Grünstadt Bei „Dudi“ geraten die Zunftbrüder aus dem Häuschen

„Huut, Huut“, schallte es mehrmals am Montagabend durch die Räumlichkeiten des Sausenheimer Weingutes Schenk-Siebert. Die Mitglieder der Bauzunft Grünstadt, „Kleine Leichen Cassa 1778 e.V.“, hielten dort ihre 237. Hauptversammlung mit obligatorischem Weißwurstessen ab. Nur einmal jährlich findet die Zusammenkunft statt, und zwar immer am zweiten Montag im Februar.

So ist es seit knapp 240 Jahren Tradition, und jeder, der etwas vorträgt, sei es ein klassisches Gedicht oder eine Büttenrede, wie sie Andreas Garst als „Urlauber in der Schweiz“ in geschliffener Form hielt, muss den Zunfthut mit Feder, der sonst dem Zunftmeister vorbehalten ist, aufsetzen. Für den verstorbenen Zunftmeister Gernot Maus wurde einstimmig Dieter Schneider gewählt. Den „Huut“ aufsetzen musste natürlich auch der Ehrengast des Abends, das Sausenheimer Bütten-Ass Günter Dudenhöffer, der über seine knapp 25-jährige Fernsehkarriere aus dem Nähkästchen plauderte. Die rund 60 anwesenden Zunftbrüder hätten ihn am liebsten als Neumitglied aufgenommen, doch da spielt die Satzung nicht mit. Denn „Dudi“ überschreitet die Altersgrenze von 34 Lenzen deutlich. Dennoch: Was er nach seinem freien Vortrag bot, war wiederum erste Sahne. Zuerst eine „nüchterne“, mit Gags bestückte Rede, danach ein Gesangsdialog mit Gitarre, der die Höhepunkte aus der Fernsehfasnacht unter „Best Of Dudi“ als sogenannter „Rückwärtsgucker“ widerspiegelte. Die Zunftbrüder gerieten schier aus dem Häuschen, als er Ausschnitte aus seinem Repertoire als Olympiakämpfer, Wintersportler, Schlagerstar, Gourmet oder Silberhochzeiter servierte. Doch zuvor waren satzungsgemäße Aufgaben zu erfüllen. So berichtete der Erste Vorsitzende Peter Kaiser über einen Wandertag, die feste Einrichtung eines Stammtisches zweimal jährlich sowie das wertvolle Archiv des ältesten Vereines von Grünstadt, das in einer einheimischen Bank sicher untergebracht sei. 233 Mitglieder gehören zur Bauzunft, die anno dazumal als „Leichenkasse“ gegründet wurde, heute aber nicht mehr gemeinnützig sei. Einige Probleme bereite die Satzung, die als Altersgrenze für Neumitglieder 34 Jahre vorschreibe. Kaiser: „Wir können viele Interessenten nicht in den Verein aufnehmen, da sie diese Altersgrenze überschreiten.“ Mit wenigen Gegenstimmen beauftragten daher die Mitglieder den Vorstand, bis zur nächstjährigen Versammlung eine neue Konzeption vorzulegen. Kaiser: „Wir wollen die Satzung juristisch prüfen lassen und versuchen, die Altersgrenze abzuschaffen.“ Bei den Neuwahlen wurden alle Vorstandsmitglieder einstimmig wiedergewählt. Für 25-jährige Mitgliedschaft wurden Klaus Wagner und Karlheinz Schneider geehrt, für 40-jährige Treue Hermann Näser und Adolf Wolf. Neu im Verein aufgenommen wurden der 29-jährige Michael Klabunde und der 21-jährige Simon Hammer, natürlich nicht ohne den obligatorischen Vortrag von Rechner Gerd Zimmermann „Ebbes“ zu hören. Am 10. Oktober findet der Wandertag statt, am 1. Februar nächsten Jahres ausnahmsweise die Hauptversammlung, da der 8. Februar auf Rosenmontag fällt. Aus den neu gedruckten Liederheften wurden anschließend bis Mitternacht Lieder wie „Hoch auf dem gelben Wagen“ kräftig geschmettert und auf dem Akkordeon von Gerd Zimmermann musikalisch begleitet. (lau)

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