Kultur Meinung: Kunsthalle in Duisburg provoziert mit Erdogan-Bild

Banane des Anstoßes: Dieses Bild des Kölner Künstlers Thomas Baumgärtel hängt derzeit in der Cubus Kunsthalle in Duisburg und so
Banane des Anstoßes: Dieses Bild des Kölner Künstlers Thomas Baumgärtel hängt derzeit in der Cubus Kunsthalle in Duisburg und sorgt bei Erdogan-Anhängern für Ärger. Die Ausstellung steht unter Polizeischutz.

Eine Ausstellung der Cubus Kunsthalle in Duisburg mit den Werken des Künstlers Thomas Baumgärtel sorgt bei Erdogan-Anhängern für Wirbel. Vor allem ein Bild erregt Anstoß, das den türkischen Präsidenten mit einer Banane im Hintern zeigt.

Oje, er ist wieder da. Nein, nicht körperlich. Es gibt glaubwürdige Augenzeugenberichte, wonach der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan vor knapp zwei Wochen Deutschland mit seinem Flugzeug verlassen hat – wohlgemerkt mit seinem alten, nicht mit dem neuen Großraumflugzeug, das er von seinem katharischen Freund und Kollegen als kleine Aufmerksamkeit geschenkt bekommen hatte. Aber er ist wieder als Medienthema aufgetaucht, diesmal in Duisburg. Die dortige Cubus Kunsthalle stellt seit vergangenem Freitag Werke des Kölner Graffiti-Künstlers Thomas Baumgärtel aus. Ein Markenzeichen des Künstlers: die Banane. Mit einer solchen, im XXL-Format, hat er in der Region das Hotel Braun in Kirchheimbolanden verziert. Eines seiner in Duisburg gezeigten Bilder trägt den Namen „Der türkische Diktator“ und zeigt Erdogan in gebückter Haltung und nacktem Hintern, aus dem eine Banane ragt.

Museumsleitung bleibt standhaft

Die Aufregung ist groß. Claudia Schäfer, Leiterin der Kunsthalle, berichtet von Drohungen und Beschimpfungen. Der türkische Generalkonsul aus Essen habe im Vorfeld interveniert und die Ausstellung zu verhindern versucht. Die Museumsleitung blieb aber standhaft und eröffnete die Ausstellung, allerdings unter Polizeiaufsicht. Der Staatsschutz sei immer noch dort präsent. Der Künstler räumt ein, dass sein Bild provokant ist. Das sei auch so gewollt. Er schätze die Türkei, aber solange dort Menschen zu Unrecht inhaftiert seien, solange stehe er hinter seinem Werk. Nun, über die Qualität des Werkes lässt sich streiten. Bei einem Privatmenschen müsste das Bild sicherlich aus Persönlichkeitsschutzgründen beanstandet werden. Für Menschen des öffentlichen Lebens gelten andere Maßstäbe. Der türkische Präsident ist da wieder ein Sonderfall. Er teilt gerne aus, aber wenn es ums Einstecken geht, zeigt er sich erstaunlich dünnhäutig und ruft seine Justiz auf den Plan.

Alter Grundkonflikt

Der Konflikt erinnert sofort an die Böhmermann-Affäre, an die Morde bei Charlie Hebdo, an die Karikaturen-Krise von 2005. Älteren Lesern wird auch der Eklat von „Rudis Tagesschau“ von 1987 in den Sinn kommen. Der Entertainer Rudi Carrell zeigte in seiner Show, wie der iranische Revolutionsführer Ajatollah Khomeini in Bikinis wühlte und löste damit diplomatische Verstimmungen zwischen Iran und der Bundesrepublik aus. Der Grundkonflikt zwischen Meinungsfreiheit und angeblich verletzten Werten ist jedoch älter. Konservative türkische Kreise verehren immer noch den osmanischen Sultan Abdülhamid II. (1842−1918), der noch in der Spätzeit der Osmanen eine Theateraufführung eines Werkes des französischen Philosophen und Schriftstellers Voltaire verhindern konnte, in dem angeblich der Prophet Mohammed beleidigt würde. Eine Serie über diesen Sultan, die zurzeit im Staatsfernsehen TRT 1 läuft, nimmt darauf Bezug und zeigt in einer Szene, wie der Sultan den französischen Botschafter unter Druck setzt. Frankreich habe damals die Aufführung verboten. Etwas, das in Deutschland heute nicht mehr passieren kann? Nicht ganz. Bei der Art Karlsruhe Anfang dieses Jahres wurde Baumgärtels Bild auf türkischen Druck hin vom Galeristen entfernt. Punkt für Erdogan.

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