Grünstadt Diesmal unmotorisiert

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Glück hatten die ersten vier Besucher im Motorrad- und Technikmuseum in Quirnheim am Sonntagvormittag. Um 11 Uhr war Franz Bernsteiner vor Ort, um die Türen zu öffnen. Der Vorsitzende des Museumsvereins gab der kleinen Gruppe aus dem Raum Kaiserslautern eine Einführung in die neue Sonderausstellung „Als der Mensch Räder bekam“, die bis zum 1. November samstags, sonntags und an Feiertagen zu sehen ist.

Zweiräder sind ja immer Hauptthema im Museum, doch normalerweise geht es um motorisierte Fahrzeuge, die in der Dauerausstellung zu sehen sind – immerhin 70 Exponate, die regelmäßig die Herzen der staunenden Besucher höher schlagen lassen. Vier Privatsammler haben den Museumsmachern ihre Fahrräder zur Verfügung gestellt. „Das war ein Zufall, wir haben den Hauptsammler bei einer Veranstaltung hier in der Region kennengelernt. Er hat wiederum ein Netzwerk in ganz Europa aufgebaut, so dass wir die Leihgaben von den drei anderen Sammlern für die Sonderausstellung überlassen bekommen haben“, erzählt Bernsteiner, der sich großes Wissen über die Ausstellungsstücke in den letzten Wochen selbst angeeignet hat. „Da kam uns zugute, dass der Hauptsammler uns sein Fachwissen weitergegeben hat. Vieles, was man im Internet nachlesen kann, stimmt leider nicht, wie wir feststellen mussten“, so der Vorsitzende des Museumsvereins. Aufgebaut haben die Ausstellungsmacher eine Art Zeitstraße, die recht genau die Entwicklung der Fahrräder zeigt. „Es gab zuerst das Lauf- beziehungsweise das Schnelllaufrad, dann das Tretrad mit einer Kurbel an den Vorderrädern, dann kamen die Hochräder auf, die aber wegen der Unfälle schnell modifiziert wurden. Nach dem Sicherheits-Hochrad mit vorn angeordnetem Rad wurden recht schnell die Niederräder, quasi die heutigen Räder, entwickelt“, fasst Bernsteiner zusammen. Zu vielen Stücken kennt er die Geschichte. „Schon 1890 sahen die Räder aus wie die heutigen“, sagt Bernsteiner. Bei seiner Führung zeigt er den Besuchern die Besonderheiten, beispielsweise beim Modell Knochenbrecher die im Lenker eingebaute Bremse, die per Drehgriff auf das Hinterrad zugreift, oder die besonderen Lampen der unterschiedlichen Räder. „Es gab früher nur die Karbid-Lampen, die Dynamos und elektrischen Lichter wurden erst später entwickelt.“ Bernsteiner weiß auch um technische Details. „Wir selbst haben ein Wanderer-Fahrrad aus dem Bestand des Museums restauriert, dabei aber einen Fehler gemacht. Das neu angefertigte Schutzblech ist einige Zentimeter zu lang und steht zu weit nach vorn.“ Klar, dass dies noch korrigiert werden soll. Echte Hingucker sind die Vitrinen, in denen kurios und aufwendig verzierte Lampen von alten Rädern zu sehen sind – meist Karbid- und Gaslampen. Selbst Abblend- und Aufblendlichter gab es. Insgesamt will das Museum moderner werden, beispielsweise werden derzeit die QR-Codes aufgebaut, mit denen Besucher im Museum mit dem Mobiltelefon Hintergrundinformationen zu den gezeigten Exponaten abrufen können. „Das bauen wir erst einmal mit der Dauerausstellung auf, beispielsweise an der großen Dampfmaschine im Außenbereich haben wir das schon angebracht. Selbst die Motorgeräusche können wir so hinterlegen“, freut sich Bernsteiner bei aller Liebe zu alten Maschinen und historischer Technik über die modernen Möglichkeiten. INFO Die Sonderausstellung „Als der Mensch Räder bekam“ ist bis 1. November immer samstags von 14 bis 17 Uhr und an Sonn- und Feiertagen von 11 bis 17 Uhr zu sehen. Weitere Informationen zum Museum gibt es unter www.motorrad-technik-museum.de oder bei Franz Bernsteiner unter Telefon 01575/0723520. (jös)

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