Frankenthal Deutschkurs im Schnellverfahren

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Der Fachkräftemangel in Pflegeberufen auf dem hiesigen Arbeitsmarkt macht auch der Stadtklinik Frankenthal zu schaffen. Seit Juli arbeiten deshalb dort fünf junge Frauen aus Italien als Krankenpflegehelferinnen. Ausgewählt hatte sie Pflegedirektor Oliver Hannappel, der dafür im Januar eigens nach Neapel gefahren war (wir berichteten).

Am 6. Juli war ihr erster Arbeitstag und sie haben es nicht bereut: „Die Organisation hier ist sehr gut, die Kollegen sind freundlich und helfen uns gern“, betont Domenica Speranza. Die junge Frau stammt aus der Campagna und ist so etwas wie die Wortführerin der Gruppe, zu der noch Annalisa De Marco Nisi (Apulien), Erminia Scarcella (Kalabrien), Antonella Giada Billeci und Hayet Jeribi (beide aus Sizilien) gehören. Alle hatten sich über eine italienische Vermittlungsagentur in Neapel für das Arbeiten in Deutschland beworben. Auf der Suche nach geeigneten Fachkräften reiste Pflegedirektor Oliver Hannappel nach Italien, führte Bewerbungsgespräche und wählte die fünf Frauen aus. Nun arbeiten sie seit zwei Monaten auf der Inneren Abteilung, der Chirurgie und der Orthopädie – zunächst als Krankenpflegehelferinnen. „Meine Erfahrungen sind durchweg positiv“, so Hannappel. Die Stadtklinik Frankenthal zählt landesweit zu den Vorreitern des Projekts FIA (Fachkräfte im Ausland), das gemeinsam mit dem Klinikverband des Landesvereins für Innere Mission und dem Internationalen Bund (IB) durchgezogen wird. Da in Italien – im Gegensatz zu Deutschland – die Pflegeausbildung akademisiert ist, haben alle fünf Frauen bereits einen Bachelor-Abschluss. Die nötigen Deutschkenntnisse mit B1-Abschluss haben die 24- und 25-Jährigen im Frühjahr über den Internationalen Bund (IB) in Pirmasens bei einem Crashkurs erworben – mit fünf Stunden Deutschunterricht und zwei Stunden Kommunikationstraining täglich. „Der Blockunterricht war sehr effektiv“, finden die Italienerinnen. In Pflegeexpertin Maria Conti haben die Fünf in der Stadtklinik eine Muttersprachlerin als Ansprechpartnerin. Sprachlich weiterqualifizieren werden sich die Fünf künftig in der Stadtklinik: Ein Lehrgang zur B2-Sprachprüfung wird im November angeboten. Nach bestandener Prüfung werden die italienischen Fachkräfte ab 19. Dezember als examinierte Kranken- und Gesundheitspflegerinnen in der Stadtklinik arbeiten. Zurzeit wohnen Domenica, Antonella, Hayet und Erminia als Wohngemeinschaft in einer Wohnung in der Innenstadt. Nur Annalisa wohnt mit ihrem Freund zusammen, der im Hieronymus-Hofer-Haus als Altenpfleger arbeitet. In der Region und im Land haben sich die Italienerinnen schon etwas umgesehen, waren in Hamburg, in Heidelberg, im Mannheimer Luisenpark, vermissen aber „das Leben abends vor der Tür“. Zu ihren Familien halten sie regelmäßig Kontakt über Telefon und Internet. Gefreut haben sie sich über die Hilfsbereitschaft der Frankenthaler Kollegen, von denen sie unter anderem ein Fahrrad und einen Fernseher geschenkt bekamen. Menschen helfen, sie trösten, Empathie zeigen sei das Entscheidende – den Pflegeberuf haben sie aus Überzeugung ergriffen. Doch die Arbeitsbedingungen in Italien seien ungünstig. Zwar sei die Bezahlung vergleichbar mit der in Deutschland, doch es gebe meist befristete Verträge oft nur für ein oder zwei Monate, Lohnzahlungen erfolgten unregelmäßig und nur bei Anwesenheit, bei Krankheit und Urlaub gebe es keine Sozialleistungen. Einer Stellenbewerbung seien Zugangsprüfungen, sogenannte Concorso, vorgeschaltet, da kämen auf eine Halbtagsstelle schon mal 1500 Bewerber. Während in Italien eine Schwester und zwei Helfer oft für 30 Patienten zuständig seien, sei der Personalschlüssel hierzulande besser: In der Stadtklinik werden auf einer Station 33 Patienten von sechs bis sieben Fachkräften betreut. Ihre berufliche Zukunft sehen die Frauen in Deutschland: „Hier wird unsere Arbeit gut bezahlt und wertgeschätzt.“

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