Frankenthal Ein Tänzchen für Freddy

Ein großes und bewegendes Stück Musikgeschichte vereint sich in der „Tanzhommage an Queen“ mit klassischem und modernem Ballett. Die ganze Bandbreite der erfolgreichen Band, die über zwei Jahrzehnte in ihrer Gründungsform bestehen blieb, setzten die Tänzerinnen und Tänzer des ungarischen Nationalballetts Györ am Donnerstag bei ihrem Gastspiel im Wormser Theater wunderbar in Szene.

„Ich möchte meine Verehrung für eine der größten Rockgruppen aller Zeiten ausdrücken“, wird Choreograf Ben van Cauwenbergh zitiert. Das ist ihm ohne Frage gelungen. Die vorwiegend sehr jungen Tänzer des 1979 gegründeten Nationalballetts leben förmlich die verschiedenen Musikstile, vom Rock’n Roll bis zum Requiem. Das Flair der unvergesslichen Auftritte von Queen, vor allem ihres viel zu früh verstorbenen Frontmanns Freddie Mercury, wurde durch Videos der Liveauftritte vermittelt. Für die Tanzhommage gestaltete Videoprojektionen von Dmitrij Simkin, der früher selbst Solotänzer war, waren mal Untermalung, dann wieder bildgewaltig, aber immer auf die Tänze abgestimmt. Die Soli und Pas de deux der hochkarätigen Tänzer und die fließenden, präzisionsgeladenen Formationen des gesamten Ensembles wechselten sich ab, die Geschmeidigkeit vor allem einiger Solisten war beeindruckend. Die Besonderheit der Band Queen, die sie so publikumswirksam machte, war, dass nicht nur Mercury, sondern auch Brian May, Roger Taylor und John Deacon selbst komponierten. Etliche Songs wurden zu Welthits, die bis heute Bestand haben. Eröffnet wurde der Abend in Worms mit „God Save the Queen“, getanzt in hautengen Kostümen, die der englischen Flagge nachempfunden sind. In Petticoats die zierlichen Damen, die smarten Herren mit artigen Schlipsen, lebte die Zeit des Rock′n’ Roll auf beim Ohrwurm „We Will Rock You“. Große Gefühle von Liebe und Verlust wurden bei „My Melancholy Blues“ und „It’s a Hard Life“ (beide Mercury) geweckt. Mit viel Witz und Charme präsentierte sich das Ballett im zweiten Teil. In Badekleidung von früher und heute, bepackt mit Liegestuhl und Surfboard traten die Tänzer bei „Seaside Rendezvous“ auf. Das war musikalisch eigentlich nur noch zu toppen durch „Radio Ga Ga“ (Taylor), das man so herrlich mitträllern kann. Eine ausgesprochen starke Ausstrahlung hatte der Solotänzer bei „The Invisible Man“ und auch die Ausdruckskraft der Tanzformation, ganz in Schwarz, bei „Another One Bites the Dust“ berührte. Neben dem Tanz waren Choreografie und Kostüme (beides van Cauwenbergh) eine Stärke der Show. Die Songs waren gut gemischt, viele weltbekannte und einige seltener gespielte wechselten sich ab. Die Tänzer verstanden es, selbst wenn man die Texte nicht verstanden hätte, die Inhalte darzustellen. Als abschließend „The Show Must Go On“ erklang, hatte man tatsächlich den Eindruck, die Schau könnte gut und gerne noch eine Stunde oder mehr andauern. Mit „We Are the Champions“ feierte sich das Ensemble schließlich selbst, getragen von frenetischem Beifall.

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