karlsruher SC aus Christian Eichner, der dort nun Trainer in der 2. Bundesliga ist.

Gibt es noch Kontakt zu Mitspielern von damals?
Zuletzt habe ich Christian Eichner beim Spiel des FCK gegen den KSC getroffen und hatte ein angenehmes Gespräch mit ihm, ab und zu mit Danko oder Kristian Glibo.

Sind die von Ihnen betreuten deutschen Kunstturnerinnen besondere Kundinnen?
Ich freue mich immer sehr, mit ihnen zu arbeiten, um ihnen zu helfen. Sei es bei Korrekturen bei funktionellen Übungen, um Verletzungsprophylaxe zu betreiben, Kontrolle der Statik, Hilfe beim Aufbautraining nach Verletzungen, regenerative Maßnahmen zu unterstützen oder einfach ein offenes Ohr zu haben.

Sehen wir Sie denn bei den Olympischen Spielen im kommenden Jahr in Paris?
Wahrscheinlich nicht, wir haben uns wegen 0,16 Punkten leider nicht als Team für Olympia qualifiziert, trotz einer tollen Teamleistung von tollen Athletinnen. Wir konnten leider die kurzfristigen Ausfälle von Eli Seitz und Emma Malewski nicht kompensieren.

Welche Höhepunkte als Physiotherapeut warten auf Sie 2024?
Die Turn-Europameisterschaft im Mai in Italien in Rimini, eventuell Fußball-EM-Schiribetreuung in Deutschland, letzte Olympiavorbereitungswoche für die drei Einzelstarterinnen für Olympia, zudem weiterhin viele tolle Zweitligaspiele auf dem Betzenberg als Physio für die Schiris.

Wie sieht ein Tag dort für Sie genau aus?
Ich bin zwei Stunden vor dem Spiel im Stadion. Die Schiedsrichter können mich je nach Bedarf und Problemen vor dem Spiel, während des Spiels, in der Halbzeit sowie nach dem Spiel in Anspruch nehmen als Sportphysiotherapeut. Während des Spiels sitze ich am Spielfeldrand und schaue mir das Spiel an.

Was macht die Tennislaufbahn?
Tennis spiele ich nur noch aus Spaß mit meinen Kumpels, nicht mehr im Verein. Aber für meine Kumpels reicht es noch.

Was wünschen Sie sich zu Weihnachten?
Viel Gesundheit für meine Familie, Freunde, Kollegen, Sportler und Patienten. Beruflich wünsche ich mir einen neuen zusätzlichen Angestellten in meiner Physiotherapiepraxis. Das ist aber nicht so einfach in der heutigen Zeit.

Wer wird im Frühjahr deutscher Fußballmeister?
Bayer Leverkusen oder der VfB Stuttgart, wenn sie von großen und vielen Verletzungen verschont bleiben. Bayern fehlt dieses Jahr so wie der deutschen Mannschaft der Wille und die mannschaftliche Geschlossenheit, leider. Ohne die wird es im Mannschaftssport nichts. Einer für alle, alle für einen.

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