Frankenthal Im Kinosessel in die Oper: „Klassik im Lux“ startet in die neue Saison

„Das Rheingold“ bildet den Auftakt zu Wagners Ring-Zyklus. Das Lux-Kino überträgt die Oper am 20. September.
»Das Rheingold« bildet den Auftakt zu Wagners Ring-Zyklus. Das Lux-Kino überträgt die Oper am 20. September.

Mit acht Terminen startet die Reihe „Klassik im Lux“ ab kommender Woche in eine neue Saison. Das Frankenthaler Kino zeigt dann wieder Liveübertragungen aus dem Royal Opera House in London. Neben Opern von Wagner, Puccini, George Bizet und Umberto Giordano sind gleich vier Ballettaufführungen zu sehen.

Vor etwa neun Jahren hat Kino-Chef Christian Kaltenegger die Reihe aus der Taufe gehoben. Auch wenn er selbst kein Klassik-Fan ist, sei er damals den Wünschen des Kinopublikums nachgekommen. Die Reihe etablierte sich schnell, bis zu 100 Klassikliebhaber hätten allmonatlich die Übertragungen aus der Londoner Oper in den Frankenthaler Kinosesseln verfolgt. Dann kam die Pandemie. Monatelang musste das Kino geschlossen bleiben, durfte danach nur mit Einschränkungen wieder öffnen.

Im regulären Kinobetrieb ist mittlerweile wieder weitestgehend Normalität eingekehrt, wie jüngst das Kinofest am 9. und 10. September mit vielen vollen Sälen bewiesen habe, erzählt Kalteneggers Sohn Sebastian, der das Lichtspielhaus gemeinsam mit seinem Vater betreibt. Bei der Klassik-Reihe jedoch sei das alte Stammpublikum noch nicht wieder zurück. Kaltenegger schätzt, dass die – zumeist älteren – Opernliebhaber nach wie vor vorsichtig in Bezug auf das Coronavirus seien. Dass die Nachfrage nach klassischer Musik in Frankenthal aber durchaus gegeben sei, beweise hingegen beispielsweise das Maastricht-Konzert mit André Rieu, das Ende August im Lux-Kino gezeigt wurde und nach Kalteneggers Angaben nahezu ausverkauft war.

Von Klangtechnik überzeugt

Und auch wenn die Publikumsresonanz bei „Klassik im Lux“ bisher noch etwas hinter den Erwartungen der Kinobetreiber herhinke, die Reihe soll auf alle Fälle fester Bestandteil im Programm bleiben, betont Sebastian Kaltenegger, auch wenn man nur für ein kleines Publikum spiele. Denn das wiederum zeige sich oftmals sehr dankbar für das Angebot, meint Kaltenegger und erzählt etwa von einer älteren Dame, die regelmäßig extra aus Mannheim ins Frankenthaler Kino käme, weil ihr die Übertragungen dort klangtechnisch besser gefallen als etwa Aufführungen im hiesigen Nationaltheater. Oft höre er auch, dass das Kino eine große Chance biete – von Gästen, die gesundheitlich nicht mehr in der Lage wären, eben mal in die britische Hauptstadt zu fliegen.

Eine Kette zerstörerischer Ereignisse

Live aus der Royal Opera in London werden bis Juni gleich acht Aufführungen zu sehen sein. Gesendet werden die Bühnenstücke live per Satellit. Los geht es am 20. September mit „Das Rheingold“, das erste Kapitel von Richard Wagners Ring-Zyklus in einer Neuinterpretation von Barrie Kosky, unter der musikalischen Leitung von Antonio Pappano. Der Auftakt handelt vom kostbaren Nibelungenschatz, der von Alberich aus dem Rhein gestohlen wird. Damit löst der Zwerg eine Kette von zerstörerischen Ereignissen aus, die Götter und Sterbliche über Generationen hinweg gegeneinander aufbringen.

