Frankenthal „Bereicherung für unsere Schüler“

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Im Vergleich mit den Grundschulen oder Realschulen plus haben die beiden Frankenthaler Gymnasien deutlich weniger Flüchtlinge unter ihren Schülern. Dennoch gibt es auch hier speziellen Deutschunterricht für sie. Das gemeinsame Angebot von Albert-Einstein- und Karolinengymnasium, an dem sich auch die Integrierte Gesamtschule Robert Schuman beteiligt, nutzen derzeit 16 Kinder.

Den Schülern so schnell wie möglich gute Sprachkenntnisse vermitteln und sie zugleich in den Schulalltag zu integrieren, das ist der Spagat, den Irina Kalusa und ihre Kolleginnen leisten. Dabei unterrichten sie Asylsuchende ebenso wie Einwanderer aus EU-Ländern wie Polen und Griechenland. „Wir wurden von der Situation überfahren und mussten ausprobieren, was funktioniert“, sagt die Orientierungsstufenleiterin am KG. So habe man anfangs geplant, dass die Kinder mit ihrer Klasse gemeinsam Sport, Kunst- und Musikunterricht haben und sich dadurch schnell integrieren können. Schnell zeigte sich, dass dann im Deutschunterricht ein ständiges Kommen und Gehen wäre und die Kinder dann mur schwer auf einen einheitlichen Lernstand kommen. Die kleine Gruppe, die am KG „Deutsch als Zweitsprache“ (DaZ) lernt, besteht aus Schülern von der fünften bis zur zehnten Klasse. Jeder ist einer Klasse zugeordnet. Den regulären Unterricht besuchen die Flüchtlinge jedoch nur dann, wenn kein DaZ-Unterricht ist. Das sind etwa zehn bis zwölf Stunden in der Woche. Vorrang hat der Sprachunterricht, den vier Lehrerinnen gemeinsam mit zwei pädagogischen Kräften aus dem Ganztagsbereich gestalten. Bezahlt wird vom Bildungsministerium eine Stelle. „Das reicht bei Weitem nicht“, sagt Kalusa. Deshalb werde ein guter Teil der Arbeit ehrenamtlich geleistet. Ab acht Schülern kann eine DaZ-Gruppe eingerichtet werden, ab 20 Kindern wäre eine zweite Gruppe möglich. Diese Vorgaben sind der Grund für die Kooperation dreier Schulen. Weil immer wieder neue Kinder zu der Gruppe stoßen, ist der Leistungsstand sehr unterschiedlich. Besonders stolz ist Kalusa auf einen Jungen aus dem Iran, der innerhalb eines guten Jahres die Sprache so lernte, dass er die Oberstufe besuchen kann. „Sein festes Ziel ist es, das Abitur zu schaffen, ohne eine Klasse zu wiederholen“, sagt sie. Nicht immer ist für die Schule klar, welche Kenntnisse die Kinder mitbringen und ob sie wirklich auf dem Gymnasium gut aufgehoben sind. „Wir können uns oft gut auf die Einschätzung von Ehrenamtlichen, die in die Familien kommen, verlassen“, sagt Kalusa. Zeugnisse bringen die wenigsten Flüchtlinge mit. Dazu kommt bei Herkunftsländern wie Afghanistan, dass Jungen und Mädchen völlig unterschiedliche Bildungsbiografien haben. Erschwert wird die Integration bisweilen auch dadurch, dass sich die in einem autoritären System großgewordenen Schüler erst an die neuen Freiheiten gewöhnen müssen. Um die Kinder so weit wie möglich am deutschen Alltag teilhaben zu lassen, besuchen sie in der Regel bis zur siebten Klasse die Ganztagsschule im KG. „Der Austausch, etwa beim Mittagessen, ist auch eine Bereicherung für unsere Schüler“, sagt Irina Kalusa, die selbst sechs Jahre lang im Auslandschuldienst in Bulgarien war. Zu hören, was anderen widerfahren ist, erde so manches „Wohlstandskind“. Indirekt könne man so Ängste und Vorurteile bei den Eltern abbauen. Man wolle deren Sorgen ernst nehmen. „Wir achten auch bewusst darauf, über das Flüchtlingsthema andere soziale Probleme in der Schulgemeinschaft nicht aus dem Blick zu verlieren.“

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