Film Wie viele Tode stirbt Udo Kier?

Szene aus „Staging Death“ von Jan Soldat mit Udo Kiers Arm.
Szene aus »Staging Death« von Jan Soldat mit Udo Kiers Arm.

Wie oft er starb, weiß Udo Kier (77) selbst nicht genau. Der deutsche Filmemacher Jan Soldat (38) hat jetzt 59 Kier-Tode zu einem humorvollen Kurzfilm zusammengeschnitten.

„Staging Death“, den Tod darstellen, hat Soldat seinen achtminütigen Kurzfilm genannt, der in der Nebenreihe „Quinzaine des réalisateurs“ läuft. Udo Kier drehte bislang 170 Spiel- und 50 Kurzfilme sowie 120 Episoden von Fernsehserien, oft B-Pictures, oft kommt er zu Tode.

Kier stirbt auf der Bahre, er wird erhängt mit einem Strick am Hals, er baumelt leblos am Baum mit einem Strick an den Händen. Besonders oft rammt man ihm einen Holzpfalz ins Herz, denn Vampire spielt er häufig. „I tried my best“ röchelt der Vampir, bevor er stirbt. Er fällt von hohen Häusern in die Tiefe – und von Klippen. „Have a nice afterlife“ ruft man ihm zu, bevor man ihn ins Jenseits befördert. Kier stirbt bei Explosionen, er verbrennt, wird erschossen, erdolcht.

„Aaaahh“

Die schönsten Tote dieser akribischen Found-Footage-Recherche: Zuerst brennt nur eine Hand grün, dann der ganze Körper. Er stirbt als Offizier, im Smoking, ganz im Blauen und er wird lebendig begraben. Am häufigsten schreit er „Aaaahh“, wenn er stirbt. Besonders ästhetisch ist es, wenn er zu Staub zerfällt.

Soldats Film ist eine Hommage an den deutschen Schauspieler, der seit über 30 Jahren in Palm Springs lebt. Und ein Quiz für Filmfans: Wer alle 59 Filme erkennt, hat eine Goldene Palme verdient, für die anderen stehen die Filme im Nachspann: von „Schamlos“ (1969) bis zu „Swan Song“ (2021). Zu Kiers bekanntesten Sterbeszenen gehören wohl die in Andy Warhols „Flesh for Frankenstein“ (1973) und „Johnny Mnemonic“ (1995) . Aber auch im Polizeiruf „Mit anderen Augen“ (2000) sieht man ihm beim Verenden zu. Welche Szene zu welchem Film gehört, muss man dann aber immer noch definieren.

Die Selbstzerfleischung des Filmemachers

Die längste Szene stammt aus John Carpenters Episode für die US-Fernsehserie „Cigarette Burns“ (2005): Kier schlitzt sich selbst auf und fädelt die Gedärme in einen Filmprojektor ein, den er dann laufen lässt. So schlimm lässt Soldat seinen Film natürlich nicht enden: Da darf Kier auf der Bühne eines Theaters hinterm Vorhang verschwinden.

Udo Kier hat sich zu „Staging Death“ nicht geäußert, er ist auch nicht nach Cannes gekommen. Aber wie er im wahren Leben sterben will, hat er schon in einem Interview gesagt: „Ich will in Amerika sterben. Geboren in Köln, gestorben in Köln, finde ich langweilig. Ich habe einen 109 Mercedes SL, Baujahr 1956, die schönste Form, und wenn dann in der Zeitung steht: „Er fuhr mit seinem havannabraunen Mercedes über die Klippen von Santa Monica“ ist das doch viel schöner für die Geschichtsbücher.“

Udo Kier, lebend, 2020 beim Palm Springs Filmfestival.
Udo Kier, lebend, 2020 beim Palm Springs Filmfestival.
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