Bad Dürkheim Ein Max, viele Musikstile

Der Mann, der vor elf Jahren den Zungenbrechercontest „Stefan sucht den Super-Grand-Prix-Star“, kurz „SSDSGPS“, gewonnen hat, ist erwachsen geworden. Das hat der 34-Jährige am Freitagabend beim Open-Air im Park der Dürkheimer Lebenshilfe gezeigt. Mutzke startete mit seiner Mischung aus Soul, Funk, Jazz und Rock-Pop das zweitägige Konzerterlebnis, mit dem die Lebenshilfe ihren 50. Geburtstag feiert. Mit seiner prägnanten Stimme schien er sogar die Regenwolken zu besänftigen, die kurz nach Konzertstart ihre Schleusen schlossen.

Er hat diese Stimme, die man nicht vergisst. Auch wenn Mutzke kein Kandidat ist, der bei den deutschen Radiosendern in Dauerschleife rauf und runter gespielt wird, erkennt man doch seine Lieder – dank seiner Stimme, die eben genau über jenen Wiedererkennungswert verfügt, den sich viele Sänger wünschen. Mit seinem gefühlvollen, warmen und sogleich ausdrucksstarken Gesang hat es Mutzke in Stefan Raabs Castingshow aufs Siegertreppchen geschafft, und auch beim Eurovision Song Contest 2004 in Istanbul schaffte er es mit „Can’t wait until tonight“ auf einen respektablen achten Platz. Doch auf diesen Lorbeeren ruht sich der Musiker schon lange nicht mehr aus. Er geht konsequent seinen eigenen Weg, auch wenn dieser ihn nicht direkt an die Spitze der Charts befördert. Viel wichtiger scheint es ihm zu sein, sich selbst treu zu bleiben. Und das macht er auch auf seinem neuen Album, das schlicht nach seinem Vornamen betitelt ist. So legt er sich nicht fest, ob er auf deutsch oder englisch singen möchte, sondern macht einfach beides. Auch eine Art von Vielfalt und damit ganz nah dran an dem Anliegen der Lebenshilfe. „Das ist unsere Nacht, Bad Dürkheim. Wir leben die Vielfalt“, drückt Mutzke sein Motto auch zugleich aus und zeigt sich nicht nur vom Publikum, das den chilligen Sound des Musikers genießt, begeistert, sondern auch von dem Szenario, das sich eine zeitlang am Himmel abspielt. „Ich sehe hier einen Regenbogen nach dem anderen, das ist großartig“, bringt Mutzke seine Freude zum Ausdruck. Auch die Zuschauer zeigen sich erfreut darüber, was Mutzke gemeinsam mit seiner Band monoPunk auf die Bühne bringt. Die Musiker sind perfekt aufeinander eingespielt, da stellen auch kurze Improvisationen kein Problem dar. Völlig relaxt wiederholt der Keyboarder die Tonfolgen, die Mutzke vorsingt – ein Call-and-Response-Spiel, das das Publikum mit begeistertem Applaus honoriert. Kurze Zeit später dürfen die Besucher dann selbst zeigen, was in ihnen steckt. Aufgeteilt in Männer- und Frauenchöre dürfen zuerst die Herren ihre „Charlotte“-Rufe in die Nacht hinaus singen und auf die Antwort der Damen, die mit „Say what?“ den Dialogball wieder zurückwerfen, warten. Von so viel Engagement zeigt sich auch Mutzke überwältigt, der zumindest mit einem „Sehr sexy, Bad Dürkheim“ sein Cappy vor den Gästen zieht. Neben ernsteren Themen wie Verlust und Trauer, die er in seinen Liedern behandelt und somit auch verarbeitet, zeigt der Sänger auch seine witzige Seite. „Ich habe heute schon an den Salinen geleckt“, berichtet Mutzke, der tagsüber Zeit hatte, um sich bei einem kleinen Erkundungstrip die Kurstadt ganz genau anzuschauen. „Ihr lebt hier an einem wunderschönen Ort“, so Mutzke. Die gute Salzluft scheint ihn etwas zu beflügeln, denn musikalisch zeigt Mutzke an diesem Abend seine ganze Bandbreite. Er bietet den Gästen mit chilligen Beats, die mit Funk und etwas Ska untermauert sind, in einen kleinen Urlaub vom stressigen Alltag oder lässt sie zu fetzigen Rock-Pop-Rhythmen das Tanzbein schwingen. Als äußerst gelungen präsentiert sich seine Version des Jay Z Hits „Empire State of Mind“, in dem dieser gemeinsam mit Alicia Keys ein Loblied auf New York singt. Mutzke nimmt die wummernden Beats des Originals weg und kleidet den Text in ein samtiges Klangkorsett, das auch seine Stimme perfekt in Szene setzt. Völlig anders, als viele Besucher es noch in Erinnerung hatten, präsentiert er auch seine erste Single „Can’t wait until tonight“, die er nur mit einer Gitarre begleitend akustisch vorträgt. Der Baden-Württemberger glänzt dabei auch mit seiner Kopfstimme. Generell zieht es den Mann mit der Kappe gerne mal in die höheren Tonlagen, wobei seine Stimme dann gerne auch mal ins Schrille abdriftet, was bei seiner Stimmfarbe allerdings nie stört. Im Gegenteil: Genau darin liegen seine Stärke und der hohe Wiedererkennungswert, eben der typische Mutzke-Klang, der noch intensiver rüberkommt, wenn er in seiner Muttersprache singt. So herrscht beim souligen „Schwarz auf Weiß“ absolute Gänsehautstimmung. Verstärkt wird diese noch durch Mutzkes Natürlichkeit. Der Sänger gibt sich wie der Bursche von nebenan, der nach dem Konzert auch nicht das Bad in der Menge scheut und den Austausch mit seinen Fans regelrecht genießt. Doch bevor er für etliche Erinnerungsfotos posieren und zahlreiche Autogrammwünsche erfüllen muss, holen ihn seine Fans für einige Zugaben zurück auf die Bühne.

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