Frankenthal Schaugraben, puzzeln oder nur gucken

Hineinschnuppern, wo sonst Türen verschlossen sind, mit Experten ein Gebäude entdecken, an dem man täglich vorbeigeht, ohne zu ahnen, welche Pracht sich im Innern entfaltet, welche Geschichte dahintersteckt, welche Mächtigen hier gelebt haben. Eine gute Gelegenheit zu all dem bietet der Tag des offenen Denkmals, zu dem für kommenden Sonntag, 10. September, unter dem Motto „Macht und Pracht“ wieder Eigentümer, Vereine, Initiativen und Kommunen einladen.

Seit 1993 gibt es in Deutschland den Tag des offenen Denkmals, neun Jahre nachdem die Idee in Frankreich geboren worden war und 1991 vom Europarat aufgegriffen wurde. Beim ersten Denkmaltag besichtigten zwei Millionen Besucher 3500 Denkmale in 1200 Gemeinden. Im vergangenen Jahr wurden über 8000 Denkmale in mehr als 2600 Kommunen für rund vier Millionen Besucher geöffnet. In unserer Region haben viele Denkmale geöffnet, auch solche, die wie der Wasserturm in Mannheim oder Bunker in Ludwigshafen eher verschlossen sind für Besucher. Alle Angebote aufzuzählen, würde den Umfang hier sprengen. Wer wissen will, ob in seiner direkten oder weiteren Umgebung Denkmale offen sind, sei an eine Liste der Deutschen Stiftung Denkmalschutz verwiesen. Die Adresse befindet sich am Artikelende. In Frankenthal steht das 1843 errichtete Verwaltungsgebäude der früheren Zuckerfabrik. Im 19. Jahrhundert war die Firma wohl einer der wichtigsten Arbeitgeber und Steuerzahler, die Stadt prägte. Heute befindet sich hier die Städtische Musikschule. Der Treppenaufgang ist Treffpunkt für die Führung um 14.30 Uhr. Gleich in zwei Führungen um 14.30 und 16.30 Uhr (Treffpunkt Schlosshof Junkergasse) steuern die Heimatfreunde in Lambsheim repräsentative Bauten im und um den alten Ortskern an. Unter anderem das Meckenheimersche Schloss, das um 1500 erbaut wurde, Villen sowie ein ehemaliges Jagdschloss. In Dirmstein gibt es um 10, 11 und 12 Uhr Führungen durch die Zweikirche (Simultankirche) St. Laurentius. Das Besondere an dem barocken Gebäude ist laut Kulturverein St. Michael, dass sich gerade in der Bauweise konfessionelle Unterschiede zwischen Katholiken und Protestanten äußerten. Im ehemaligen Frankenthaler Landkreis wäre Eisenberg ein Anziehungspunkt. Hier gibt es zwischen 11 und 16 Uhr stündliche Führungen durch den sonst verschlossenen Landschaftspark Friedrich von Gienanth. Der wohlhabende Gießereibesitzer ließ den ummauerten Park um 1833 mit einer Verbindung zur Eisenhütte anlegen. Vorträge, aktuelle Forschungsberichte, Schaugrabungen, ein Römerfest und natürlich Führungen gibt es zwischen 10 und 17 Uhr durch das römischen Vicus in Eisenberg. Die ersten Gebäude in Holzbauweise entstanden in diesem Dörfchen Mitte des 1. Jahrhunderts nach Christus, wurden dann aber sukzessive durch Stein- oder Mischbauten ersetzt. Der Zerfall vollzog sich langsam, vermutlich wurden noch um 450 einige der Häuser genutzt. Das herrschaftliche Gartenhaus im Retzerpark in Freinsheim wurde als Spital bezeichnet, weil es zu einer karitativen Stiftung gehörte. Es ist von 11 bis 16 Uhr geöffnet, Führungen gibt es um 13, 14 und 15 Uhr. Im Ort ist auch der Von-Busch-Hof zu besichtigen (Führungen um 12, 14 und 16 Uhr), der auf ein mittelalterliches, klösterliches Hofgut zurückgeht. In Speyer stehen Dom und Gedächtniskirche im Mittelpunkt des Denkmaltages. Eine Führung um 12.30 Uhr im Dom steht unter dem Motto „Der Dom – ein Kaiserpalast?“, und in der Domkrypta gibt es um 14 Uhr einen Vortrag mit praktischer Anschauung zum Thema „Des Kaisers letzte Kleider. Die Textilien aus den Herrschergräbern im Dom zu Speyer“. Das wertvolle Evangeliar Codex Aureus wird um 15 Uhr geöffnet und Kinder dürfen sich verkleiden und „Heute ein Kaiser“ sein. Barocke Bauten im Zentrum, die ehemalige Kaiser-Wilhelm-Kaserne in der Neckarstadt, fränkische Bauernhöfe in Seckenheim sind unter anderem Ziele in Mannheim. Selten öffnen sich die Türen der Sternwarte in A 4, 6, oder des um 1885 erbaute Wasserturms mit einem Fassungsvermögen von 2000 Kubikmeter Wasser. Ebenso dürfte der Einstieg ins Kanalsystem der Stadt spannend sein, das ab 1891 entstand und immer noch seine Zwecke erfüllt. Kirchen, die Schlösser in Ruchheim und Maudach laden in Ludwigshafen zur Besichtigung ein. Normalerweise verschlossen sind die Bunker der Stadt. Geöffnet haben der fünfgeschossige Bunker in der Valentin-Bauer-Straße 2 und der achteckige Betonturm in der Rollesstraße 14 im Stadtteil Hemshof, der, 1975 von Friedrich Ernst von Garnier, dem Begründer der Organischen Farbigkeit, gestaltet , als Kul-Turm die Blicke auf sich zieht. Heylshof und Heylshofpark, Herrnsheimer Schloss mit englischem Landschaftspark haben am Denkmaltag in Worms geöffnet. Ebenfalls das Dienstgebäude des Landesbetriebs Mobilität. Im früheren, aufwendig gestalteten Verwaltungsgebäude der Lederwerke Doerr und Reinhart in der Schönauer Straße werden Führungen um 11 und 14 Uhr angeboten und ein Blick in den Festsaal geworfen, wo Exponate aus der Geschichte der Lederindustrie und besondere Ledererzeugnisse gezeigt werden. Im Petersdom wandelt um 16 und 17.30 Uhr Dompropst Tobias Schäfer auf den Spuren der Päpste als Ergänzung zur Ausstellung „Die Päpste“ in den Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen. Geöffnet sind auch das Reichsstädtische Archiv mit seiner reichen Ausmalung aus der Zeit um 1885 im älteren Teil des Wormser Rathauses am Marktplatz, das Wormser Theater und das Nibelungenmuseum. In der Dreifaltigkeitskirche wird aus Anlass des Lutherjahrs aus 95 Puzzleteilen ein Monumentalporträt von Luther des Künstlers Michael Apitz zusammen mit dem Publikum ab 13 Uhr aufgebaut. Voraussichtlich soll die Aktion rund eine Stunde dauern. Noch Fragen? Alle Denkmäler, Öffnungs- und Führungszeiten sowie Infos dazu werden auf der Internetseite tag-des-offenen-denkmals.de/laender/rp/ aufgeführt. Außerdem ist eine kostenlose Broschüre im Rathaus Frankenthal, Info-Schalter, erhältlich.

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