Frankenthal Die Mieze Katz und der Funkpriester

Nächstes Jahr wird das Wormser Festival Jazz and Joy 25, und zum Jubiläum planen die Organisatoren ein besonderes Programm. Daher komme die aus der Not geborene Umgestaltung der Festivalmeile gerade recht, sagte Sascha Kaiser, Geschäftsführer der Kultur und Veranstaltungs GmbH, gestern bei der Präsentation des kompletten Programms im Wormser Theater. Denn für die Hauptbühne sei auf dem Markplatz viel mehr Platz als an der Westseite des Doms.

Nötig geworden war die Änderungen der Bühnen wegen Sanierungsarbeiten am Andreasstift (wir berichteten). Der Kreuzgang, beliebt wegen seines besonderen Flairs, konnte daher nicht mehr für die Jazzbühne genutzt werden. Sie wandert nun auf den Platz der Partnerstadt, der freilich um ein Vielfaches größer ist. Um die intime Atmosphäre zu erhalten, werde die Bühne an der Mauer gegenüber dem Dom aufgebaut und von Gastronomiezelten umschlossen, so Kaiser. Der schöne Heylspark, der auch im Gespräch war, sei zur Vermeidung von akustischen Überlagerungen verworfen worden. Die Hauptbühne, auf der – wie berichtet – zum Sonderkonzert am Freitagabend der Sänger Tim Bendzko auftritt („Ich muss nur noch kurz die Welt retten“), wechselt auf den Marktplatz hinter dem Rathaus. „Wir können hier mehr Kapazitäten schaffen und hoffen, Engpässe zu vermeiden“, so Kaiser. In den vergangenen Jahren war der Zugang zu Konzerten wegen der Zuschauermassen zeitweise verwehrt worden. Noch weiter zu wachsen, werde aber nicht angestrebt, denn das Festival solle seinen Charakter behalten, betont Kaiser. Insgesamt 40 Konzerte gebe es an den drei Tagen auf fünf Open-Air-Bühnen, sagte der künstlerische Leiter David Maier. Er hat nach eigenem Bekunden mit dem „top besetzten“ Jazzprogramm in Fachkreisen viel Anerkennung gefunden. Worauf er sich persönlich am meisten freue, sei Maxim. Poetische Texte, die von Melancholie durchzogen sind, unterlegt der Sänger mit kraftvoll urbanem Pop. Maxim präsentiert Songs seines neuen Albums „Staub“, das beim Reeperbahn Festival 2013 den Preis für „das künstlerisch wertvollste Album aus deutschen Landen“ erhielt. Eröffnet wird das Festival von Funklegende Maceo Parker freitags auf dem Weckerlingplatz. Der amerikanische Saxofonist, einst Leiter der Bläsergruppe von James Brown und dann zusammen mit Fred Wesley mit eigenen Projekten erfolgreich, habe schon vor 20 Jahren in Worms gastiert – und die Leute schwärmten heute noch davon, sagt Maier. Mit seinen rund 200 Konzerten im Jahr zählt der 71-Jährige zu den meist beschäftigten Musikern der Welt und fesselt die Zuschauermenge nicht selten in bis zu dreistündigen Shows. Am Sonntag treten auf der Bühne die Brasilianerin Viviane de Farias auf, die heute in Deutschland lebt, und Stacey Kent, die Sängerin mit dem sanften Ton über dem Feuer des Bossa Nova. Auf dem Marktplatz werde Tim Bendzko beim Sonderkonzert neben Hits und anderen älteren Titeln – etwa von dem Debütalbum „Wenn Worte meine Sprache wären“ – auch Songs seines Albums „Am seidenen Faden – Unter die Haut“ präsentieren, so Maier. Die Lieder der aktuellen Doppel-CD erzählen die Geschichten des Vorgänger-Albums „Am seidenen Faden“ weiter. Im Vorprogramm des diesjährigen Echo-Gewinners spielt Ivy Quainoo, die Siegerin der ersten Staffel von „The Voice of Germany“. Auf dem Markplatz spielt auch die Berliner Elektropop-Gruppe MIA., bekannt durch den Hit „Tanz der Moleküle“. Sängerin Mieze Katz machte sich auch einen Namen als Jurorin der TV-Show „Deutschland sucht den Superstar“. Nach Worms kommt auch Sänger und Songwriter Gregor Meyle, bekannt aus der TV-Musikshow „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“. Xavier Naidoo bezeichnete ihn als „eine der größten Entdeckungen der letzten zehn Jahre“. Zwei Größen aus der britischen Bluesszene kann man am Festivalsonntag auf dem Schlossplatz erleben: Mundharmonikaspieler Will Wilde, der sich dem traditionellen Chicago-Stil verschrieben hat, und Gitarrist Eddie Martin, ein Star auf der Insel, der gerne mit Eric Clapton verglichen wird. Am Samstag ist auf dem Schlossplatz Weltmusik zu hören. Das Trio Anewal um den Sänger und Gitarristen Alhousseini Mohamed Anivolla, der dem Volk der Tuareg angehört, bringt mit Gitarren und Percussion den Sound aus dem afrikanischen Niger in die Nibelungenstadt. Ein tanzbaren Mix aus kubanischen Rhythmen und Balkanmusik gibt es von Jaro Milko & The Cubalkanics. Und Jupiter Bekondji vereint mit seiner Band Okwess International seiner afrikanischen Heimat Kinshasa mit Elementen aus Rock und Folklore. Auch Musiker aus der Region bekommen wieder ein Podium, vor allem auf der kostenlosen Bühne vor der Jugendherberge, die Nachwuchstalenten eine Plattform bietet. Auf dem Weckerlingplatz wird es erneut eine Private Selection geben, die eigens für Jazz and Joy zusammengestellt wurde mit Caroll Vanwelden (Gesang), Volker Engelberth (Klavier), Matthias „TC“ Debus (Bass) und Daniel Mudrack (Schlagzeug). Das übriges Programm ist bereits weitgehend bekannt (wir berichteten). Es spielen: der fünffache Jazz-Echo-Gewinner Till Brönner (Trompete) im Duo mit Kontrabassist Dieter Ilg; Posaunist Nils Wogram; Vibrafonist Wolfgang Schlüter; die Elektro-Lounge-Band DePhazz, Laing („Morgens bin ich immer müde“); Klarinettist Louis Sclavis, französischer Veteran unter den Klangtüftlern, und sein Atlas Trio; der junge norwegische Multiinstrumentalist Mathias Eick, ein aufstrebenden Star der norwegischen Jazzszene; die Funkformation Mo′ Blow sowie Saxofonist Stefan Karl Schmid, der mit dem Wormser Jazzpreis ausgezeichnet wurde. Das Rahmenprogramm bietet neben dem Kinderfest vor dem Dom und Jazz-Gottesdiensten eine Ausstellung in der Magnuskirche. Peter Meurer zeigt unter dem Titel „…direkt in die Seele“ großformatige Schwarz-weiß-Fotos von Jazz- und Bluesmusikern. Johannes Schembs präsentiert „Lichtzeichnungen“: Fotos, die auf eine lichtdurchlässige Folie gedruckt vor einem Leuchtkasten hängen.

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