Interview Lesung mit Weinprobe: Britta Habekost liest aus neuem Buch

Britta Habekost ist begeistert vom Surrealismus.
Britta Habekost ist begeistert vom Surrealismus.

Im Weingut Fitz-Ritter stellt die Bad Dürkheimer Autorin Britta Habekost am Freitag ihr Buch „Melodie des Bösen“ bei einer Lesung mit Weinprobe vor. Was ihre historischen Kriminalromane ausmacht, hat sie im Gespräch mit Vanessa Betz erzählt.

Erzählen Sie mal, wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?
Ich stehe meistens so gegen halb acht, acht auf, gehe ins Fitness-Studio und nach dem Frühstück geht es dann in den Wort-Steinbruch. Nach einer längeren Pause mittags schreibe ich dann am liebsten spät abends noch einmal, oft bis nach Mitternacht, weil da die Inspiration größer ist.

Sowohl Ihr erster historischer Kriminalroman „Stadt der Mörder“ als auch die Fortsetzung „Melodie des Bösen“, die im Oktober erschienen ist, spielt im Paris der 1920er-Jahre. Wie haben Sie sich dafür Inspiration geholt?
Ich lese viele Bücher, die in dieser Zeit entstanden sind. Die Bücher von Hemingway sind ein super Recherchematerial, was die Stimmung in dieser Zeit angeht. Paris war ein Magnet für Künstler, das war ein ganz spannender Schmelztiegel, wo sehr viel Neues entstanden ist. Wenn man sich mit diesen Werken beschäftigt, kriegt man ein wunderbares, lebendiges Bild von dieser Zeit.

Und natürlich bin ich auch öfter nach Paris gefahren. Es ist wirklich toll, dass wir eine Weltstadt schnell erreichen können von der Pfalz aus und man jederzeit in dieses Lebensgefühl eintauchen kann. Dort habe ich auch viele Impulse gesammelt, mir Locations angeschaut und dieses ganz besondere Paris Flair eingesaugt. Ich habe zum Beispiel auch geschaut, wie weit man von einem Ort zum anderen braucht, damit alles so realistisch wie möglich ist.

Das heißt, Ihr Roman ist zwar fiktiv, aber eingebettet in ein realistisches Paris der damaligen Zeit?
Genau, ich beschreibe eine Geschichte, die sich genau so auch hätte ereignen können. Bei mir spielen ganz viele Menschen eine Rolle, die wirklich gelebt haben damals und das macht, glaube ich, den Reiz dieser Bücher auch aus. Im ersten Band hat die gesamte surrealistische Szene eine Rolle gespielt und jetzt im zweiten Band lernen die Leserinnen und Leser Art-déco-Künstler, Frauenrechtlerinnen, Surrealisten oder auch anti-rassistische Aktivisten kennen, die alle in der damaligen Zeit gelebt haben und diese aktiv mit ihrer Kreativität, ihrer Kraft mitgestaltet haben. Die Hauptfigur, der Lieutenant Julien Vioric, ist eigentlich die einzige Person, die es nicht wirklich gegeben hat.

Wenn die Zuhörer am Freitag zu Ihrer Lesung gehen, tauchen sie also auch ein bisschen in diesen avantgardistischen Zeitgeist ein?
Ja nicht nur ein bisschen. Die Besucher erwartet nicht nur Spannung, sondern sie begleiten auch die Figuren des Buchs. Zum Beispiel in einer Szene aus einem berühmten Jazz-Club, den es damals gab, der auch von allen Prominenten zu dieser Zeit, wie Simone de Beauvoir oder Jean Paul Sartre, besucht wurde. Ich würde sagen, dass dieser vibrierende Zeitgeist die Geschichte ebenso erzählt wie die fiktive Handlung.

Gemeinsam mit Ihrem Mann Christian „Chako“ Habekost schreiben Sie die „Elwefels“-Heimatkrimis. Inwiefern unterscheidet sich die Arbeit an diesem Projekt vom Schreiben Ihrer historischen Kriminalromane?
Bei den Elwenfels-Krimis sitzen Chako und ich zusammen und überlegen uns gemeinsam den Plot. Ich schreibe dann erstmal einige Passagen, schicke ihm das, er schickt sie mir wieder mit allen satirischen Verschönerungen zurück. Das ist so ein gemeinsames Hin und Her pendeln. Wenn ich alleine schreibe, dann ist das eher eine einsame Steinbrucharbeit. Aber Chako ist trotzdem immer Teil davon, weil ich ihn einbinde in meine Plot-Arbeiten und mein Ideensammeln. Als Schriftstellerin schmort man sonst schon so ein bisschen im eigenen Saft und ist dann immer sehr froh, wenn man über den Tellerrand hinaus noch ein paar Impulse bekommt.

Aber es ist auf jeden Fall eine andere Art von Schreiben und da kommt auch ein anderer Teil von mir zum Tragen, die sich gerne mit menschlichen Abgründen auseinander setzt, mit der Vergangenheit, Kunst und Kulturgeschichte. Weniger dieses heitere, satirische, das sind echt zwei unterschiedliche Kanäle.

Eines haben Paris und die Pfalz aber wohl mindestens gemeinsam: den Wein. Passend dazu findet die Lesung am 18. November ja im Weingut Fitz-Ritter statt ...
Ja richtig, einen solchen Stoff in einem historischen Ambiente wie dem über hundert Jahre alten Gewölbekeller des Weinguts vortragen zu können, in so einer heimeligen, schummerigen Stimmung ist natürlich toll. Und ich meine, der Wein hat natürlich bei den Parisern auch schon immer eine große Rolle gespielt. Der Absinth ist ja in den Zwanzigerjahren noch verboten und die Leute haben deswegen vermehrt Wein genossen. Ich habe bei meiner Recherche noch keinen Künstler entdeckt, der diesem Thema abgeneigt gewesen wäre.

Also wird es auch an diesem Abend an eine Auswahl an Weinen geben?
Genau, ich werde einige Passagen aus dem neuen Buch „Melodie des Bösen“ vorlesen und Chako Habekost wird zwischen den Kapiteln gemeinsam mit Johann Fitz eine Weinbegleitung machen, die ein bisschen thematisch eingebunden ist. So eine Lesung haben wir im April schon einmal gemacht mit meinem ersten Buch und das war ein sehr stimmungsvoller, genussvoller Abend. Jetzt, da das zweite Buch draußen ist, freuen wir uns auf eine Wiederholung.

Info

Tickets zur Buchlesung mit Wein und Zeitreise sind für 29 Euro unter www.fitz-ritter-shop.de/lesung zu bekommen. Los geht es am 18. November um 20 Uhr im Weingut Fitz-Ritter in der Weinstraße Nord 51 in Bad Dürkheim.

Zur Person: Britta Habekost

Die Autorin ist 39 Jahre alt und hat vor ihrer Karriere als Schriftstellerin Kunstgeschichte studiert. Sie lebt seit ungefähr 15 Jahren in Bad Dürkheim. Gemeinsam mit ihrem Mann, dem Pfälzer Kabarettisten Christian „Chako“ Habekost, schreibt sie seit 2014 die humoristisch-satirischen „Elwenfels“-Krimis. Im vergangenen Jahr hat sie mit „Stadt der Mörder“ ihren ersten historischen Kriminalroman herausgebracht, der im Paris der 1920er-Jahre spielt. „Melodie des Bösen“ ist das zweite Buch aus dieser Reihe und ist seit Oktober erhältlich. Auch privat interessiert sich Habekost sehr für die Zeit des Surrealismus und der Avantgarde.

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