Frankenthal Jakobsweg in voller Montur

Michael Weiner geht für andere durchs Feuer. Und das nicht nur von Berufswegen, weil er als Brandoberinspektor bei der Berufsfeuerwehr Mannheim aktiv ist, sondern auch in seiner Freizeit. Ab dem 23. März macht sich der 29-Jährige in voller Einsatzausrüstung ab Saint-Jean-Pied-de-Port auf den 880 Kilometer langen Jakobsweg und sammelt dabei Spenden für Brandopfer.

Eine große Jakobsmuschel baumelt als Erkennungszeichen vom Sauerstoffgerät des Feuerwehrmanns. „Unseres Wissens ist er der Erste, der diesen Weg mit solch einer Ausstattung absolvieren will“, erklärt Mannheims Bürgermeister Christian Specht (CDU) bei der Vorstellung des Projekts. Rund 25 Kilogramm Zusatzgepäck – neben der Sauerstoffflasche noch die feuerfeste Kleidung, der Helm und ein kleiner wasserdichter Seesack für die persönliche Kleidung – nimmt der Feuerwehrmann mit auf seinen Weg von Frankreich ins spanische Santiago de Compostela und weiter nach Kap Finisterre, dem „Ende der Welt“. Paulinchens Jakobsweg nennt Michael Weiner seinen Spendenlauf, für den er vorab um Unterstützer wirbt. Paulinchen heißt der Verein, den eine Mutter 1993 als Unterstützung für brandverletzte Kinder ins Leben gerufen hatte. „Jedes Jahr müssen 30.000 Kinder mit Verbrennungs- oder Verbrühungsverletzungen in ärztliche Behandlung“, berichtet Weiner. Dabei sei die Erstversorgung in der Region zwar hervorragend, ergänzt Specht. „Aber das Leid für viele Betroffene beginnt erst danach, wenn die jungen Patienten wieder zurück in ihre Familien kommen und dort das komplette Leben umkrempeln.“ Der Verein berät vorab und bietet betroffenen Eltern Rat und Unterstützung an, wenn doch einmal ein Kind zu Schaden gekommen ist. „Jeder Kollege lernt deshalb schon sehr früh, wer Paulinchen ist und was der Verein macht, auch wenn bei meinen Einsätzen glücklicherweise noch nie ein Kind unter den Verletzten war“, sagt Weiner. Der Wunsch zu helfen reicht weit über den Beruf hinaus – „so wie bei den meisten unserer Kollegen“, wie Specht betont. Zu Weiner hat der Bürgermeister eine ganz besondere Beziehung. „Ursprünglich hat er als Student der Wirtschaftsinformatik im dualen Studium bei der Stadtverwaltung begonnen. Er sollte unseren IT-Bereich umkrempeln“, so Specht. Bei einem Auslandssemester in Kalifornien entdeckte der Student seine wahre Berufung. „Da habe ich der Feuerwehr vor Ort spontan bei einem Waldbrandeinsatz geholfen“, berichtet der 29-Jährige. Nach der Rückkehr nach Mannheim trat er der Freiwilligen Feuerwehr bei, Specht gewann ihn 2011 für die Berufsfeuerwehr. Er wolle anderen Menschen beistehen, betont Weiner. So wie jetzt mit seiner Wanderung, für die er um Unterstützung wirbt. „Die Reisekosten trage ich komplett selbst.“ 35 Tagesetappen hat sich der Brandoberinspektor vorgenommen und trainiert dafür in Einsatzkleidung am Neckarufer und auf dem Laufband eines Fitnessstudios. „Im Schnitt laufe ich etwa 30 Kilometer am Tag.“ Für jeden Kilometer wirbt er um Spender und Paten, die für 25 Euro ihren persönlichen Kilometer auf der spirituellen Wanderung erhalten. Die ersten 1000 Meter übernahm die Stadt Mannheim, 104 weitere Paten hat Weiner bereits angeworben. Er verspricht: „Jeder Euro kommt bei Paulinchen an.“ Wer Michael Weiner und den Verein unterstützen möchte, kann dies im Internet unter www.paulinchens-jakobsweg.de tun. Dort will der Informatiker seine Unterstützer mit Bildern und Informationen zum Projekt auf dem Laufenden halten.

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