Weinbau Verschlusssache: Alternativen zum Korken

Es muss nicht immer Korken sein: Schraubverschlüsse für Weinflaschen sind inzwischen akzeptiert.
Es muss nicht immer Korken sein: Schraubverschlüsse für Weinflaschen sind inzwischen akzeptiert.

Kork war als Verschluss lange konkurrenzlos. Heute herrschen Schraubverschlüsse vor. Sie gelten als praktischer und erfreuen sich wachsender Beliebtheit auch im höherpreisigen Wein-Sortiment. Warum das so ist, erörtert ein Winzer aus Hainfeld.

Die Anbieter von Schraubverschlüssen werben damit, dass der berüchtigte muffige „Korkgeschmack“ damit der Vergangenheit angehört. Hauptauslöser für das „Korken“ des Weins ist das Trichloranisol, kurz TCA. Es entsteht in Reaktion mit Pilzen aus im Boden oder an der Korkeiche enthaltenen natürlichen Stoffen.

Unterschiedlich eingesetzt

Das Wein- und Sektgut Bernhard Koch in Hainfeld nutzt Kork- und Schraubverschlüsse für die unterschiedlichen Produkte. Juniorchef Alexander Koch erklärt: „Schraubverschlüsse benutzen wir hauptsächlich für Weine, die trinkreif auf den Markt kommen. Kork für Rotweine im Barrique ausgebaut.“ Der Schraubverschluss steht den Angaben des 30-jährigen Weinbautechnikers zufolge für frische Weine, Kork eher für Weine mit Entwicklungspotenzial. Beide Varianten haben demnach ihre Berechtigung, und die Akzeptanz für beide Verschlussarten ist bei den Kunden groß. „Der Schraubverschluss ist praktischer, der Kork stilvoller“, bringt Koch es auf den Punkt.

Für seinen Vater, den 66-jährigen Winzermeister Bernhard Koch, ist „ein perfekter Korken der beste Verschluss für höherwertige Weine“. Er ermögliche eine dosierte Sauerstoffzufuhr, die sich, insbesondere bei hochwertigen Rotweinen, positiv auf die Reife des Weines auswirke. Einen Muffton müssen Winzer und Kunde kaum befürchten: Die Korken der Kochs sind auf TCA getestet. Das schlägt sich allerdings im Preis nieder: Sie kosten zwischen 60 Cent und einem Euro das Stück. „Vor 50 Jahren kostete der Korken noch fünf Pfennig“, erinnert sich Bernhard Koch. 2004 hatten die Kochs eine neue Abfüllanlage ohne Schraubverschließer gekauft, diesen aber 2009 ergänzt, „weil der Markt verstärkt den Schraubverschluss forderte“. Von 500.000 Flaschen Jahresproduktion sind aktuell nur rund zehn Prozent mit Korken versehen.

Das Familienweingut Bernhard Koch bewirtschaftet rund 50 Hektar Weinberge in und um Hainfeld. Neben Riesling und Sekt liegt das besondere Augenmerk auf der Pflege und dem Ausbau von hochwertigen Burgunderweinen nach traditionell burgundischem Vorbild. Der Weinpavillon „Wanns Licht brennt isch uff!“ lädt Weinfreunde aus nah und fern zum Verweilen ein.

Hergestellt in Grünstadt

Auf der Suche nach veredelten Naturkorken, Sektkorken, Schraubverschlüssen und weiteren Produkten für die Most- und Weinbehandlung wird man bei der Pfälzer Kapsel- und Korkfabrikation (KKP) in Grünstadt fündig. Die Herstellung von Weinkorken erfordert besondere Fachkenntnisse. „Mit der Veredelung von Naturkorken und Sektkorken haben wir uns seit unserer Gründung im Jahr 1994 einen Namen gemacht. Schrumpfkapseln umschließen den Weinkorken und zeigen an, dass die Flasche sich im Originalzustand befindet“, erklärt Jürgen Jakobs, Geschäftsführer der KKP. Die Produktion von Schrumpfkapseln sei eines der Fachgebiete des Unternehmens. Die Kapseln werden auf Wunsch auch individuell bedruckt.

Der aus der Rinde der Korkeiche gewonnene Kork ist eine nachwachsende Ressource mit langer Haltbarkeit. Aus diesem Grund sind Weinkorken bis heute geschätzt. Portugal ist weltweit der größte Erzeuger von Kork, jeder zweite Korken stammt von dort. Während Kork zur Wärmedämmung und für andere industrielle Anwendungen stark nachgefragt wird, gehen die Absatz von Flaschenkorken zurück. Die Korkindustrie versucht gegenzusteuern. Im Vordergrund steht dabei der Kampf gegen TCA. Sechs Mal wird der Kork auf dem Weg vom Baum bis zum fertigen Flaschenkorken auf TCA hin analysiert und in geschlossenen Behältern mit 110 Grad heißem Dampf gewaschen, wobei flüchtige Bestandteile abgesogen werden. Trotzdem: Kork ist und bleibt ein Naturprodukt und daher nur schwer standardisierbar. Muff tritt bei etwa fünf Prozent der Korken auf, was wirtschaftliche Schäden verursacht und vielleicht manchen Weintrinker stört. Praktisch sind Schraubverschlüsse aber auch schlicht dann, wenn kein Korkenzieher zur Hand ist ...

Weitere Verschlussalternativen

Stelvin-Schraubverschluss: Er reicht wie eine Kapsel über den Flaschenhals und stellt durch eine Kopfprägung eine hochwertige Alternative zum Kork dar.

Glas-Verschluss „Vinolok“: Es ist ein Glasverschluss, der mit einem Ring aus Elvax, ein Material, das auch für Mineralwasserflaschenverschlüsse eingesetzt wird, für die Dichtigkeit und sicheren Halt in der Flaschenmündung sorgt und wieder verschließbar ist. Zur Sicherung des Glasstopfens und aus Gründen der Originalitätssicherung wurde eine Überkappe aus Aluminium in verschiedenen Farben entwickelt.

„StainlessCap“: Ein Flaschenverschluss-System, bei dem sich in der Kapsel am Flaschenhals ein Edelstahlkronkorken verbirgt.

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