Bad Dürkheim Große Kammermusik

„Große Komponisten en trois“ lautete das Motto des zweiten Saisonkonzerts der „Wachenheimer Serenade“. Es hätte genau so gut „Große Kammermusik en trois“ heißen können. Das Klaviertrio Franz Schubert mit Pianistin Michal Friedlander, Geiger Nikolaus Boewer und Cellist Florian Barak begeisterte die Zuhörer in der voll besetzten Ludwigskapelle mit Werken von Mozart, Brahms und Beethoven.

Das Franz-Schubert-Trio hat seine Wurzeln in der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz. Nikolaus Boewer ist dort seit 2000 erster Konzertmeister. Boewer hat in seiner Heimatstadt Berlin und in Hannover Violine studiert, mit berühmten Künstlern wie dem Alban-Berg-Quartett und dem LaSalle-Quartett musiziert. Der aus Bad Tölz stammende Florian Barak ist Solocellist der Staatsphilharmonie. Er war mit 19 Jahren erster Bundespreisträger bei „Jugend musiziert“ und ist als Solist und Kammermusiker weithin tätig. Die aus Israel stammende Pianistin Michal Friedlander hat in Jerusalem und Boston studiert. Auch sie wirkt weltweit als Kammermusikerin mit renommierten Partnern. Die drei bilden ein Trio, das wunderbar harmoniert. Der warme und volle Geigenton Nikolaus Boewers, Florian Baraks nobles Cellospiel und die perlende, farbenreiche Anschlagkunst Michal Friedlanders formten sich zu einem perfekten Klang. Beim Klaviertrio, neben dem Streichquartett die anspruchsvollste aller Kammermusikgattungen, ist sowohl eine stimmige Klangbalance als auch eine tiefe geistige Durchdringung des musikalischen Gehalts seitens der drei Instrumentalisten gefordert. Das war beim Trio Franz Schubert gegeben. Auffallend auch, dass allen drei Werken ein individuelles, stilistisch jeweils adäquates Klangbild zuteil wurde. Zum Auftakt Wolfgang Amadeus Mozarts Trio C-Dur KV 548: Mozart gilt bei Laien als leicht zugänglich und auch technisch eher leicht zu bewältigen. Kenner wissen jedoch, das er einer der am heikelsten zu spielenden Komponisten überhaupt ist. Im vollgriffigen Getöse bei einem Spätromantiker darf auch ein Ton ungestraft danebengehen, die Klarheit Mozarts verzeiht nicht den kleinsten Fehler. Dem Klaviertrio Franz Schubert geriet Mozart trefflich. Ausgewogen im Verhältnis der Stimmen, vor allem mit klassisch schlanker Tongebung der Streicher und leichtem, perlenden Anschlag beim Klavier wurde da musiziert, nachdrücklich und emotional, aber ohne jede Manierismen. Danach Brahms. Eine andere Welt. Aus aktuellem Anlass wurde das Programm geändert: Nikolaus Boewer ist vergangene Woche zum vierten Mal Vater geworden. Darum spielte man statt des ursprünglich vorgesehenen düsteren c-Moll-Trios das frohgemuter gestimmte Trio in C-Dur op. 87. Soweit man beim schwerblütigen Norddeutschen Brahms von frohgemut sprechen kann. Das C-Dur-Trio ist ein typischer Brahms: dicht im Satz, von einer Leidenschaft, die eher nach innen strahlt. Den Gedanken an Sprödigkeit ließen die drei Musiker aber zu keiner Zeit aufkommen. Vom ersten Takt an wurde höchst passioniert, mit voller romantischer Emphase musiziert. Bei aller Intensität und Klangfülle vergaßen die drei aber nicht, die bei Brahms so wichtigen kompositorischen Strukturen auszuleuchten. Zum Abschluss eines der bedeutendsten und bekanntesten Klaviertrios überhaupt: Ludwig van Beethovens Trio op. 70, Nr. 1 in D-Dur, das sogenannte „Geistertrio“. Hier herrschten Stringenz und Transparenz vor, Beethovens spezifisch kraftvoller Klanggestus in den Ecksätzen wurde mit unbestechlicher Konsequenz umgesetzt, wobei stets auf Spielkultur geachtet wurde und der Klang nie modisch-schroff war. Atemberaubende Expressivität kennzeichnete die Wiedergabe des Largo, das wegen einiger „geisterhafter“ Stellen dem Werk seinen Namen gegeben hat. Sie präsentierte das Trio nicht äußerlich anekdotenhaft, sondern gedankentief. Begeisterter Applaus, jedoch keine Zugabe. Eine solche wäre nach dem grandiosen Beethoven auch nicht angemessen gewesen. (een)

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