Bad Dürkheim Im musikalischen Farbenrausch

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Mit brillanten Klängen und stilistischer Vielfalt haben Organist Stephan Rahn und Trompeter Falk Zimmermann am Sonntagabend ihr Publikum gefesselt. Beim Konzert in der protestantischen Kirche in Wachenheim stand die Musik von Johann Sebastian Bach und Jean Langlais im Mittelpunkt.

Geschriebene Noten in Töne umsetzen und mit Leben erfüllen. Das ist die Erwartung von Hans Rau an das Konzert. Er ist der Vorsitzende der veranstaltenden katholischen Chorgemeinschaft Forst/Wachenheim. Und das scheint gar nicht schwer zu sein. Zumindest lässt dies die Leichtigkeit und Anstrengungslosigkeit, mit der Rahn und Zimmermann ihre Instrumente spielen, vermuten. Den Höhepunkt des Konzerts bilden drei von sieben Chorälen op. 171 von Jean Langlais (1907-1991). Die Dissonanzen und schrägen Akkorde im Orgelpart von „Aus tiefer Not schrei’ ich zu Dir“ erzeugen mit der wohltuend harmonisch darüberliegenden Trompete einen Klang, der Gänsehaut zaubert. Scharf stechende Töne der Trompete und abgehackte Akkorde an der Orgel beherrschen den Choral „Ein feste Burg ist unser Gott“. Das Thema und die drei Variationen zu „Lobe den Herren“ geben Zimmermann Gelegenheit, den Klang seiner Trompete von einem sieghaften Herrschaftsinstrument zu wandeln und dem Klang einer menschlichen Stimme anzunähern – weich und anrührend. Mit majestätischen und jubilierenden Tönen aus der Bachtrompete, die sich mit den feierlichen Klängen der Kirchenorgel mischen, stimmt die Ouvertüre D-Dur von Johann Sebastian Bach auf das Konzert ein. Einen Stimmungswechsel unterstreicht Zimmermann mit dem Flügelhorn, „welches eine sehr weite Mensur hat, und damit der menschlichen Stimme sehr nahe kommt“, erläutert Rahn. Dass Zimmermann Trompete spielen immer vom Gesang her denkt, hat seinen Ursprung in seinem Studium bei Professor Wolfgang Pohle in Essen. Seit 1988 ist Zimmermann beim Orchester des Nationaltheaters engagiert. Daneben widmet er sich vermehrt solistischen Aufgaben. Sein Musikerkollege Rahn zählt zu den profiliertesten und vielseitigsten Musikern seiner Generation. Er ist Preisträger zahlreicher Wettbewerbe und kann als Pianist auf eine umfangreiche Konzerttätigkeit blicken. Am meisten begeistert ihn jedoch die Klangvielfalt der Königin der Instrumente, der Orgel. Die mit Bedacht ausgewählten Kompositionen am Sonntag ermöglichen den beiden Musikern, sich einem Klangfarbenrausch mit ihren Instrumenten hinzugeben. Die Orgelsonate A-Dur von Felix Mendelssohn Bartholdy, die Toccata G-Dur von Théodore Dubois, die Suite D-Dur von Georg Friedrich Händel – alle Kompositionen werden durch die beiden Musiker mit Leben gefüllt: fein ausgearbeitete Registrierung, Sensibilität für dynamische Nuancen, virtuose Tastenflüge auf der Orgel, ausdrucksvoll deklamierende Trompetenklänge. Am Ende kann Hans Rau von der Chorgemeinschaft bei seinen Dankesworten zufrieden feststellen, dass die geschriebenen Noten ganz fantastisch in Töne umgesetzt wurden. Der lange Applaus der Zuhörer wird von den beiden Musikern mit der Fanfare von Jacques-Nicolas Lemmens belohnt. (srä)

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