Cannes Was bedeutet das Festivalplakat?

Das schöne Cannes-Plakat
Das schöne Cannes-Plakat

Es ist blau und zeigt Menschen von hinten, das Cannes-Plakat 2024. Filmkenner wissen sofort, dass es eine Szene aus einem Film ist - und auch, aus welchem Cannes-Film es stammt. Doch hinter dem Plakat steht noch viel mehr.

Bei der Berlinale gibt es keine Plakate, die etwas mit Film zu tun haben. Meistens gibt es jenseits des Bärenlogos des Festivals, ganze oder halbe oder Viertel Bären in irgendeiner Form - oder irgendwelche hübschen Designs, die nichts mit Kino, Film oder der Stadt zu tun haben. In Cannes ist das anders, da haben die Plakate alle grundsätzlich einen filmischen Bezug, schließlich ist man im Filmland Frankreich, wo schon die Kinder in der Schule permanent an Film herangeführt werden.

In diesem Jahr ist das Plakat blau. Fünf Personen, von hinten fotografiert, sitzen abends auf einer Bank und blicken in die Ferne, in eine Landschaft mit Bergen, am Himmel leuchtet nicht der Mond, sondern ein Palmzweig – das Logo des Festivals. Die Menschen auf der Bank sind die Hauptfiguren des Films „Rhapsodie im August“ (1991) von Akira Kurosawa. 1991 präsentierte der damals 81-jährige Kurosawa diesen Film, seinen vorletzten (er starb 1998) in Cannes, allerdings nicht im Wettbewerb, sondern in einer Sondervorführung.

Der Film spielt 1990 in Nagasaki und handelt von der Japanerin Kane. Sie hat gerade Besuch von ihren vier Enkelkindern. Mit ihnen sitzt sie auch zusammen auf der Bank. Sie erfährt, dass ihr älterer Bruder, der nach Amerika ausgewandert ist, im Sterben liegt. Kane erinnert sich an ihre Familie und das Leid, das durch die Atombombe in Nagasaki über sie kam. Akira Kurosawas Film ist still, wehmütig und auch heiter, er soll uns mahnen, mit Schmerz, Trauer und Erinnern umzugehen.

So wirkt das Festivalplakat nachts auf den Straßen von Cannes.
So wirkt das Festivalplakat nachts auf den Straßen von Cannes.

Das will auch das Festival, indem es dieses Plakat lanciert. „Es soll ein Spiegel des Kinosaals sein und die Kunst des Filmens feiern, auch das Staunen. Denn es gibt jedem eine Stimme, es erinnert an seine Wunden, es kämpft gegen das Vergessen und es hilft, die Lebenden zu reparieren“, heißt es in der Begründung des Festivals. So friedlich das Plakat daherkommt natürlich denkt man dabei sofort an den Überfall auf die Ukraine und den Überfall auf Israels und an seine Opfer, auch wenn das nicht gesagt wird. Zugleich stimmt das Plakat hoffnungsvoll, denn die fünf auf der Bank schauen in eine Zukunft, die eben – friedlicher – aussieht.

Im Gegensatz zu Kinokarten, die man in Cannes nicht kaufen kann – es ist kein Publikumsfestival, nur Leute aus der Filmbranche und Journalisten können dort hinkommen, mit Tickets, die nichts kosten, aber mühsam zu ergattern sind – kann jeder das schöne Plakat des 77. Filmfestivals von Cannes hier bekommen.

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