Frankenthal Ein Teller Reis als Tagesration

„Wir können nicht alle Probleme lösen. Wir wollen aber den Ärmsten der Armen ein würdigeres Leben ermöglichen.“ So beschreibt Pater Franklin Rodrigues im Gespräch mit der RHEINPFALZ seine Philosophie. Im Norden Indiens hat er in fast 30 Jahren zahlreiche Hilfsprojekte ins Leben gerufen. Gerade in der Pfalz hat er viele Unterstützer; daher ist er zurzeit hier zu Gast, um über den Stand der Arbeit zu informieren.

Pater Franklin gehört zur Ordensgemeinschaft Society of Francis Xavier (SFX). Sechs Wochen ist er in Deutschland, um über die Situation in seiner Heimat zu berichten, wo Hunger und Krankheiten noch immer die größten Probleme sind. Die Kontakte zu Frankenthal gehen auf Pfarrer Andreas König von St. Jakobus im Pilgerpfad zurück. Er kennt Pater Franklin seit mehr als 20 Jahren. Bei zwei Besuchen in Indien konnte er sich selbst davon überzeugen, dass die Spendengelder, mit denen er und seine Pfarreien die Projekte tatkräftig unterstützen, gut angelegt sind und Früchte tragen. Pater Franklin stammt aus Goa, einer ehemals portugiesischen Provinz an der Westküste Indiens. Gute Deutschkenntnisse hat er sich am Goethe-Institut in Bombay erworben. Seine Wirkungsstätte wurde 1986 die Umgebung von Bhopal, das zwei Jahre zuvor durch eine verheerende Chemiekatastrophe traurige Berühmtheit erlangt hatte. Überwiegend mit Geldern aus Deutschland baute er für die Obdachlosen über 400 bescheidene Behausungen, errichtete eine Leprastation, in der mittlerweile mehr als 2000 Kranke medizinisch versorgt wurden, und gab Waisenkindern aus der gesamten Provinz in Nagar Haveli ein neues Zuhause. Betreut werden sie von Ordensschwestern und weltlichen Mitarbeitern. Auch die Bildung liegt Pater Franklin sehr am Herzen. „Die staatlichen Schulen in Indien taugen nichts“, beklagt er. Daher baute sein Orden neben Schulen auch Hostels (Unterkünfte für Schulkinder) und einfache Balwadis (Vorschulkindergärten). Das Nebeneinander von Christen und Hindus läuft nach seinen Beobachtungen recht problemlos. Religionsunterricht steht nicht auf dem Stundenplan, nur täglich ein gemeinsames Gebet. Mit dem Bau von 430 Brunnen hat Pater Franklin dafür gesorgt, dass die Menschen sauberes Trinkwasser bekommen, auch wenn sie dafür weite Wege in Kauf nehmen müssen. Als dauerhaftes Selbsthilfeprogramm bezeichnet er das Ziegenprojekt, bei dem die Frauen im Dorf zwei Tiere bekommen und den ersten weiblichen Nachwuchs an die nächste arme Familie weitergeben – eine Art Schneeballsystem mit Kosten von 70 Euro pro Ziege. Obwohl er schon 74 ist, denkt Pater Franklin nicht ans Aufhören. Sein Organisationstalent wird mehr denn je gebraucht – auch um Spenden zu sammeln. Denn das Geld für Nahrung wird immer knapper. Zu der vom Orden organisierten Armenspeisung in der Millionenstadt Kalkutta kommen täglich bis zu 500 Kinder. „Wir können aber nur 200 aufnehmen.“ Der Teller Reis mit Gemüse und Linsensoße, den sie bekommen, muss für den ganzen Tag reichen. Betroffen machende Worte fand der Gast aus Indien in seiner Predigt beim Gottesdienst in St. Jakobus: „Es fällt uns schwer, das Elend von vielen Kindern ohnmächtig zu sehen und nur den am stärksten Betroffenen helfen zu können. Manchmal hilft nur noch schreien, wenn man die Not dieser Unschuldigen sieht. Unsere Häuser füllen sich ständig, und es werden immer mehr …“ (loi)

x