Bad Dürkheim Rückschritt vorprogrammiert

BAD DÜRKHEIM. Jahrelang ist es beim Fußball-Bezirksligisten SV 1911 Bad Dürkheim nur bergauf gegangen, jetzt ist ein Rückschritt vorprogrammiert. Der Aderlass in der Sommerpause war riesig, das Team hat enorm an Qualität und Substanz verloren. Es kann nur um den Ligaverbleib gehen. Wenn der gelingen würde, wäre es eine Sensation.

In der Saison 2008/09 spielten die Dürkheimer noch in der Kreisklasse, ein Jahr später in der Kreisliga und im Sommer 2010 schafften sie den Sprung in die A-Klasse. Nach zwei vergeblichen Anläufen stieg der SV 1911 in die Bezirksliga auf. Im zweiten Jahr in dieser Spielklasse wurde das Team Zweiter, was der bislang größtes sportliche Erfolg war und wohl vorerst auch bleiben wird. André Breitenreiter, in der vergangenen Saison Coach des Bundesliga-Aufsteigers SC Paderborn, bezeichnete sein Team als den „größten Außenseiter aller Zeiten“. Und so ähnlich geht es den Dürkheimern. Alle Leistungsträger und fast alle Stammspieler haben dem Verein den Rücken gekehrt. Geblieben sind junge Akteure wie Sinan Weber, Mustafa Odak oder Ilker Cirt, die im Vorjahr den Status von Ergänzungsspielern hatten. „Diesen drei traue ich einen großen Sprung nach vorne zu. Sie müssen zwangsläufig Verantwortung übernehmen“, sagt der neue Trainer Jens Andrä. Der 47-jährige Übungsleiter baut auf die Nachwuchskräfte, will sie wichtig nehmen, „denn sie sind die Zukunft des SV 1911“. Das Team müsse sich schnell finden, gute Fitnesswerte haben und unbekümmert auftreten, fordert Andrä. „Ich will der Mannschaft den Druck nehmen, weiß aber, dass es nur um den Klassenerhalt geht“, sagt der Coach. Dafür baut er auf zwei wichtige Spieler, die zu seinem Trainerstab gehören. Sein spielender Assistent Dirk Harz, ein Routinier, der ebenso eine Schlüsselrolle einnehmen soll wie Simon Fabian, der als Innenverteidiger oder „Sechser“ agieren wird. Die anderen Neuen sind in punkto Bezirksligaerfahrung reichlich grün. Einigen von ihnen bescheinigt Andrä schon jetzt Bezirksligareife. Torwart Joachim Beenken etwa, der Sicherheit ausstrahle, oder Defensivmann Mehmet Mizrak, „der keinen Zweikampf verliert“. Schließlich Stürmer Abdullah Cosgun, der auf den ersten Metern unglaublich und dynamisch sei. „Wir brauchen ein Gerüst, von dem möglichst selten einer ausfallen sollte“, weiß der Trainer. Dazu zählen Leute, die der Trainer derzeit nur in der Hinterhand hat. Markus Henel zum Beispiel, der nach einem Sehnenriss operiert wurde und noch einige Wochen fehlt. Sebastian Schmitt, der allerdings wegen eines sechsmonatigen Aufenthalts in Mexiko frühestens in der Rückserie spielen kann. Dazu hat Andrä den erfahrenen Innenverteidiger Steffen Burkhardt noch nicht abgeschrieben. Er könnte der Fels in der Brandung sein. Mit variablem Spiel und schnellen Akteuren auf den Außenbahnen will der Coach die Gegner überraschen. Die Grundausrichtung dürfte aber defensiv sein. Andrä hofft, dass sich die Gegner an der massierten Defensive die Zähne ausbeißen. Die zweite Garnitur, die in der Vorsaison in der B-Klasse spielte, bildet zum Teil das neue Reserveteam, das die Dürkheimer in der C-Klasse gemeldet haben. Hinzu kommen reaktivierte Kräfte. „Das ist keine Mannschaft, die keine Ambitionen hat“, stellt Andrä klar. Wer zum Training kommt, übt zusammen mit der „Ersten“ – so ist es vorgesehen. Einen eigenen Coach gibt es nicht. Andrä, Harz und Fabian kümmern sich um diese Truppe. „Bei Heimspielen ist es kein Problem und für auswärts suchen wir noch einen Betreuer“, erklärt der Cheftrainer. Bei der Spielplangestaltung haben sich die Gegner kooperativ gezeigt, sodass es nur wenige Überschneidungen gibt. SV 1911 in Kürze Neuzugänge: Dirk Harz (SV Obersülzen), Simon Fabian (RW Seebach), Thomas Fabian (TV Gönnheim), Joachim Beenken (TuS Hertlingshausen), Patrick Stoppioni (TuS Friedelsheim), Abdullah Cosgun, Aykut Göktas (beide TuS Sausenheim), Mehmet Mizrak (SV 1911 Bad Dürkheim II), Dennis Meder, Dennis Detwiller (beide eigene A-Junioren)Abgänge: Elmir Brguljak, Michael Gandert, Stefan Gött, Tobias Hoffer, Marcus Lerps, Sascha Schmidt, Wiktor Mackowiak (alle FV Freinsheim), Alexander Haferstroh, Dominik Loos (beide TuS Altleiningen), Tim Karch (SV Ruchheim), Marcel Pauli (VfR Grünstadt), Marcus Schneider (Ziel unbekannt)Nachwuchsarbeit: D- und F-Junioren, Bambini. Werbepartner: Mehrere kleine lokale Sponsoren.Sportanlage Trift-Arena, Telefon 1384.RHEINPFALZ-Tipp: Der Klassenerhalt ist utopisch, weil die Mannschaft regelrecht ausgeblutet ist. Bei allem Respekt: Bei fünf Absteigern gibt es kein Entrinnen, schon Platz 16 oder 17 wäre überraschend. (thl)

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