Bad Dürkheim „Diese Musik ist nach wie vor quicklebendig“

Herr Williams, was verbinden Sie mit der Motown-Zeit und dieser Musik?

Die Musik ist nach wie vor quicklebendig. Wenn man sich die aktuellen Charts mal ganz genau anhört, hört man immer noch den Einfluss dieses Genres. Meine Jugend war natürlich musikalisch sehr stark davon geprägt. Damals war Musik von Schwarzen mehr oder weniger für schwarze Hörer gedacht. Der Begriff dafür war Race-Musik – also Musik, die nicht für weiße Ohren bestimmt war. Und dann startete Berry Gordy Jr. seine Plattenfirma. Das war der Versuch, als schwarzer Produzent das Ghetto zu verlassen und auch weiße Hörer zu erreichen und zu gewinnen. Das hat er sehr schnell mit seinen Hits geschafft. Das war eine der stärksten Brücken, um die Grenze zwischen Schwarz und Weiß zu überwinden. Auch wenn die Politik nicht in der Lage war, dies so schnell zu tun. Die Musik – Soul, R’n’B, Blues, Gospel – war für die Künstler eine Befreiung aus dem Ghetto. Das ist es, was ich als Moderator der Show versuche mit ein paar Geschichten, Anekdoten und Humor rüberzubringen. Für mich gibt es nichts Stärkeres als Musik, die diese Wurzeln besitzt. Die Blütezeit der Motown-Ära liegt schon einige Jahre zurück. Was macht diese Hits für uns heute noch so interessant? Man merkt beim Hören, dass diese Produktionen so toll waren, weil die Songs einfach sehr ausdrucksstark sind, ebenso die Künstler – Stevie Wonder, The Supremes, Marvin Gaye, The Temptations, um nur einige zu nennen. Das sind unsterbliche Namen, weil ihre Songs, ihre Stimmen einfach unsterblich sind. Viele Sänger stammen aus Gospel-Kirchen, zum Beispiel Aretha Franklin, Sam Cooke oder Ray Charles. Die haben dort gelernt, mit der Stimme Gefühle auszudrücken, das macht die Musik so authentisch. Es war aber auch der Beginn der Popmusik. In vielem, was wir heute hören, zum Beispiel Xavier Naidoo oder Samy Deluxe, hört man stets den Einfluss von Soul oder R’n’B. Die Faszination für diese Musik wird daher nie sterben. Es gibt einige Genres in der Popmusik, die sehr schnell wieder verschwinden, weil sie eben nicht dieses Fundament an Qualität und Geschichte besitzen wie die Hits der Motown-Zeit. Es heißt Soul-Musik, weil man nicht näher an die Essenz eines Menschen kommen kann. Sie haben schon einige Sänger und Bands der Zeit angesprochen. Haben Sie denn eine bestimmte Lieblingsband oder einen Lieblingskünstler? Ja, Ray Charles. Ich hatte das Glück in Europa in einer Show fünf Jahre lang Ray darzustellen und eine Anfrage für eine neue Ray-Show liegt mir vor. Das ist für mich der Vater des Souls, mein Vorbild. Dann natürlich auch Stevie Wonder, Marvin Gaye oder der leider verstorbene Prince – das sind Giganten. Man darf gar nicht damit anfangen, denn die Liste ist so lang. Die Frauen darf man natürlich auch nicht vergessen. Aretha Franklin ist hier die Königin. In der Show führen Sie als DJ „Dr. Feelgood“ durch das Programm. Was brauchen Sie, um sich gut zu fühlen? Gute Musik, gesundes Essen, Menschen, die Musik lieben und Empathie für andere Menschen haben. Das ist auch ein Thema, das in der Soul-Musik angesprochen wird. Die Menschheit darf sich nicht verlieren in egoistischen, ausgrenzenden Einstellungen. Jeden Abend versuche ich daher auch dem Publikum zu erklären, dass Soul-Musik auch Akzeptanz und Toleranz bedeutet. Diese Musik steht für ein Zusammenkommen verschiedener Kulturen und Menschen. Hat sich die Kluft zwischen Schwarz und Weiß oder allgemein zwischen Menschen verschiedener Herkunft in den vergangen Jahren Ihrer Meinung nach etwas geschlossen? Oder sind wir in unserer Gesellschaft noch weit davon entfernt, Menschen unabhängig von ihrer Hautfarbe, ihrer Herkunft wahrzunehmen? Wenn man Zeitung liest oder Nachrichten schaut, bekommt man ja mit, was bestimmte politische Organisationen von sich geben, dann sieht es nicht so rosig aus. Es sind zum Glück keine Mehrheiten, aber es wird immer Menschen geben, die ignorant sind. Das kann man nicht ändern. Und das nicht nur in Deutschland, sondern in allen Ländern dieser Welt. Aber Deutschland ist sicher weit weg von Situationen wie beispielsweise in den USA, wo Polizisten Leute wegen ihrer dunklen Hautfarbe angreifen oder ins Visier nehmen. Durch die hohe Anzahl der Migranten und der damit verbundenen Stimmung, die gerade in Deutschland herrscht, nehmen aber auch hier wieder die Beleidigungen gegenüber Ausländern zu. In einigen Orten haben nicht ohne Grund Flüchtlingsheime gebrannt. Diese Kluft ist daher also noch lange nicht überwunden. Sie leben schon lange in Deutschland. Ist das mittlerweile Ihre Heimat geworden? Ich bin froh, dass ich nach meiner Armeezeit in Deutschland geblieben bin, denn nach Hause zu gehen, wäre für mich zum Problem geworden, weil ich eben sehr politisch bin. Meine Heimat, Oakland Kalifornien, ist die Geburtsstadt der Schwarzen Panther, eine linke Organisation, die damals radikal gegen Rassismus und für Gleichberechtigung eintrat. Der Gründer, Huey P. Newton, war eine Klasse vor mir auf meiner Highschool. Ich habe ihn jeden Tag gesehen, mit ihm gesprochen. Wäre ich nicht nach Deutschland gegangen, wäre ich ganz bestimmt als junger Mann da reingerutscht. In Deutschland habe ich die Chance gehabt, einen anderen Weg einzuschlagen. Ich fühle mich hier angekommen und akzeptiert und freue mich, mit Musik und meinen Rollen in Theaterstücken, wie „Harry Belafonte Story“, „Ray Charles Story“ und aktuell „Onkel Tom’s Hütte – Reloaded“ und musikalischen Revue-Shows wie „Sweetsoulmusicrevue“ „Sound of Motown“ die reiche schwarze Kultur dem deutschen Publikum näher zu bringen. Termin „The Sound of Classic Motown“ am Freitag, 19. August, 20 Uhr, Klosterruine Limburg in Bad Dürkheim. Karten gibt es im Vorverkauf beim RHEINPFALZ-Ticketservice, Telefon 06322 935140, oder im Internet unter www.rheinpfalzticket.de. Informationen zur Show stehen auf der Homepage www.thesoundofmotown.de.

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