Bad Dürkheim Ein Held von der traurigen Gestalt

Die Sintflut brachte ihm seinen großen Auftritt. Doch seit den biblischen Zeiten ist viel Wasser die Bäche hinuntergeflossen. Wie ein Held lebt, wenn sein Glanz schon lange vergilbt ist, damit befasst sich das Freinsheimer Theader beim Kultursommer Rheinland-Pfalz. Passend zum Motto „Helden und Legenden“ inszeniert es die Komödie „Comeback für Noah“ von Thomas Rau. Am morgigen Freitag ist im Casinoturm Premiere.

Alles fließt – so beschrieb schon der antike Philosoph Heraklit vielsagend den allumfassenden irdischen Wandel. Auch der höchste Ruhm, den sich ein tatkräftiger Heros errungen hat, zerrinnt unaufhaltsam. Es kann sogar noch schlimmer kommen: „... jetzt plätschert alles belanglos dahin“, beschreibt der frustrierte Mann auf der Bühne im Theader Freinsheim sein einheitlich geregeltes und durchgetaktetes Leben, zu dem er als moderner Alltagsmensch verdonnert ist. Wer nun meint, im Casinoturm erlebe das Publikum das Wehklagen eines am Boden Zerstörten, der ist im falschen Schiff. Schon der Titel verrät den humoristischen Hintersinn des Stücks: Mit dem Nachtrauern und Herbeiwünschen alter Zeiten hält sich dieser Noah nicht allzu lange auf. Er glaubt und hofft auf sein Comeback. Bereit sein ist für ihn alles: Der Coup von einst mit der Arche kann von ihm aus in Neuauflage gehen. Muss sogar. Denn ein bisschen Tragik ist schon dabei, wenn man ihn so sieht. Genau auf dieses vielschichtige Heldentum kommt es der Inszenierung unter Regie von Anja Kleinhans an. Das Tun und Sinnen des einstigen Helden in der banalen Umgebung seines Hobbykellers kann nicht anders als witzig wirken. Gleichzeitig ist er ein träumender Retter von der traurigen Gestalt. In der Rolle des untadeligen Bibelhelden wird Olaf Peters zu sehen sein. Der Schauspieler arbeitet als Theatermacher und Leiter des DBZ-Theaterkellers in Ludwigshafen und ist bereits im Theader aufgetreten, zuletzt als Bühnenpartner von Anja Kleinhans in „Still, die Nacht ist voller Sterne“. Wie die Proben zeigen, kann Peters mit Einfühlungsgabe seiner Figur Würde und Witz zugleich geben. Natürlich kennt niemand die räumlichen Bedingungen und Wirkungen im kleinen Turmtheater besser als Regisseurin und Theader-Leiterin Anja Kleinhans. Wenn Noah aus der Enge seiner eintönig gewordenen Welt ausbrechen will, dann folgt sie ihm während der Proben auf Schritt und Tritt. Auf die fantastische Reise, die seinen Ruhm wieder aufpolieren soll, dürfen die Zuschauer spontan mithoffen. Während der alte Held im Turmzimmer vor dem schmucken Arche-Modell hockt und auf das ersehnte Zeichen von oben wartet, verdunkeln draußen vor dem offenen Fenster Regenwolken den Himmel. Durchs Geäst des Holunders, der fast ins Theader hineinwächst, huschen lebhaft die Amseln. Bei ihrem geschäftigen Treiben können die Vögel nicht ahnen, dass da drinnen ihr einstiger Retter leidet, hadert und hofft. Man sieht schon jetzt: Olaf Peters spielt diesen Mann überaus amüsant und umschifft dennoch geschickt die Klippen der Lächerlichkeit. Das verspricht komödiantischen Genuss mit Tiefgang. Und soviel sei vor der Aufführung verraten: Das „göttliche“ Zeichen, es kommt tatsächlich. Termine Premiere ist am morgigen Freitag, 20 Uhr. Weitere Aufführungen sind am 27. Juni, 3., 4., 10., 11., 12. Juli, jeweils um 20 Uhr. Um Vorreservierung wird gebeten unter Telefon 06353 932845 oder info@theader.de.

x