Rheinland-Pfalz Ständige Attacken auf Blitzer-Anhänger

Der Brandanschlag blieb folgenlos, doch wegen einer anschließende Brecheisen-Attacke musste er in die Reparatur: Der Blitzer-Anh
Der Brandanschlag blieb folgenlos, doch wegen einer anschließende Brecheisen-Attacke musste er in die Reparatur: Der Blitzer-Anhänger des Polizeipräsidiums Trier war für mehrere Wochen außer Gefecht.

Immer wieder gehen wütende Autofahrer auf die neuen Blitzer-Anhänger der Polizei los. Doch die tragen in der Regel nur Mini-Schäden davon. Ermittlungen drohen Angreifern hinterher trotzdem. Nach einer Sprüh-Attacke in Kandel geht es jetzt sogar um ein klassisches Staatsschutz-Delikt.

Mainz/Kandel. Den ersten Sabotageversuch unternimmt, so berichtet ein Anwohner, ein Autofahrer, der seinen Wagen ganz dicht hinter dem Anhänger abstellt. Offenbar will er so dem neuartigen Blitzer den Blick auf die Rheinstraße in Kandel (Kreis Germersheim) verstellen. Doch das Auto muss schon bald wieder umparken. Daraufhin hängt jemand eine blaue Plane über die Scheibe, durch die hindurch der Messapparat seine Beweisfotos macht. Die allerdings ist erst recht schon bald wieder weg. Und so greift ein Unbekannter schließlich zur Sprühdose, schmiert am 8. oder 9. Juli ein Hakenkreuz aufs Panzerglas des Blitzers. Dabei wacht der gerade über ein Tempolimit, das lärmgeplagte Anwohner heiß ersehnt hatten: Weil die Strecke als Bundesstraße eingestuft ist und daher vor allem dem Durchgangsverkehr dient, musste eine Bürgerinitiative lange kämpfen, ehe die 30-Schilder aufgestellt wurden. Und auch den Einsatz des Blitzer-Anhängers hatten die Aktivisten erst einmal in Mainz einfordern müssen. Nun werden fünf Autofahrer deshalb ihren Führerschein abgeben, der schlimmste Raser bretterte mit 86 Stundenkilometern daher. Insgesamt wurde in Kandel die Geschwindigkeit von gut 12.000 Fahrzeugen gemessen, mehr als 600 davon sind als zu schnell ertappt worden – eine Ausbeute, für die der Apparat eine ganze Kontrollwoche lang am Stück vor Ort war. Denn die Anhänger-Blitzer können nach Bedarf an verschiedenen Stellen platziert werden, dort aber ohne Personal ihren Kontrolldienst verrichten. Das allerdings bedeutet auch: Es sind keine Polizisten in der Nähe, die den teuren Tempowächter beschützen. Also hat die Herstellerfirma Vitronic die Geräte massiv gepanzert, sogar Schüsse sollen an ihnen einfach abprallen. Doch verärgerte Autofahrer versuchen trotzdem, die „Enforcement Trailer“ außer Gefecht zu setzen. Zwei Farb-Attacken verzeichnete das Mainzer Innenministerium daher schon, als es das neue System im vergangenen Spätsommer noch probeweise in der Landeshauptstadt und ihrer Umgebung aufstellte. Doch ein Sprecher sagt: „Die Reinigung verlief jeweils ohne Probleme.“ Also sind seit dem Frühjahr auch in der Pfalz die ersten Exemplare im Einsatz. Prompt kam es dort ebenfalls zu Sabotage-Versuchen, den ersten in der Westpfalz hat die Polizei am 14. Mai verzeichnet. Da wurde bei Kaiserslautern ein Anhänger besprüht und mit Warnschild garniert. Farbe verwendeten Angreifer auch am 19. Mai in Schopp (Kreis Kaiserslautern). Am 21. Juni hingegen verstellten am Fehrbachtunnel bei Pirmasens Warnbaken einem Messgerät die Sicht. Nur einen Tag später verklebte dann bei Zweibrücken Paketband die Scheibe eines Blitzer-Anhängers. Doch in der Vorderpfalz fielen die Sabotageversuche noch aggressiver aus. Nachdem eines der Geräte bei Limburgerhof (Rhein-Pfalz-Kreis) am 20. April mit Farbe beschmiert worden war, kam es in der Nähe von Speyer am 2. Mai sogar zu einem Brandanschlag. Allerdings blitzte das Gerät nach Polizeiangaben völlig unbeeindruckt weiter, nachdem es mit Brennstoff übergossen und angezündet worden war. Verschmort war demnach lediglich das zu einem der Rücklichter führende Kabel. In der Regel, berichtet ein Sprecher des Innenministeriums, lassen sich solche Schäden innerhalb eines Tages beseitigen. Nur im Gebiet des Polizeipräsidiums Trier hat es ein Unbekannter bislang geschafft, mit einem Sabotage-Angriff einen Blitzer-Anhänger gleich für mehrere Wochen außer Betrieb zu setzen. Das Gerät wachte am Rand der A 60 bei Großlangenfeld im Kreis Bitburg-Prüm, als ein Unbekannter es am 11. Mai abfackeln wollte. Diese Zündel-Attacke misslang, die Polizei berichtet: „Das Feuer breitete sich lediglich außerhalb des Anhängers aus und erlosch vermutlich von alleine.“ Danach allerdings muss der Angreifer mit einer Art Brecheisen losgelegt haben, offenbar wollte er die gepanzerte Anhänger-Hülle aufhebeln. Daran scheiterte er zwar, doch was er beim Versuch angerichtet hatte, sah für die Polizei zunächst nach fünfstelligem Sachschaden aus. Mittlerweile allerdings haben sich die Reparaturkosten laut Innenministerium auf etwa 7000 Euro reduziert. Und dass der Anhänger erst im Juli wieder in den Dienst zurückkehrte, ist nach Angaben aus Mainz weniger auf den Schaden selbst, sondern eher auf logistische Probleme zurückzuführen. Bei der Fahndung nach dem Täter hingegen war die Polizei bislang erfolglos. Auch nach dem Sprüher von Kandel suchen die Beamten noch. Ihm droht nicht nur ein Verfahren wegen Sachbeschädigung. Weil er ausgerechnet ein Hakenkreuz auf die Scheibe schmierte, wird jetzt auch wegen eines Staatsschutz-Delikts ermittelt: das Zeigen verfassungsfeindlicher Zeichen in der Öffentlichkeit.

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