Jahrestag Sängerin Petula Clark wird 90 Jahre alt

1966 in Hamburg: Petula Clark in der Sendung „Musik aus Studio B.“.
1966 in Hamburg: Petula Clark in der Sendung »Musik aus Studio B.«.

In den 1950ern und 60ern gab es viele, vor allem englischsprachige Künstler, die ihre Hits auch in einer deutschen Version veröffentlichten: Von Cliff Richard, Johnny Cash, Joan Baez, Elvis Presley, Manfred Mann, Marvin Gaye, den Beach Boys bis zu den Beatles. Zu den erfolgreichsten gehörte Petula Clark. Sie besang zwischen 1962 und 1971 insgesamt 21 deutschsprachige Singles. Eines ist fast all diesen Musikern gemein: Sie können kein Deutsch. Auch Petula Clark nicht, die das bis heute, ihrem 90. Geburtstag, bedauert.

Die kommerzielle Absicht war, die Vortragskünstler stärker in den lukrativen deutschen Markt einzubinden. Und so quälten sich Stars aus den USA und Großbritannien mit „Gluck“, „huppsche Frauleins“ und „grunen Waldern“ herum. Rund 15 Jahre dauerte dieser Trend. Dabei wurde kaum eine Musikrichtung ausgespart.

Petula Clark landete schon mit ihrer ersten deutschen Nummer auf Platz eins der Hitparade: Mit „Monsieur“ anno 1962. Auf der B-Seite war „Kapitän, Kapitän“ zu hören. Und so wenig die Sängerin der deutschen Sprache mächtig war, so wenig war dies auch ihr englisches Label Vogue, denn auf dem Cover stand „Käpitän, Käpitän“, was bei der zweiten Auflage dann korrigiert wurde. Kein Einzelfall: Auch der Hüllentext der EP „Petula Clark chante en allemand“ von 1963 strotzte vor Fehlern. In der korrigierten Fassung kamen dann sogar neue hinzu.

Nicht nur „Downtown“

Petula Clarks deutsche Hits heißen „Casanova baciami“, „Cheerio“, „Mille mille grazie“, „Warum muss man auseinandergeh’n“ „Alles ist nun vorbei“, „Es steht in den Sternen“, „Kann ich dir vertrauen“, „Verzeih’ die dummen Tränen“, „So wunderbar verliebt zu sein“, „Love – so heißt mein Song“ oder „Alle Leute wollen in den Himmel“.

Petula Clark 1994 in Bonn.
Petula Clark 1994 in Bonn.

Weniger beliebt war Clarks deutsche Version von „Downtown“, ihrem wohl größten internationalen Erfolg. Das englischsprachige Lied wurde ein Nummer-eins-Hit in Deutschland und blieb zwölf Wochen in den Charts. Es erreichte den ersten Platz in den Billboard Hot 100, wurde 1965 mit dem Grammy als bester „Rock and Roll Song“ ausgezeichnet und erhielt eine Goldene Schallplatte für über eine Million verkaufter Exemplare in den USA.

Schon als Kind berühmt

Petula Clark ist ihr ganzes Leben lang ein Star gewesen. Mit sieben Jahren begann sie zu singen, mit neun Jahren debütierte sie im Radio, mit elf trat sie in der Royal Albert Hall auf. Sie war die erste britische Frau, die einen Grammy gewann, sang mit Frank Sinatra und Barbra Streisand, und in einem ihrer 30 Filme, „Finian's Rainbow“, tanzte sie 1968 mit Fred Astaire. Es sollte der letzte Film sein, in dem Astaire tanzte.

„Ich habe sehr jung angefangen und wurde mir bald der Gefahren bewusst“, erinnerte sie sich in einem Interview. „Ich habe dieses Geschäft nie durch eine rosarote Brille betrachtet, denn ich war schon immer berühmt, so lange ich mich erinnern kann. Aber es ist harte Arbeit. Ein Star zu werden ist eine Sache, ein Star zu bleiben eine andere.“ Und: „Die Leute sind sehr nostalgisch in Bezug auf mich, was mich nicht stört, obwohl ich nicht herumsitze und mir meine alten Platten anhöre oder meine alten Filme anschaue. Was zählt, ist das Jetzt.“

Lieber Bus als Limousine

Und in diesem Jetzt ist ein Leben ohne Musik für Petula Clark unvorstellbar. So stand sie mit 89 noch im August 2021 als „Bird Woman“ im Musical „Mary Poppins“ im Londoner Prince Edward Theatre auf der Bühne. Ihr letztes Album „From Now On“ hat sie 2016 veröffentlicht.

Petula Clark im Jahr 2003.
Petula Clark im Jahr 2003.

Petula Clarks Erfolg hat ihr zu großem Reichtum verholfen, mit einem Hauptwohnsitz in Genf, wo sie die meiste Zeit des Jahres lebt, einem Chalet in den französischen Alpen, wo sie gerne Ski fährt, und einem Apartment im Londoner Stadtteil Chelsea. Sie betont jedoch, dass sie nicht an Besitztümern interessiert ist und den Star-Lifestyle meidet: „Die Stretch-Limousine mit den verdunkelbaren Fenstern und die Bodyguards machen Spaß, aber ich ziehe es vor, allein auszugehen, nur mit meinem Busgeld in der Tasche“.

Der ehrgeizige Vater

Petulas Clarks walisische Mutter Doris, eine begabte Sopranistin, brachte ihrer hübschen, selbstbewussten Tochter das Singen bei, als sie in im englischen Epsom, Surrey, aufwuchs. Petulas Vater Leslie wollte Schauspieler werden, wurde aber von seinen Eltern entmutigt. Er wurde Petulas Manager, kontrollierte ihr Leben streng, und viele glaubten, dass er sich durch sie seinen Traum vom Showbusiness erfüllte. Selbst der Künstlername seiner Tochter– geboren wurde sie als Sally – geht auf ihn zurück: Er setzt sich zusammen aus den Vornamen seiner beiden Ex-Geliebten Pet und Ulla.

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