Bad Dürkheim Schwelgen in Erinnerungen

Alter Ball, alte Fotos, alte Artikel: Viel aus der Zeit, in der der TV Erpolzheim fast den Aufstieg in die Feldhandball-Bundesli
Alter Ball, alte Fotos, alte Artikel: Viel aus der Zeit, in der der TV Erpolzheim fast den Aufstieg in die Feldhandball-Bundesliga geschafft hätte, gab es zu sehen.

«ERPOLZHEIM.» Im Juli 1968 hatten Mannschaftskapitän Walter Ultes und seine Kameraden etwas Sensationelles geschafft: Sie gewannen die Oberliga-Meisterschaft im Feldhandball und standen ganz dicht vor dem Aufstieg in die Bundesliga. Diesen Erfolg ließ der TV Erpolzheim nun Revue passieren. Die Idee zu dem Ehemaligentreffen war auch von Martin Schwarzweller, Geschäftsführer des Sportbundes Pfalz, ausgegangen. Viele der noch lebenden Spieler kamen zusammen. Bei Brezeln und Getränken gab es die eine oder andere Anekdote aus damaliger Zeit zu erzählen. Ultes hatte alles fest im Griff. Per Laptop und Beamer führte er durch den Abend im TV-Clubhaus. Zu Beginn zeigte er einen kurzen Einspieler, in dem das Pfälzische Sportmuseum in Hauenstein vorgestellt wurde. Dort waren er und seine Mitspieler im Juni 2018 zu Gast, was auch Fotos belegen. Neben diesen hat Ultes auch jede Menge Zeitungsartikel von damals gesammelt: „Ja, das ist alles von mir“, verriet er. Viele dieser Artikel waren ebenfalls zu sehen. Schade, dass von einem Film von Wolfgang Fritschmann, Reporterlegende des Südwestdeutschen Rundfunks, nur noch der Ton vorhanden war. Der wurde aber ebenfalls vorgespielt. Darin ist zu hören, wie der Reporter einzelne Spieler vorstellt und die Mannschaft beim entscheidenden Aufstiegsspiel gegen die SG Dietzenbach begleitet. Zwei Tore fehlten den Erpolzheimern zum Aufstieg in die Feldhandball-Bundesliga. „Damals hatte uns Fritschmann acht Tage begleitet. Für zehn Minuten Material. Das muss man sich mal vorstellen“, erinnerte sich Ultes. Er selbst war noch im April 2018 mit dem dann drei Monate später nach schwerer Krankheit verstorbenen Fritschmann in Kontakt wegen des Films. Aber seit der Fusion zwischen SWF und SDR sei das Bildmaterial verschwunden. Ebenso verschollen schien lange Zeit ein weiterer Fritschmann-Film, der sich mit der Geschichte des Pfälzer Handballs in den 1960er- und 1970er-Jahren beschäftigt. Neben der TSG Haßloch, dem TV Ruchheim und dem TV Hochdorf wird auch das „Handballwunder“ von Erpolzheim thematisiert. Als im Film der TV Erpolzheim zur Sprache kommt, stoppte Ultes mehrmals das Video und erläuterte verschiedene Situationen der damaligen Zeit. Bemerkenswert, wie er nahezu allen Personen von früher einen Namen zuordnen kann. Beim Rest half das Publikum. Mehrmals war dank der alten Bilder und Interviews lautes Gelächter im Saal zu hören. „Wir dachten wirklich, dass auch dieser Film nicht mehr existiert“, erzählte Ultes’ damaliger Mitspieler Karlheinz Kitsch. „Doch dann hat mich mein Sohn an meinem Geburtstag damit überrascht“. Er habe sofort „den Walter“ kontaktiert, beide sicherten das Material auf einem USB-Stick. Großen Anteil am damaligen Erfolg hatte laut Aussagen der damaligen Spieler ihr Trainer Hans Kuß. „Er hat den Feldhandball professionalisiert und uns ein System vorgegeben. Ich kann mich an ein Trainingslager erinnern…“, schwelgte Ultes mit leuchtenden Augen in der Vergangenheit, während der ehemalige Coach im Hintergrund vorbeiläuft. „Da haben wir mehrmals täglich trainiert. Nach dem Essen hat Kuß die Tafel rausgeholt und taktische Dinge erklärt. Das Ausschlaggebende für den Erfolg war aber die Kameradschaft“, ergänzte Kitsch. Geld gab es für die Spieler nicht. Man habe eine Mannschaftskasse gehabt, da sei man dann ab und an „unterwegs gewesen“, erzählte Ultes. Im Falle eines Bundesliga-Aufstiegs hätte die Mannschaft zu Auswärtsspielen zwar viele Tagesreisen mit dem Bus machen können, zwei weite Fahrten hätten aber trotzdem auf dem Spielplan gestanden: Milbertshofen bei München und Berlin. Dort hätte das Team übernachten müssen. „Die finanziellen Mittel waren rar, eine Reise wie die der Hochdorfer nach Berlin hätten wir uns nicht leisten können“, sagte Kitsch. Die alten Spieler sehen sich nicht mehr regelmäßig. „So alle zehn Jahre treffen wir uns, da ist dann auch nicht jeder dabei“, bedauerte Ultes diesen Umstand. Den Termin in diesem Jahr habe man bewusst so gewählt, dass es für alle möglich war, zu kommen. „Ohne den Film von Wolfgang Fritschmann hätte es dieses Treffen aber heute nicht gegeben“, sagte Kitsch. Anschließend ließen die Beteiligten den Abend in lockerer Atmosphäre ausklingen. Und erzählten sich noch mehr unterhaltsame Geschichten von damals.

Erinnerten sich zusammen:
Erinnerten sich zusammen:
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