Bad Dürkheim Philosophin mit Faible für Bloch und Klima

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„Ich habe eine Vision.“ Silvia Schmitz-Görtler, derzeit dritte Beigeordnete ohne Geschäftsbereich in der Verbandsgemeinde Freinsheim und bei der Wahl um den Posten des VG-Bürgermeisters gescheiterte grüne Kandidatin, gibt sich im Gespräch kämpferisch: „2016 war ein turbulentes Jahr für mich. Es hat mich verändert.“

Nicht nur durch ihren eigenen Wahlmarathon mit Ziel Verbandsbürgermeisterin, der im Januar endete, sondern auch mit den Anstrengungen im Wahlkampf der grünen Kandidatin Eva Bär. Die ehemalige Betreiberin des Café Rathaus hatte bekanntlich die Hand nach dem freigewordenen Amt des Freinsheimer Stadtbürgermeisters in Nachfolge von Jürgen Oberholz ausgestreckt. „Ich habe in diesen beiden Wahlkämpfen viel Routine entwickelt und bei meinen politischen Mitstreitern und in der Bevölkerung viel an Glaubwürdigkeit gewinnen können“, meint sie. War sie sich beim Antritt zur Wahl ums Verbandsbürgermeisteramt doch ihrer relativ geringen Chancen bewusst: Hauptmotivation sei es gewesen, Gesicht zu zeigen und bekannter im Ort und in der Verbandsgemeinde zu werden. Was auch geglückt sei: „Leute sprechen mich auf der Straße wegen meiner damaligen Präsenz auf Wahlplakaten immer noch an“, freut sie sich. Heute wohnt die 54-Jährige, in Pirmasens geboren, mit ihrem zweiten Mann in Freinsheim. Auch er hat seine politische Heimat bei den Grünen. In der 5000-Einwohner Stadt fühlt sich das Ehepaar wohl, nachdem es sieben Jahre lang in Weisenheim am Berg gelebt hatte. Das Projekt „Wir machen Klimaschutz“ ist ihr jüngstes „Baby“, um die Bürger bei der Kommunalpolitik mit ins Boot zu holen. Mitte Januar startete Schmitz-Görtler als Vorsitzende des Energiebeirats eine Umfrage zum viel zitierten „Klimaschutzkonzept“. Damit das Vorhaben kein Papiertiger bleibt, geht sie mit ihrem Team in die Vollen fast wie beim Wahlkampf, verteilt Plakate und Flyer. Gemeinsam mit den Ortsgemeinden erstellt die Verbandsgemeinde ein Klimaschutzkonzept, was die umtriebige Grünenpolitikerin umtreibt. Zu Wahlkampfzeiten habe sie ihren Einsatz für das ur-grüne Thema Umweltschutz etwas zurückfahren müssen, nun will sie nachlegen. Was den Eifer der vierfachen Mutter und studierten Philosophin, die unter anderem Aufsätze im Ernst-Bloch-Jahrbuch veröffentlichte, in anderen Feldern der Politik aber nicht beeinträchtigt. Als Beigeordnete darf Schmitz-Görtler, obwohl sie nicht dem Rat angehört, alle Ausschüsse besuchen – was sie mit Freude auch tue. „Natürlich am liebsten den Haupt- und Finanzausschuss, da wird ja Politik gemacht.“ So pflege sie auch intensiv den Kontakt zu den Gemeinderäten und ihren beiden Beigeordneten-Kollegen und ehemaligen Konkurrenten im Run aufs VG-Rathaus, Jürgen Menge (SPD) und Elke Schanzenbächer. Gerade zur CDU-Kollegin habe sich der Kontakt vertieft: „Wir sind uns näher gekommen und treffen uns mittlerweile auch privat“, freut sich Silvia Schmitz-Görtler. Zur Serie Sie stehen meist in der zweiten Reihe, hinter dem Bürgermeister eben. Müssen aber gewappnet sein, diesen jederzeit vertreten zu können und selbst die Amtsgeschäfte zu übernehmen – ohne dessen hauptamtlichen Bezüge. Die meisten haben immerhin einen eigenen Geschäftsbereich. Und die meisten „nebenbei“ noch einen normalen Beruf. Wer und wie sind sie, unsere Beigeordneten?

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