Bad Dürkheim Bluesparty in der Krähenhöhle

17 Jahre nach seinem ersten Auftritt in der „Krähenhöhle“ gab der amerikanische Mundharmonikavirtuose und Sänger Robert Josef „RJ“ Mischo am Donnerstag erneut ein Gastspiel in der Dürkheimer Blueskneipe. Mitgebracht hatte er die Band, die ihn bei seinen Konzerten in Europa fast immer begleitet, die „Backscratchers“.

Die Band besteht aus dem Kieler Gitarristen Jan Mohr, dem in Hannover lebenden Schlagzeuger Andreas Bock und dem Finnen Jaska Prepula. Die drei erwiesen sich als eingespieltes Team, was nicht weiter verwunderlich ist, wenn man weiß, dass Bock und Mohr auch in der bekannten Gruppe „The German(y) Blues Allstars“ seit Jahren erfolgreich zusammen arbeiten. Prepula ist Mitglied, der nicht nur in Finnland populären „Tomi Leino Blues Band“, in der wiederum Andreas Bock die Felle drischt. Man kannte sich also und war somit in der Lage eine solide musikalische Basis aufzubauen, auf der sich Mischo nach Herzenslust austoben konnte. Der Amerikaner, der nach langen Jahren in Kalifornien heute in Arkansas lebt, tat dies dann auch ausgiebig. Obwohl er schon seit Beginn seiner Tour durch Spanien, Deutschland, Belgien und die Niederlande, also seit dem 21. Mai, Abend für Abend auf der Bühne gestanden und gesungen hat, ließen sich weder an seiner Stimme, noch an seiner Spielfreude Abnutzungserscheinungen erkennen. Mischo zeigte sich seinem leider nur spärlich erschienenem Publikum gegenüber als sehr kumpelhaft, suchte, auch in der Pause, immer wieder den Dialog, bezog jeden einzelnen Zuschauer in seine Darbietung mit ein, ohne dabei aber in irgendeiner Form aufdringlich zu wirken. Somit gelang es ihm sehr schnell aus dem ursprünglich geplanten Blueskonzert eine waschechte Bluesparty zu machen, an der sich alle beteiligten, indem kräftig mitgeklatscht und/oder mitgesungen wurde. Die Bühnenakteure, allen voran Jan Mohr an der Gitarre, durften sich dabei mehrfach über Szenenapplaus freuen. Die Stimmung war an diesem Abend in der „Krähe“ einfach prächtig. „RJ“ spielte sich mit seinen „Backscratchers“ durch ein Programm, das aus Songs bestand, die man bereits von seinen zehn, bisher von ihm unter eigenem Namen veröffentlichten CDs her kennt, darunter beispielsweise das herausragende „Watchdog“ aus dem Album „King Of A Mighty Good Time“ von 2008, oder aber aus Titeln, die gerade zur Stimmung im Saal passten, und zu denen teilweise frei improvisiert wurde, wie zum Beispiel das durch Elmore James bekannt gewordene „Shake Your Money Maker“. Gerade bei solchen Gelegenheiten zeigte sich, was für ein hervorragender Harpspieler Mischo doch ist. Nicht umsonst haben Acts wie John Mayall oder Jimmie Vaughan, der Bruder von Stevie Ray Vaughan, ihn in der Vergangenheit ins Studio eingeladen, um an ihren Plattenveröffentlichungen mitzuarbeiten. Auf insgesamt 21 CDs hat er so bis heute Gastbeiträge zugesteuert. Mischo ist Endorser der Firma Hohner – wirbt also für sie – und bediente sich in Bad Dürkheim aus einem vor ihm liegenden kleinen Koffer, in dem er rund dreißig Mundharmonikas zur Auswahl hatte. Auf eine davon ist er besonders stolz, ein Vorkriegsmodell aus dem Jahr 1930, auf dem er „She’s My Baby“ von Sonny Boy Williamson spielte. Normalerweise haben Harps bei ihm eine Höchstlebensdauer von zwei Monaten, wie er im Gespräch abseits der Bühne erzählte. Für die Zugabe hatten sich „RJ Mischo & The Backscratchers“ den Howlin’ Wolf-Klassiker „Smokestack Lightning“ aufgehoben, womit sich das aufgedrehte Publikum natürlich nicht zufrieden gab, das jetzt insgesamt dreimal Nachschlag verlangte und natürlich auch erhielt. Bei einem davon, „You’re Anything I Want“, einer Eigenkomposition, kam „RJ“ schließlich sogar ganz alleine auf die Bühne zurück und begleitete sich dazu ausnahmsweise nicht mit der Mundharmonika, sondern auf der Gitarre.

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