Bad Dürkheim „E bissl annerschder“

Ein Weihnachtskonzert der etwas anderen Art gab das Salon-Ensemble Gilcher im Von-Busch-Hof. Neben Melodien, die auch jedes Neujahrskonzert geschmückt hätten, war noch ein Himmelbote mit von der Partie: das „Pälzer Engelche“ in Gestalt von Anja Kleinhans. Dem „Engelche“ war aber eher zum Schimpfen zumute als zum Frohlocken. Beste Stimmung war jedenfalls garantiert.

Herzenswarme Salonmelodien spielte das Salon-Ensemble Gilcher. Musiker der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz und weitere Musikerkollegen hat der Initiator des Ensembles, der Cellist Volker Gilcher, vereint. Der 6. Ungarische Tanz von Brahms wurde zwischen Sehnsucht und vitalem Csardas-Feuer trefflich ausgependelt. Der Geiger Frieder Funk ist der musikalische Leiter des Ensembles und der ließ in manchen Soli seine Geige wunderbar singen. Ließ ein Vögelchen launig tirilieren und pfeifen, singen und zwitschern in „Kanariens Brautwerbung“, von wunderbaren Tanzrhythmen begleitet. Zum Träumen luden weitere Kompositionen ein, so Luis Gannes „Extase“ mit süffig gefühlvollen Geigenmelodien voller Schmelz und Hingabe, zauberisch besinnlicher Romantik. Oder in dem süffig musizierten Tango „Spanische Visionen“. In einer launig-entspannten, heiter gewitzten Flötenserenade von Marc Roland gab die Flötistin Claudia Scheuber eine Kostprobe ihres Könnens. Ein heiter-beschwingtes Programm wie dieses wird durch Gesang erst recht verfeinert und dazu lud sich das Ensemble eine Sängerin ein, die stimmlich ebenso wie stilistisch sehr flexibel war: Sibylle Vogel, Mitglied im Opernchor des Mannheimer Nationaltheaters. Das Lied an den Mond aus Dvoraks „Rusalka“ sang sie mit herber, farbenreicher Stimme über den süßen Ensembleklängen: Romantisch den Mond anhimmelnd, ließ die Sopranistin schön dunkle Farbe strömen. Reichlich Charme und schwärmende Sinnlichkeit verströmte die Sopranistin in Lehars „Vilja-Lied“ aus der „Lustigen Witwe“, worin sie das Waldmädchen Vilja hingebungsvoll schwärmen ließ. Das Publikum kam zuvor schon ins Schwärmen und Summen im „Ballsirenenwalzer“ aus der gleichen Operette, einem Potpourri der schönsten Melodien aus dieser Lehar-Operette: Bei „Lippen schweigen“ tönte sofort ein Summchor aus dem Auditorium. Das „Pälzer Engelche“, das war die Freinsheimer Schauspielerin Anja Kleinhans, und die versprach: „Mir wollen’s heit owend bissl annerschder mache“. Es sei alles ein bisschen steril geworden um Weihnachten und sie wolle den Sinn dieses Festes wieder ins Bewusstsein bringen. Sinn- und Werteverlust wurden ebenso angeprangert wie die Abwesenheit von Liebe und Glaube. Ein kleines Licht entzünden in der dunklen Zeit, versprach das „Engelche“ und eben dies gelang ihm auch. Zum Beispiel mit der Geschichte von Sami. Das schwarze Schaf im Stall zu Bethlehem wärmte das Jesuskind. Jesus habe daher ein Herz für schwarze Schafe, berichtet das „Engelche“. Launig-gewitzte Moderation und besinnliche Texte gingen beim Kleinhans Hand in Hand. Süffig und süß schwebend ertönte der Reigen aus „Peterchens Mondfahrt“, gefolgt von einem launigen Foxtrott („Kitten on the keys“) und dem „Tango Torrero“ und der Von-Schulenburg-Csardas „Madjarska“, die trefflich Feuer fing im Spiel des Ensembles. An Heiligabend spielt Puccinis Oper „La Boheme“ und daraus sang Sibylle Vogel das Auftrittslied der Mimi „Mi chiamamo Mimi“: Beherzt und nonchalant, recht verführerisch und lasziv tönte dies, so als würde Carmen ihren Torero verführen wollen. Aber in diesem etwas anderen Weihnachtskonzert war alles möglich.

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