Frankenthal Überfall auf Ulrich Tukur

Ungewöhnlich hohe Einschaltquoten könnte der ARD-Film „Die Auserwählten“ am Mittwochabend in Worms bekommen. 55 Mitglieder der Theatergruppe Nibelungenhorde spielen in der Geschichte über die Missbrauchsfälle an der Odenwaldschule mit. Als Statisten standen sie vor gut einem Jahr mit Schauspielern wie Ulrich Tukur und Julia Jentsch vor der Kamera.

Wer die Wormser entdecken möchte, muss schnell schauen: Mitunter nur wenige Sekunden und auch recht klein sind sie auf dem Fernsehbildschirm zu erkennen. Die 55 Jugendlichen und auch Erwachsenen waren nämlich Teil der Statisterie des Films. Gedreht wurde er im August 2013 am Original-Schauplatz, der Odenwaldschule in Heppenheim. Mit dabei waren unter anderem Carolin Gottschlich und Christian Hammer. Die beiden Jugendlichen haben vorher schon an mehreren Theaterprojekten der Horde teilgenommen. Die 20-jährige Gottschlich war auch 2010 beim Anti-Mobbing-Film der Horde unter der Regie von Dieter Wedels Festspiel-Assistenten Joern Hinkel dabei. „Der ARD-Film war aber noch einmal eine ganz andere Nummer“, erzählt sie. „Ich weiß nun, dass so ein Filmdreh brutal viel Aufwand ist“, sagt Hammer. Der 18-Jährige ist auch ruhig geblieben, als er morgens um 10 ans Set gefahren ist und abends um halb 7 die Nachricht kam, er werde doch nicht gebraucht. „Damit muss man leben als Komparse“, erklärt er achselzuckend. Besonders der Nachtdreh ist Carolin Gottschlich in Erinnerung geblieben. Nur die Volljährigen durften an dem gespielten Überfall der Odenwaldschüler auf den Schulleiter, der sie missbraucht, teilnehmen. Gespielt wird der Rektor von Ulrich Tukur. „Ein Stuntman hat sowohl Herrn Tukur als auch uns auf diesen Racheakt vorbereitet“, so Gottschlich. Die teilweise heftigen Missbrauchsszenen haben die Jugendlichen im Vorfeld mit Astrid Perl-Haag, Leiterin der Horde, besprochen. „Auch der Regisseur Christoph Röhl, der selbst Lehrer an der Odenwaldschule war, hat uns vorbereitet.“ Der Film, das wird in den bislang veröffentlichten Kritiken deutlich, wird wohl für Kontroversen sorgen, denn er behandelt das sensible Thema schonungslos. Ein paar Nibelungenhorden-Mitglieder haben auch hinter den Kulissen mitgewirkt. Felix Graf machte ein Praktikum im Produktionsbüro, Tobias Haag durfte der Aufnahmeleitung über die Schulter sehen und Lena Eisengräber hat einen Einblick in die Arbeit mit den Statisten bekommen. 15 der Jugendlichen sind vor ein paar Monaten zur offiziellen Filmpremiere nach München gefahren, darunter auch Christian Hammer. Carolin Gottschlich hingegen hat den Film noch nicht gesehen; ihre persönliche Premiere findet am Mittwochabend statt, wenn alle Mitglieder der Horde den Film zusammen auf einer großen Leinwand gucken. „Aufgeregt kann man es nicht nennen“, überlegt sie. „Man ist einfach gespannt, was aus der Arbeit, zu der man selbst einen kleinen Teil beigetragen hat, geworden ist.“ Und wie geht die Schauspiel-Karriere jetzt weiter? „Es ist immer so eine Sache, ob man ein Engagement bekommt oder nicht“, sind Hammer und Gottschlich mit Blick auf ihren Traumberuf realistisch. „Aber Nein sagen würde ich nicht“, sind sich beide einig. Gottschlich, die in Mannheim Medien und Kommunikation studiert, tendiert eher zum Film als zum Theater. „Das finde ich spannender.“

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