Frankenthal Sticheleien unter Kneipenwirten

91-90257379.jpg

Die Hessen kommen mit voller Wucht. Die handelnden Personen: Hendrik „Henni“ Nachtsheim und Gerd Knebel, seit über 30 Jahren bekannt als Komikerduo Badesalz. Ermüdungserscheinungen gibt es bei ihnen nicht. Am Samstag sorgten sie im Wormser Theater nicht nur für ein ausverkauftes Haus, sondern auch für ein jubelndes und fast dauerlachendes Publikum.

Nachtsheims und Knebels neues Programm „Dö Chefs“ zeigt nicht nur viel Wortwitz, sondern so manche Eitelkeiten, die viele Zeitgenossen nicht verleugnen können. Das „Dö“ soll einfach besonders französisch klingen und „deux“ (zwei) heißen, aber so weit her ist es halt doch nicht mit der Sprachvielfalt der beiden Hessen. Als Kneipenwirte sind sie jedenfalls nicht nur selbstbewusst, sondern haben – wie gewohnt – jede Menge Ironie im Gepäck. Man könnte glatt meinen, die beiden seien bei TV-Köchen in die Lehre gegangen, die gescheiterten Restaurantbesitzern empfehlen, ihre Speisekarte überschaubar zu gestalten. Das tun die beiden Wirte, die am Stadtrand ihre Kneipen, aber leider keine Gäste haben, zur Genüge. Einer hat Rindswurst mit und ohne Brot auf der Karte sowie Grüne Soße mit oder ohne Brot, sein Konkurrent Frikadelle mit oder ohne Brot sowie Senf – das war’s. Ihre rettende Idee, um aus der doppelten Besuchermisere zu kommen, ist einfach: Mit einer Fusion soll die gastronomische Kompetenz geballt werden. Das geht natürlich nicht ohne Sticheleien, denn einer macht dem anderen die wenigen Gäste madig. Wobei die Kategorisierung deren Berufszugehörigkeit wie Boxer, Matrose oder horizontales Gewerbe nicht mehr einfach ist, wie beide feststellen. Denn Tattoos sind heute so in Mode, dass selbst die beiden Chefs überlegen, sich zur Steigerung des Geschäfts die Stirn tätowieren zu lassen. Doch manchmal helfen ihnen die Erfahrungen aus besseren Kreisen sowie aktuelle Meldungen, die manche Fragen klären. So erkennt Chef Henni schnell, dass Sprachkreationen aus einer stinknormalen Bratwurst eine Spezialität machen. Und so leiht er sich diverse Gourmetküchen-Begriffe aus, und schon vermutet der Gast eine wundersame Wandlung der Kochkenntnisse. Wirt Paul (Knebel) ist fasziniert, obwohl er darüber sinniert, ob es demnächst wohl einen Literaturnobelpreis für Speisekartenverfasser geben wird. An Ideen mangelt es den beiden Komikern und Musikern jedenfalls nicht, und auch ihre Energie ist verblüffend. Mit ihren derben, aber auch oft klugen Sprüchen halten sie ihre Fans bestens bei Laune. Nach fast zweijähriger Tourneepause beweisen sie, dass ihr Humor nach wir vor den Nerv des Publikums trifft. Inzwischen sind Nachtsheim und Knebel auch mit Soloprogrammen unterwegs, aber im Doppelpack kennen und lieben sie junge wie ältere Zuschauer. Das Hantieren mit fremden Sprachen ist zwar nicht neu, aber immer wieder köstlich. Die Verleihung des Oscars muss „Mann“ auf Englisch kommentieren, natürlich mit hessischem Einschlag. Und dann heißt es „that was not the yellow from the Ei“ oder „your are on the woodway“. Ähnlich verläuft der Besuch eines Spanischkurses. Schließlich könnte man sein Kneipenglück ja auch im warmen Spanien versuchen. Und die Träume werden ganz sicher wahr, denn echte Stars und C-Promis sind bereits in Videos mit dem Wirteduo zu bewundern. Dem Duo Badesalz gehen weder der Redefluss noch die Fantasie aus.

x