Kultur Töne aus dem Klangparadies

Großer Star des Abends: Lena Neudauer.
Großer Star des Abends: Lena Neudauer.

Französische Sinfonik war das Leitthema beim BASF-Orchesterkonzert im Ludwigshafener Feierabendhaus, genauer: französische Spätromantik der Wendezeit zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert. Die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz spielte unter Nabil Shehatas Leitung; für Furore sorgte die junge Münchner Geigerin Lena Neudauer.

Vorgestellt wurde diesmal ein Programm der Seltenheiten, mit der einzigen Ausnahme von Debussys „Prélude à l`après-midi d`un faune“ („Vorspiel zum Nachmittag eines Fauns“) – das übrigens zu seiner Entstehungszeit den musikalischen Horizont schon in Richtung der frühen Moderne geöffnet hatte. Als ausgesuchte Raritäten dürfen aber hierzulande mit Sicherheit Erik Saties „Gymnopédies“ Nr. 1 und 3 wie auch César Francks sinfonische Dichtung „Psyché“ gelten, während Lalos „Spanische Sinfonie“ (ein fünfsätziges Violinkonzert) dem Publikum vertrauter sein sollte. Entdeckungen konnten also an diesem Abend gemacht werden. Die reizvollsten unter ihnen waren das Schlussstück des Abends, César Francks „Psyché“ und – wie schon eingangs angedeutet - die Solistin von Lalos sinfonischem Konzert: Lena Neudauer. Francks sinfonische Dichtung setzt die antike Sage von der wunderschönen Königstochter Psyché in ekstatischen Klängen und Melodien von betörend poetischer Schönheit um. Lena Neudauer erwies sich in Édouard Lalos Symphonie espagnole ihrerseits als Virtuosin in großem Stil. Was sie im Feierabendhaus vorgeführt hat, war Instrumentalakrobatik von allererster Güte. Sämtliche, noch so verwegenen bogentechnischen und fingerbrecherischen geigerischen Hexenmeistereien gingen ihr mit verblüffender Leichtigkeit von der Hand. Zudem spielte sie mit kristallklarem Ton. Bei ihrer Zugabe, einem langsamen Satz aus Johann Sebastian Bachs Solosonate in C-Dur, überzeugte dann Lena Neudauer durch souveränen Überblick über das Satzgefüge und mehr als beeindruckende gestalterische Präsenz. Apropos Überblick: am Pult der sehr konzentriert und energisch aufspielenden Staatsphilharmonie agierte der deutsch-ägyptische Dirigent Nabil Shehata durchweg gezielt, steuerte mit Sicherheit die musikalischen Abläufe und animierte das Orchester zu angespannt ausdrucksvollem Zusammenspiel, bei in keinem Augenblick nachlassendem Nachdruck. So gab es ansprechende Momente bei Saties melodieseligen „Gymnopédies“. Und auch Debussys „Faun“ nahm die Zuhörer im Feierabendhaus gefangen durch das Raffinement, die fragilen Schattierungen, die erlesenen Tonvisionen, mit denen sie diese beglückend poetische Klangwelt interpretierte. Sehr ansprechende Solobeiträge sind schließlich noch den ersten Bläsern sowie der Konzertmeisterin der Deutschen Staatsphilharmonie zu bescheinigen.

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