Bad Dürkheim Über den Kirchturm hinaus: Unsicherheit gehört dazu

Irrungen und Wirrungen wie im Labyrinth sind unumgänglich.
Irrungen und Wirrungen wie im Labyrinth sind unumgänglich.

Das Osterfest ist vorbei. Es wurde wieder mit bewährten familiären Traditionen begangen. Es war schön. Aber jetzt ist das Thema abgehakt. Kirchlich gesehen aber ist Ostern nicht das Ende, sondern ein Anfang. Es ist der Anfang des Weges zum Glauben. Ostern ist der Beginn der Osterzeit über 50 Tage bis zum Pfingstfest. In dieser Zeit kommen in den Gottesdiensten die verschiedenen Auferstehungserfahrungen zur Sprache, von denen die Bibel erzählt.

Eine dieser Geschichten ist mir besonders nahe. Es ist die Erzählung von den Jüngern Jesu auf dem Weg nach Emmaus. Miteinander sind sie nach Jesu Tod unterwegs. Sie sind traurig, ratlos, fühlen sich vielleicht verraten, sind verwirrt. Doch sie reden davon miteinander. Ein in ihren Augen Unbekannter, ein Fremder kommt dazu, geht mit ihnen. Auch mit ihm reden sie über das, was sie beschäftigt. Sie sprechen über ihre Hoffnungen, ihre Enttäuschung, ihre Zweifel, ihre Furcht. Sie hören ihm zu, wie er ihnen aufs Neue biblische Aussagen erklärt. Zuletzt laden sie ihn ein, bei ihnen zu bleiben. Sie teilen ihr Essen mit ihm, und als er das Brot bricht wie beim Abendmahl, so heißt es, da erkennen sie, dass Jesus bei ihnen ist. Es ist nicht alles aus, so wie sie befürchtet hatten.

Zum Glauben kommt man nicht in einem Moment, so erzählt es diese Geschichte. Es ist ein Weg mit Zweifeln, Fragen, Nachdenken, sich austauschen. Auch Irrwege gehören dazu. Es braucht Geduld, um Vertrauen zu fassen. Diese Geduld und Ausdauer fällt uns schwer. Wir wollen gerne klar und eindeutig wissen, was richtig ist und was zu tun ist. Andersdenkende werden dann schnell verurteilt. Werden Irrtümer und Fehlverhalten bekannt, folgt grundsätzliche Ablehnung.

Diese Gedanken verbinden sich für mich mit dem Erleben gesellschaftlicher Entwicklungen in unserer Zeit. Auch da scheint vieles so düster zu sein, sind Sicherheiten und Gewissheiten verloren gegangen, Friedenshoffnungen enttäuscht worden. Da sind Ängste und Sorgen, die wir lange nicht kannten. Doch wie gehen wir damit um? Diese Unsicherheit ertragen wir schwer. Wir wollen eindeutige Lösungen von Verantwortlichen, Politikern oder Wissenschaftlern. Es ist schwer, auszuhalten, dass auch sie, dass wir alle angesichts neuer Herausforderungen auf der Suche nach richtigen Wegen sind und dass dazu Fehlentscheidungen gehören. Wie wichtig ist es da, sich die Zeit zu nehmen zum Gespräch, sich über die Ängste, Zweifel, Fragen und Ideen auszutauschen, ohne bei Fehlern den anderen gleich als vollkommen unfähig zu erklären oder ihm böse Absichten zu unterstellen. Einander ernst nehmen, eine Chance geben und so vorankommen auf dem Weg der Erkenntnis. Für das kommende Wochenende wünsche ich ihnen Zeit für schöne Spaziergänge, Gelegenheit zum Nachdenken und guten Gesprächen.

  • Annette Nitsch ist Pastoralreferentin in der Pfarrei Heilige Theresia vom Kinde Jesus
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