Bad Dürkheim Deutsch-russische Beziehungen

Dichter und Initiator Hasan Özdemir, Projektleiterin Eleonore Hefner und Stadtbürgermeister Jürgen Oberholz haben gestern das Programm vorgestellt. Traditionell startet das Festival mit einem Literarischen Spaziergang mit Waltraud Amberger. „Dieses Jahr wird es ein Denkabenteuer zum Thema ,Grenzsichernde Maßnahmen’ geben“, erklärte Hefner. Die Besucher seien daher bei den Spaziergängen durch die Gassen der Freinsheimer Altstadt aufgefordert, über dieses Motto zu philosophieren, während die Literaturwissenschaftlerin Amberger sie mit Werken von Sinsheimer-Preisträgern und zeitgenössischen Autoren bekanntmacht. In den Werken der Lyrikerin, Essayistin und Übersetzerin Olga Martynova steht eine deutsch-russische Perspektive im Mittelpunkt. „Sie hat zahlreiche Preise gewonnen, unter anderem den Ingeborg-Bachmann-Preis“, berichtete Hefner. 2010 veröffentlichte die Russin, die seit 1991 in Frankfurt am Main lebt, ihren ersten Roman „Sogar Papageien überleben uns“. In Freinsheim wird sie ihr zweites Prosawerk „Mörikes Schlüsselbein“ vorstellen, in dem sich Bruchstücke der Protagonisten zu einem geschickt miteinander verwobenem Ganzen fügen. Beim Literarischen Sonntag trifft Literatur im Retzerpark auf Kunst und Musik. „Ursula Steuler bietet eine Kunstaktion an, bei der alle Besucher aufgefordert sind, das ,House of Harmony’ mitzugestalten“, verriet Hefner, die auch schon Vorfreude auf die „Begegnung realer und virtueller Figuren“ machte, mit denen Hasan Özdemir und Monika-Margret Steger sprechen werden. Für Musik sorgt der in den USA aufgewachsene Grieche Andreas Kapsalis. Roland Paul, der in diesem Jahr die Hermann-Sinsheimer-Plakette bekam, spricht in einem Vortrag über „Migrationsgeschichten“ und Filmemacherin Barbara Trottnow stellt ihre Doku über „Eduard Zuckmayer“ vor. Der „Star“, so Hefner, der Literarischen Lese ist Wladimir Kaminer. Der gebürtige Russe, der seit 1990 in Berlin lebt, startete seinen Erfolgszug im Jahr 2000 mit seinem Erzählband „Russendisko“. In Freinsheim liest er aus seinem aktuellen Band „Das Leben ist (k)eine Kunst“. Den Abschluss gestaltet Initiator Özdemir, der bei einem Weinbergspaziergang auf die aktuelle Stipendiatin des Künstlerhauses Edenkoben, Julia Wolf, trifft. „Wir werden Richtung Weisenheim durch die Obstgärten und Weinberge wandern und dann am Musikantenbuckel auf Julia Wolf treffen“, informierte Özdemir, der dabei auch wieder eigene Gedichte präsentieren wird. Das Literaturfestival, das laut Jürgen Oberholz „für jeden etwas bietet“, ist wieder Teil des Kultursommers Rheinland-Pfalz. „Ich bin froh, dass die Literarische Lese eine feste Institution geworden ist“, freute sich der scheidende Bürgermeister, der das Festival von Anfang an begleitet hat. Er versprach, das Festival auch künftig in seiner Funktion als Verbandsbürgermeister zu unterstützen.

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