Frankenthal „Niederlagen regen zum Nachdenken an“

Kritischer Blick: Fabian Rozwadowski während des Finals gegen den UHC Hamburg.
Kritischer Blick: Fabian Rozwadowski während des Finals gegen den UHC Hamburg.

«Hamburg.» Die erste Niederlage in der Hallenrunde kam für die Herren des Clubs an der Alster zum schlechtesten Zeitpunkt. Ausgerechnet im Finale verlor das Team mit Trainer Fabian Rozwadowski (35) 5:8 gegen den UHC Hamburg. Im Interview spricht der langjährige Coach der TG Frankenthal über die Enttäuschung nach dem Endspiel, die Lehren aus dem Final-Four-Turnier und abstürzende Handys.

Herr Rozwadowski, wie groß ist die Enttäuschung nach der Finalniederlage gegen den UHC Hamburg?

Am Sonntag, direkt nach Abpfiff, war sie sehr groß. Im Laufe des Abends ging’s dann wieder. Und mit Blick in die Zukunft hält sie sich in Grenzen. Ich habe das mit meinem Staff schon ein bisschen analysiert. Wir haben im Laufe der Runde viele Spiele knapp gewonnen, weil wir sehr effektiv waren. Es war ein riesen Erfolg, die Truppe so schnell zu formen und um den Titel mitzuspielen. Das Team ist noch unfassbar jung. Wenn wir so weitermachen, war es nicht das letzte Finale für uns. Was hat im Finale den Unterschied gemacht? Man hatte den Eindruck: Der UHC wollte, wir mussten gewinnen. Dafür waren wir noch nicht reif genug. Der UHC hat befreit aufgespielt. Wir sind fast vom Start weg immer einem Rückstand hinterhergelaufen. Immer, wenn wir den Anschlusstreffer oder gar den Ausgleich geschafft haben, haben wir direkt wieder ein Gegentor bekommen. Das hat uns das Genick gebrochen. Die erste Saisonniederlage ausgerechnet im Finale. Macht es das besonders bitter? Es ist immer bitter, wenn man gegen einen Rivalen verliert. Besonders bitter würde ich nicht sagen. Ein Finale zu verlieren ist bitter genug. Der Club an der Alster hat den UHC in der Vorrunde noch hinter sich gelassen. Was war am Sonntag anders? Gar nicht mal so viel. Der UHC war einfach effektiv im Schusskreis. Wir haben zu viele Fehler gemacht. Die haben wir auch schon in der Gruppenphase gemacht, aber da hat sie der UHC noch nicht genutzt. Insofern war es vielleicht ein Trugschluss, dass wir am Ende vor dem UHC in der Tabelle standen. Das hat uns auch emotional unter Druck gesetzt. Welche Lehren ziehen Sie aus dem Final Four? Man lernt sehr viel, die Spieler, die Trainer ... Die Aufarbeitung wird noch etwas dauern. Aber ich denke, es bringt uns weiter im taktischen und auch im menschlichen Bereich. Man lernt die Mannschaft besser kennen. Auf die ganze Runde bezogen haben wir viel gut gemacht. Was kann die Niederlage dem Team bringen? Rückt die Mannschaft noch enger zusammen? Niederlagen regen stark zum Nachdenken an. Man entwickelt Ehrgeiz, es beim nächsten Mal besser machen zu wollen. Beim UHC hat sich diese Generation mit dem letzten Anlauf belohnt. Auf dem Niveau wird einem eben nichts geschenkt. Auffallend in dieser Hallenrunde war die Dominanz der Teams aus den Nord- und West-Gruppen. Was läuft da anders, außer den finanziellen Möglichkeiten? Geld wird oft als erster Grund genannt. Aber die Spieler sind bei den Vereinen, weil dort die beste Infrastruktur ist. Wir hatten in Stuttgart für Damen und Herren einen Betreuerstab, der zehn Mann stark war. Die Spieler gehen dorthin, weil sie sich die besten Entwicklungschancen für sich versprechen. Vieles liegt auch an der Breite des Hockeys. Bei uns im Clubhaus haben 400 Leute den Livestream verfolgt. Und in Stuttgart waren in der Halle noch Plätze frei ... Kritik am Austragungsort des Final Four? Nein. Aber in Hamburg wären doppelt so viele Leute beim Finale gewesen. Auch wenn die Endrunde im Westen stattgefunden hätte, hätten sich am Sonntag noch mal Hunderte aus Hamburg auf den Weg gemacht. Sie haben innerhalb von zwei Jahren den Sprung vom Mittelfeld in der Zweiten Bundesliga ins Final Four geschafft. Wie oft müssen Sie sich kneifen, ob der Entwicklung? Ja, das ist mir nach dem Viertelfinale auch schon mal durch den Kopf gegangen. Es ist alles so unfassbar schnell gegangen, auch mit der Mannschaft. Und plötzlich steht man im Finale und das Handy stürzt ab, weil Hunderte von Glückwunschnachrichten eingehen. Das war schon ein bisschen surreal. Aber es ist auch nicht so, dass ich nie das Ziel hatte, als Trainer weiterzukommen. Bleibt die Mannschaft zusammen? Ja. Der Kern des Teams bleibt. Wir haben ein junges, talentiertes Team, und ich habe für meine Spieler auch klare langfristige Erwartungen und Rollen. Aber natürlich werden wir uns verstärken, damit wir auch in Zukunft wieder im Finale spielen. | Interview: Christian Treptow

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