Frankenthal „Mein Leben in einem Tornado“

Der Blues-Boom der 1960er ist lange vorbei, doch dann und wann bringt diese Musikgattung außergewöhnliche Künstler hervor, die Virtuosität mit exzellentem Songwriting verbinden und dem Blues neues Leben einhauchen. Joe Bonamassa ist einer von ihnen. Als Gitarrist der Extraklasse kann er sämtliche Stile und Spielarten aus dem Handgelenk schütteln. Am Donnerstag, 25. September, um 20 Uhr gastiert er in der Mannheimer SAP-Arena.

Mit seinen 37 Jahren blickt Bonamassa schon auf ein Vierteljahrhundert Karriere zurück, die begann, als der Zwölfjährige von niemand geringerem als B. B. King entdeckt wurde, der ihn im Vorprogramm spielen ließ. Der Bluesrocker aus New Hartford, New York, favorisierte schon früh die englischen E-Gitarristen und nennt als Haupteinflüsse Eric Clapton, Jimmy Page, Paul Kossoff von Free, John Mayall’s Bluesbreakers, Jethro Tull, insbesondere ihre Gitarristen Martin Barre und Mick Abrahams. Aber auch akustisch scheint es für Joe Bonamassa keine Schwierigkeiten zu geben, so volltönend wie Leo Kottke zu klingen. Akkord- und Solospiel wechselt er mit atemberaubender Schnelligkeit, ohne den Flow eines Stücks zu verändern. Eric Clapton hält Joe Bonamassa für einen erstaunlichen Gitarristen. „Man muss ihn gehört haben“, sagt er. Vor ein paar Jahren hat Bonamassa den internationalen Durchbruch geschafft und bespielt mittlerweile die größten Hallen. Dann und wann kehrt er aber in die kleinen Clubs zurück, was letztes Jahr mit der DVD „Live in London“ dokumentiert wurde. In den letzen Jahre entwickelte sich Bonamassa zu einem Hansdampf in allen Gassen, der seinen Ruhm in allen Sektoren festigen will, indem er von Projekt zu Projekt eilt: Zum Beispiel begann er Januar 2010 mit seiner Zweitband Black Country Communion nach dem Erscheinen der ersten gleich die zweite Platte zu produzieren. Anschließend komprimierte er seine eigenen Songideen „in nur zwei bis drei Wochen“, wie er sagt, in zwölf neue Lieder für das 2011er-Soloalbum „Dust Bowl“. Danach startete er sofort die Studioarbeit mit der Sängerin Beth Hart, um mit ihr das Album „Don’t Explain“ zu veröffentlichen. Und nebenher lieferte Bonamassa noch zwei Gastbeiträge für den Mountain-Gitarristen Leslie West für dessen Soloscheibe ab. 2012 fuhr er die ersten Früchte seiner Liveaktivitäten ein: Für die Live-DVD „Live From the Royal Albert Hall“ konnte er seine erste Goldene Schallplatte in Empfang nehmen. Im gleichen Jahr veröffentlichte er auch noch das nächste Soloalbum „Driving Towards the Daylight“ und die dritte Platte mit Black Country Communion. 2013 hat er sogar schon eine Jazzrockscheibe unter dem Namen „Rock Candy Funk Party“ veröffentlicht. Der Titelsong „Dust Bowl“ vom gleichnamigen Album bildet seinen Lebensstil ab: „Er zeigt, wie überaus produktiv mein Leben in einem Tornado ist und wie ich das weiter so durchziehe.“ Nach einer kurzen Ruhepause erscheint am 22. September mit „Different Shades of Blue“ das elfte. Studioalbum in sechs Jahren unter seiner maßgeblichen Beteiligung. In seiner aktuellen Show kann man daraus einige der neuen Songs hören.

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