Weiter geht es am 7. November mit „Don Quichotte“ und einer Aufführung des Royal Ballet. Das komische Ballett des Choreografen Marius Petipa zur Musik von Léon Minkus ist angelehnt an den berühmten Roman „Don Quijote“ von Miguel de Cervantes. Es erzählt die Abenteuer des exzentrischen Edelmannes und seines treuen Knappen Sancho Panza, die dabei helfen, ein lebhaftes junges Paar zusammenzubringen.

„Nussknacker“ von Peter Wright

Passend zur Weihnachtszeit steht am 12. Dezember Tschaikowskys Ballettstück „Der Nussknacker“ auf dem Programm. Am Weihnachtsabend treten Clara und ihr verzauberter Nussknacker ein magisches Abenteuer an, in dem sie gegen den Mäusekönig kämpfen und die Zuckerpflaumenfee im glitzernden Königreich der Süßigkeiten besuchen. Die Inszenierung von Peter Wright für das Royal Ballet mit opulenten Kostümen von Julia Trevelyan Oman verbindet laut Ankündigung die Spannung des Märchens mit spektakulärem Tanz.

Aus der Feder des britischen Tanzdramatikers Kenneth MacMillan stammt das narrative Ballet „Manon“, dass das Lux-Kino am 7. Februar überträgt. Es basiert auf dem Roman Manon Lescaut von Antoine-François Prévost aus dem Jahr 1731. Zur Musik von Jules Massenet erzählt MacMillan, der von 1970 bis 1986 Ballettdirektor am Royal Ballet war, die tragische Geschichte des Liebespaares Manon und Des Grieux, die in wilder Leidenschaft beginnt und in trostloser Ausweglosigkeit endet.

Tragisches Schicksal einer Geisha

Weiter geht es am 26. März mit Puccinis Oper „Madama Butterfly“. in einer Inszenierung von Moshe Leiser und Patrice Caurier, die inspiriert ist von europäischen Japanbildern des 19. Jahrhunderts. Als die junge Geisha Cio-Cio-San den amerikanischen Marineoffizier Pinkerton heiratet, glaubt sie, dass sie eine echte, verbindliche Ehe fürs Leben eingeht. Als sie ihre Religion und ihre Gemeinschaft aufgibt, erfährt sie zu spät, dass ihre Ehe für Pinkerton nur eine Illusion ist – mit tragischen Folgen.

„Schwanensee“ ist bis heute eines der beliebtesten und bekanntesten Ballettkompanien. Tschaikowskis Klassiker in der Version von Marius Petipa und Lew Iwanow zeigt das Lux am 24. April. Es handelt von Prinz Siegfried, der sich in die schöne Prinzessin Odette verliebt, die sich durch einen Zauber jeden Morgen in einen Schwan verwandelt und nur durch die wahre Liebe erlöst werden kann.

Jonas Kaufmann in „Andrea Chénier“

Georges Bizets „Carmen“ in der sinnlichen Inszenierung des Regisseurs Damiano Michielett gilt als eine der meistaufgeführten Werke des Opernrepertoires und wird am 1. Mai im Lux zu sehen sein. Die Oper handelt von der attraktiven und selbstbewussten Carmen und dem Soldaten Don José, der ihr rettungslos verfällt, sie durch seine Liebe aber auch einengt. Ein Konflikt zwischen Freiheit und Liebe entsteht – mit tödlichen Konsequenzen.

Den Abschluss der Reihe bildet am 11. Juni Umberto Giordanos „Andrea Chénier“. Der deutsche Opernsänger Jonas Kaufmann spielt die Hauptrolle in David McVicars Inszenierung unter der Leitung seines langjährigen Weggefährten Antonio Pappano, der mit Giordanos historischem Drama über Revolution und verbotene Liebe seine letzte Produktion als Musikdirektor der Royal Opera gibt.

Im Netz

Den gesamten Spielplan für die Reihe „Klassik im Lux“ gibt es auch im Internet unter www.lux-kinos.de. Karten gibt es inline sowie an der Kinokasse im Lux, August-Bebel-Straße 7-9.

In der Balletaufführung „Don Quichotte“ hilft der Titelheld dabei, ein junges Paar zusammenzubringen.
In der Balletaufführung »Don Quichotte« hilft der Titelheld dabei, ein junges Paar zusammenzubringen.
x