Frankenthal „Alles singt bei ihm“

Ludwig Hornung
Ludwig Hornung

Es wird ein Heimspiel, wenn Ludwig Hornung am 10. April mit seinem Trio auf der Bühne des Neustadter Jazzclubs im Steinhäuser Hof aufspielt. Der inzwischen in Berlin lebende Jazzpianist von internationaler Reputation stammt aus Neustadt. Dass sich auf seiner Frühlingstournee ein Abstecher in die Stadt seiner Kindheit und Jugend unterbringen ließ, freue ihn ganz besonders, sagt er im Gespräch.

Geboren ist Hornung 1986 in Bad Dürkheim, aufgewachsen aber eben in Neustadt, der Heimat seiner Familie mütterlicherseits. Ein paar wesentliche „Musiker-Gene“ seien da wohl weitergereicht worden, meint er. Und vor allem sei es die pure „Anwesenheit“ von Tönen gewesen, was ihn prägte. Das brachte die Saat zum Aufkeimen. Das Ausprobierenwollen, die Neugier am Spiel mit harmonischen Verflechtungen, bizarren Rhythmen, pulsierte schon unter der Oberfläche, als der Klavierunterricht – mit sechs Jahren gestartet – noch strenge Etüden verordnete, erinnert sich der Jazzer. Etwas später folgte das Schlagzeug. Und da waren die Weichen im Grunde schon gestellt. Seine Schulzeit im Kurfürst-Ruprecht-Gymnasium Neustadt, vor allem die Förderung im musischen Bereich, würdigt Hornung mit großer Dankbarkeit. Und schon damals richtete der Nachwuchs-Jazzer in der Region die Antennen aus: probierte sich an elektronischen Musikstilen wie Trip-Hop, Hip-Hop und Breakbeat, produzierte Beats und Remixes mit DJs aus dem Rhein-Main-Gebiet und war an der Entstehung des ersten Albums des Elektro-Duos „Third I Vision“ beteiligt. Während des Jazzklavier-Studiums ab 2006 an der Musikhochschule Stuttgart übte er sich praxisnah in der Begleitband „Soulfood International“. 2008 wechselte Hornung an die Berliner Akademie. Und damit fällt das entscheidende Stichwort: Berlin. „Wie in kaum einer anderen Disziplin, ist Berlin beim Jazz der Nabel der Republik“, formuliert es Hornung. „Dort gibt es eine lebendige Szene, kleine Clubs für Insider ebenso wie die großen Schickimicki-Paläste. Alles ist miteinander vernetzt, man trifft Menschen, Agenten, Instrumental-Partner und mit viel Glück auch mal einen Sponsor.“ Die Jazzszene, überall auf der Welt, aber besonders in Deutschland, sei ein intimes, zuweilen hermetisches Konstrukt, erklärt der Musiker. Im Schwinden begriffen zudem. Aber das Überleben in der Nische Jazz ist hart, daran lässt Hornung keinen Zweifel. Auch, wenn man wie er sein Bachelorstudium mit Auszeichnung gemacht, den Master draufgesattelt hat und auch noch eine klassische Klavierausbildung vorweisen kann und als Ausnahmetalent im Bereich Improvisation gilt. Was ihm sein Professor Hubert Nuss eindrucksvoll ins Stammbuch geschrieben hat: „Ludwig Hornung ist einer der wenigen, die mit einer natürlichen Virtuosität gesegnet sind. Alles singt bei ihm.“ Als Pianist, Arrangeur und Komponist hat er schon auf vielen Festivals gespielt und mehrere CDs produziert. Neben dem akustischen „Hornung Trio“ mit Phil Donkin am Bass und Bernd Oezsevim am Schlagzeug unterhält er die Combo „Triebwerk Hornung“ mit Saxofon, Schlagzeug und Fender-Rhodes-Piano. Eine Debüt-CD ist im Sommer 2017 beim Schweizer Label „Unit Records“ erschienen. Zum Erwerb von Reichtümern ist der Jazz kaum geeignet. Die Akquise ist oft mühsam, langwierig, der (pekuniäre) Ertrag entsprechend gering, selbst wenn man in der Szene ein Star ist. Das Unterrichten an einer brandenburgischen Musikschule, wie in Hornungs Fall, wird da zum fast unverzichtbaren ökonomischen Standbein. Aber als Künstler folge man eben der inneren Kompassnadel, sagt Hornung. Das Improvisieren, der musikalische Dialog, das subtile Kommunizieren von Instrumentalisten, die ganz eigene Art ihrer Verständigung: Das sei letztlich der Impuls, der jeden Jazzer antreibe. Termin Das „Hornung-Trio“ tritt am Dienstag, 10. April, um 20.30 Uhr beim Jazzclub Neustadt im Steinhäuser Hof auf. Weitere Infos unter www.jazz-club-neustadt.de.

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