Grünstadt Brasilien 2014 – So sieht’s die Redaktion

Spätestens im Viertelfinale ist für Jogis Jungs wohl leider Schluss. Joachim Löws Defensivkonzept, wenn man es denn so nennen darf, überzeugt mich einfach nicht. Zwischen Offensive und Defensive klaffen Löcher, durch die man mühelos einen Sattelschlepper rangieren könnte. Da die Offensive kaum Defensivarbeiten zu verrichten hat, beschwört Jogis Taktik viele brenzlige Eins-zu-Eins-Situationen herauf, in denen die eigenen (eher langsamen) Verteidiger naturgemäß schlecht aussehen. Wenn ich daran denke, dass da bald wieselflinke Ghanaer oder ein Cristiano Ronaldo im Vollspeed auf Per Mertesacker (dem man in England unterstellt, dass Milch schneller umkippt, als er einen Richtungswechsel vornimmt) zurennt – au weia. WM-Fieber stellt sich bei mir immer erst ein, wenn’s tatsächlich losgeht. Von Prognosen halte ich eigentlich nichts, weil es ja sowieso ganz anders kommt als gedacht. Aber ausnahmsweise wage ich hier doch eine: Die Vorrunde schafft Deutschland locker, weil das Team anders als bei manchem rumpeligen Freundschaftsspiel nun (hoffentlich) eingespielt ist. Im Viertel- oder Halbfinale erwischen wir dann aber wahrscheinlich wieder so einen ekligen Gegner wie Italien oder Spanien, und nach dem ersten unglücklichen Gegentreffer schafft es die DFB-Elf nicht mehr, den Schalter umzulegen. Aber beim nächsten Mal wird’s dann bestimmt was mit dem ersten Titel seit 96... Zwar verabscheue ich die Machenschaften der FIFA und würde mir wünschen, dass die Fußball-WM nicht von diesem Herrenclub veranstaltet werden darf, der sich in die eigenen Taschen wirtschaftet, während die Bürger zahlen müssen. Aber: Ich liebe Fußball, vor allem die großen internationalen Turniere. Also werde ich die nächsten vier Wochen so oft es geht vor der heimischen Glotze sitzen oder beim Public Viewing mitfiebern. Und zwar nicht nur mit unseren Jungs, auch wenn ich denen natürlich besonders die Daumen drücke. Es macht nämlich viel mehr Spaß, wenn man bei einem Spiel einen Favoriten hat, das erhöht die Spannung ungemein. Wem meine Sympathien gelten, hat zugegebenermaßen nicht immer nur objektive sportliche Gründe. Meistens bin ich für die Afrikaner (außer, sie spielen gegen Deutschland), da kommt mein Herz für Underdogs durch. Und ich bin für die, die „schön“ spielen, technisch begeistern. So wie die Spanier; wobei, mit der Zeit wird zuviel Tiki-Taka auch langweilig. Mein Mann ist ja überzeugt davon, dass unsere Elf unter Jogi Löw keinen Blumentopf gewinnt. Normalerweise bin ich optimistischer. Aber dieses Mal habe auch ich ein eher ungutes Gefühl. Schon der Auftakt am Montag wird schwer, besonders wenn die Portugiesen mit Superstar Cristiano Ronaldo auflaufen können. Wenn die deutsche Mannschaft dieses Spiel aber gewinnt, dann könnte sie es sogar bis ins Endspiel schaffen. Und dort treffen unsere Jungs auf Gastgeber Brasilien. Und ich würde es vor allem Miro Klose von Herzen wünschen, dass es dann den Pott gibt: Denn für unseren „Pälzer Bu“ wird das wohl die letzte Chance auf den Titelgewinn sein. Ich hoffe, dass wieder ein Außenseiter für Furore sorgt. Wie 1990, als Kamerun in die Runde der letzten Acht einzog. Wie 1994, als Bulgarien sensationell die DFB-Elf im Viertelfinale rauskegelte. Wie 2002, als Südkorea im Halbfinale stand. Wer 2014 das Überraschungsteam werden kann? Ich denke Belgien. Der WM-Titel ist für Deutschland diesmal nicht drin. Spätestens im Halbfinale, wenn wohl Brasilien oder Spanien wartet, dürfte für Özil und Co. Schluss sein.

x