Grünstadt Auf Spurensuche mit Forschern

Diese Teile der Lancaster, die bei Laumersheim abgestürzt ist, sowie Stücke aus anderen Grabungen, werden im Museum gezeigt.
Diese Teile der Lancaster, die bei Laumersheim abgestürzt ist, sowie Stücke aus anderen Grabungen, werden im Museum gezeigt.

Lange Zeit galten sie als vermisst. Dank beharrlichen Nachforschens wurde das Schicksal eines britischen Militärbombers im Zweiten Weltkrieg geklärt, der bei Laumersheim abgestürzt war. Die Spurensuche der Hobbyforscher, die seit 1989 nach Wracks aus dem Zweiten Weltkrieg suchen, ist nun Thema der Ausstellung „Gefallen – vermisst“ im Heimatmuseum Heuchelheim.

Zur Eröffnung am heutigen Samstag, 17 Uhr, hält der Heltersberger Uwe Benkel, der die Gruppe leitet, einen Vortrag über Vermisstenforschung. Im Mittelpunkt der Power-Point-Präsentation und Ausstellung steht der am 17. April 1943 über Laumersheim abgeschossene britische Lancaster-Bomber, auf dessen Überreste die Vermisstenforscher 2012 bei Grabungen in einem Acker gestoßen waren. Dabei wurden auch Knochenteile der Besatzung gefunden. Auf das Wrack aufmerksam geworden war Uwe Benkel durch den Ludwigshafener Peter Menges, der den Absturz der Maschine als 13-Jähriger beobachtet hatte. Die Lancaster (Flug ED 427) war am Abend des 16. April 1943 auf dem englischen Militärflughafen Fiskerton gestartet, um gemeinsam mit 327 weiteren Fliegern die Skoda-Werke in Pilsen zu bombardieren. Das hatten Menges’ und Benkels Nachforschungen ergeben. Auf dem Rückflug geriet die Lancaster unter Flakfeuer, wurde getroffen und stürzte ab. Die siebenköpfige Crew war vermutlich sofort tot. Nach dem Absturz waren aber nur zwei Leichen von den Deutschen geborgen und auf dem Mannheimer Hauptfriedhof beerdigt worden. Sie wurden später von den Briten auf einen Militärfriedhof in Gmund am Tegernsee umgesetzt. Weil Schädel, Zähne und Erkennungsmarken fehlten, war keine Identifikation möglich. Die Besatzung galt bis zur Grabung in Laumersheim als vermisst. Die Hobbyforscher suchten auch nach den Familien der britischen Flieger. „Es ist unser Ziel, den Hinterbliebenen einen Ort zum Trauern geben zu können“, sagt Benkel. „Die Dankbarkeit der Angehörigen, endlich Gewissheit zu haben, war auch im Laumersheimer Fall riesengroß.“ Als die Überreste der Flieger im Oktober 2015 mit militärischen Ehren neben ihren beiden Kameraden in Gmund bestattet wurden, waren aus England angereiste Familienangehörige dabei, die später auch die Absturzstelle bei Laumersheim besichtigten. Es sind Fälle wie dieser, die Benkel und sein Team seit 1989 umtreiben. Er spricht von lebendiger Zeitgeschichte und von Völkerverständigung. Dass sich Deutsche für die Schicksale ihrer ehemaligen Kriegsgegner interessieren, werde in britischen und amerikanischen Medien sehr positiv aufgenommen, betont Benkel. Seine Arbeit, die er regelmäßig in Vorträgen vorstellt, versteht er auch als Mahnung vor dem Krieg. In Heuchelheim geht der Vermisstenforscher noch auf andere Flugzeugwracks ein, unter anderem auf zwei deutsche Jagdmaschinen, die laut Benkel am 16. Januar 1945 bei Grünstadt abgestürzt sind. Die Leichen der Piloten liegen auf dem Friedhof in Grünstadt. „Eine Exhumierung könnte uns helfen, sie zu identifizieren“, erklärt der Heltersberger, der nicht nur in diesem Fall auf weitere Zeitzeugen hofft. „Viele Schicksale sind noch nicht geklärt“, sagt Benkel. In der von der Arbeitsgruppe und der Reservistenkameradschaft Frankenthal zusammengestellten Schau sind bis zum 22. April originale Fundstücke aus Laumersheim zu sehen, aber auch Maschinenteile und Ausrüstungsgegenstände anderer Flugzeugwracks. Gezeigt werden Filme und Dokumente wie der Briefwechsel mit Angehörigen vermisster Soldaten. Der Leiter des Heimatmuseums Mathias Hüther spricht von „Geschichte zum Anfassen“. Er ist gespannt, wie Vortrag und Ausstellung ankommen werden. Frühere Schauen hätten vornehmlich die Vergangenheit der Region behandelt, sagt Hüther. „Jetzt gehen wir mit dem Thema Luftkrieg in die breite Geschichte.“ Termine —Ausstellung „Gefallen – vermisst“ von heute, Samstag, bis Sonntag, 22. April, im Heimatmuseum Heuchelheim. Geöffnet mittwochs und sonntags, 15 bis 17 Uhr. —Vortrag von Uwe Benkel über Vermisstenforschung am Samstag, 24. März, 17 Uhr, im Erdgeschoss des Museums.

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