Frankenthal Das Projekt „Lichtgestalten“

Im Zentrum des Projekts „Lichtgestalten“, das vom protestantischen Dekanat Frankenthal unterstützt wird, steht eine Ausstellung vom 1. Mai bis 10. Juli in der Zwölf-Apostel-Kirche. Die Arbeiten der Künstler und Schriftsteller werden auch in einem Katalog veröffentlicht. Außerdem haben sich Jugendliche Gedanken über das Thema gemacht: 16 Bilder der Jugendgruppe von Pfarrer Uwe Laux sind im Dathenushaus zu sehen. Zudem gibt es ein Rahmenprogramm mit Literatur, Theater und Musik. Klimek trägt zur Ausstellung neben seinem Ölgemälde „Mutter mit Kind“ (2012) 13 Arbeiten bei: Zeichnung, Collage, Grafik und Malerei. Mit dabei ist auch der Schriftsteller und Künstler Jürgen Hultenreich aus Berlin, der seine Unterdrückung in der DDR im Roman „Die Schillergruft“ verarbeitet hat. Er zeigt Kopfbilder – Grafik und Tuschezeichnungen – von 16 weltlichen Helden, darunter Martin Luther, „Held wider Willen“, Yorck von Wartenburg, der im Kampf gegen Napoleon den Befehl seines preußischen Königs ignorierte und mit den Russen die Konvention von Tauroggen abschloss, sowie der Burschenschaftler und Erzähler Ritz Reuter, der für seine Überzeugung zum Tode verurteilt wurde. Auch steuert Hultenreich den Text „Kein Held überlebt, höchstens in der Auferstehung“ bei. Der russisch-stämmige Maler Nikolai Makarov, der ebenfalls in Berlin wohnt, gibt Gemälde christlicher Helden in die Ausstellung: von St. Georg sowie den Erzengeln Michael und Gabriel. Makarov verknüpft den Kampf der drei Rächer mit der aktuellen politischen Situation in Russland. „Dort werden sie von der orthodoxen Kirche und der Staatsmacht zu propagandistischen Zwecken eingesetzt“, heißt es im Begleittext. Makarov befreie die drei Missbrauchten und gebe ihnen ihre Würde und wahre Mission wieder: die Vermittlung von Glaube, Liebe und Hoffnung. Die Carlsberger Schriftkünstlerin Regina Seiler trägt Kalligraphien und Texte zu Dietrich Bonhoeffer und drei im Ersten Weltkrieg gefallenen jüdischen Soldaten aus Frankenthal bei, deren Namen erst in jüngster Zeit auf dem Kriegerdenkmal am Jahnplatz aufgenommen wurden. Ingo Wendt aus Ebertsheim interpretiert „Lichtgestalten“ wörtlich mit seiner Lichtinstallation „Heldennamen“, einer spektralen Farbbeleuchtung von Säulen und Fassade der Zwölf-Apostel-Kirche. Der im südpfälzischen Herxheim lebende Autor Michael Bauer und die Steinfelder Liedermacherin Martina Gemmar haben lyrische Texte und Lieder mit subversivem Humor unter dem Titel „Ein Stück weit Held“ verfasst. Sie lassen „Nibelungen-Feeling“ aufkommen, um gleich darauf die heiße Luft rauszulassen, während anarchistisch aufgelegte Gestalten aus dem Volk zu Gewinnern werden. Das Museum für Vor- und Frühgeschichte in Berlin gibt als Leihgaben vier Fragmente von Terrakotta- und Steingussfiguren von Otto Freundlich und Milly Steger, die 2010 beim U-Bahn-Bau in Berlin gefunden wurden – sie waren von den Nazis als entartete Kunst in ein Depot des Reichspropagandaministeriums geschafft worden, wo sie einer Bombardierung zum Opfer fielen. Fachtexte von Marion Bertram, Matthias Wemhoff und Walter Stephan Laux ergänzen das Angebot. Die Schirmherrschaft hat der Frankenthaler Oberbürgermeister Theo Wieder (CDU) übernommen. (möt)

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