Frankenthal Karibisches Flair in Eppstein

In die Karibik entführte der Turn- und Sportverein Eppstein sein Publikum bei zwei Prunksitzungen am Freitag und Samstag im jeweils nicht ausverkauften Saal des TSV-Heims. Das Programm war fast eine Weltreise, auch mit Einblicken in die Unterwelt.

Im Hier und Jetzt leben die aktiven Fußballer des TSV – musikalisch. Sie hatten am Ende einer rund fünfeinhalbstündigen Sitzung als Schlussnummer noch Luft, um den Saal, in dem einige doch Ermüdungserscheinungen zeigten, noch einmal aus der Reserve zu locken. Wie? Mit einer Hitparade, bei der natürlich Helene Fischers „Atemlos“ nicht fehlen durfte, ebenso wenig wie einer der großen Hits von Udo Jürgens: „Griechischer Wein“. Da machten die Jungs in der von Christian Schmitt moderierten Show eine richtig gute Figur. Figürlich naturgemäß unterschiedlich gebaut waren die einzelnen Teilnehmer bei der Vorführung der Eltern-Kind-Akrobatik. Das hatte den Vorteil, dass man Pyramiden mit stabilen Grundpfeilern und leichtern Gipfelstürmern bauen konnte. Die Kindertanztruppe blieb zwar lieber auf dem Boden, doch sie zeigte mit einer gut einstudierten Nummer, dass sie es ebenfalls schon einiges drauf hat. Als Running Gag gab immer wieder Robäääärt (Robert Jurasek) Einblicke in sein tänzerisches Können. Drei Eigengewächse gingen in die TSV-Bütt. Protokoller Rüdiger Matschul nahm wie gewohnt kein Blatt vor den Mund, als er die Weltpolitik aufs Korn nahm. Lokalpolitisch wurde er, wie er leicht verärgert anmerkte, zensiert, durfte nicht alle Beiträge, die er geschrieben hatte, vorlesen. Mit Blick auf das Frankenthaler Rathaus meinte Matschul: „Der Nachfolger von Theo Wieder muss sich im Klaren sein, dass er tritt in verdammt große Fußstapfen rein.“ Und den besten und günstigsten Glühwein aller Frankenthaler Weihnachtsmärkte, den gebe es natürlich in Eppstein, warb der Protokoller für sein Heimatdorf. Inge Hinkel stimmte als emanzipierte Frau ein Loblied auf ihre Geschlechtsgenossinnen an: „Befreit die Welt von Männern, wir sind doch die echten Renner“. Am Ende schlug sie aber versöhnlicher Töne an. Unter dem Motto „Ein Mann ein Wort“ stellte dagegen Helmut Kößling seinen Redebeitrag. Gesanglich entführte das Knoblauch-Duo (TSV-Vorsitzender Gerhard Sauvage, Jürgen Stalla) in die schottischen Highlands und nach Frankreich. Mehr als in den Jahren zuvor war der TSV für seine Prunksitzung auf Fremdarbeiter angewiesen. Wobei Kurt Knauber (Jens Gabler) ja nur bedingt dazu zählt, ist der Apotheker doch grenznah angesiedelt. Pegida hielt er zuerst für ein neues Ikea-Regal. Mit seinen Geschichten mit saarländischem Humor ums Hertha (Schwiegermutter) und ums Roswitha (Ehefrau) hatte er den Saal schnell im Griff. Fremd sind sie sich ebenfalls schon lange nicht mehr, die Mörscher Wasserhinkele und die Sportler des TSV, im Gegenteil, die Gruppierungen sind inzwischen laut Gerhard Sauvage wechselseitig durchdrungen. So wirkt der Trainer der TSV-B-Klassen-Fußballer, Tobias Hinkel bei den Hinkele mit, sind viele Hinkele – wie Fernando und Carlos König – Mitglied im TSV. Deutsche Seefahrerromantik zauberten die beiden Könige und das doppelte Hinkel auf die karibische Bühne. Weitere Hinkele peppten das TSV-Programm auf, wie die Juniorengarde, die zu Fluch der Karibik tanzte, Frauenversteher Luca Lo Porto erzählte von seinen Beziehungen und Bastian Lutz gab den Knotterhannes. Ganz gewiss nicht mehr fremd, da schon viele Jahre dabei, sind die Tanzgruppen der Bobenheimer Zellerieköpp. Die Männer entführten in die Unterwelt des Heidelberger Schlosses, die Damen in arabische Gefilde. Beides war sehr gut gemacht. Musikus Rainer Hannemann – ein Eppsteiner – sorgte dafür, dass das Publikum sich immer einmal bei Schunkelrunden ausschütteln konnte. Die Leitung im karibischen Narrenschiff hatte Ben Sorg mit seiner Moderation inne. Insgesamt schlagen die Fasnachtswogen beim TSV aber nicht mehr ganz so hoch wie in den Vorjahren. Am Samstag war der Saal nur spärlich gefüllt. Es ist ein Generationswechsel im Gange. (nt)

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