Kultur „Machen wir das Beste draus“: Mark Forsters Debüt als Abendshow-Moderator

Nervös, aber sympathisch: Mark Forster bei seiner ersten TV-Abendshow ganz allein aus seinem Studio.
Nervös, aber sympathisch: Mark Forster bei seiner ersten TV-Abendshow ganz allein aus seinem Studio.

Künstler, die sich über Instagram zusammenschalten und kleine intime Konzerte aus ihrem Wohnzimmer auf die Handy-Displays in die Welt senden, hat es ja in den vergangenen Tagen schon einige gegeben. Mark Forster aber hat sich nun vorgenommen, aus einem ganz intimen Format, eine große TV-Show zu machen: „Live aus der Forster Straße“ hatte am Mittwochabend Premiere – und interessante Erkenntnisse über das Genre Fernsehshow geliefert.

Die über zweistündige Sendung – ganz allein gestemmt vom sympathisch nervösen Forster in seinem Berliner Tonstudio mit Wohnzimmercharakter – will dem Format „Große Samstagabend-Show“ huldigen. Vorbild ein wenig: Thomas Gottschalk. Forster lädt sich dazu Gäste aus allerlei Metiers ein. Zur Premiere Musiker wie Johannes Oerding, Sido und Stefanie Kloß von Silbermond, wozu auch musiziert wird. Aber auch Gesprächsgäste wie Schauspieler Matthias Schweighöfer und Hundetrainer Martin Rütter.

André Schürrle gibt Fitness-tipps aus der Quarantäne in Moskau

Interaktives Mitmach-TV dann – zwei Höhepunkte – bietet das Kochen mit Tim Raue (Erkenntnis: Forster spricht auch mit vollem Mund) und Plaudern mit Fußball-Weltmeister André Schürrle, Pfälzer wie Forster selbst, und derzeit in Moskau in Quarantäne. Aber im Hotelzimmer durchaus zu Fitness-Tipps für Wohnzimmersportler bestens aufgelegt. Und so animiert seine einbeinige Kniebeuge mit Sofaunterstützung fürs andere Bein, bei der Forster und Tim Raue brav mitziehen, sicher auch einige Sofazuschauer zum Mitschwitzen.

Mark Forster selbst ist sehr nervös, flüchtet sich überraschend oft in „Ähs“: ein echter Kontrast zu seiner sonst aus Shows wie „The Voice“ bekannten Souveränität und Lockerheit – und zu den von ihm vorab eingesprochenen Werbetrailern für den Abend, die er offenbar noch gut proben konnte. Ab 20.15 Uhr dann bei Vox aber: (fast) alles live. Und ungeprobt.

Verweise auf seine Mutter sind ein roter Faden

Mark Forster pur ist das. Ohne Begleitmusiker, ohne applaudierendes Studiopublikum, und vor allem ohne große Effekte wie Lichtshow, Bühneninszenierung, Choreografien, daher auch ohne die ganz großen Gesten und den spätestens seit Stefan Raab („sensationell“) quasi verordneten gespielten Überschwang. Einfach ein großer Pfälzer Bub sitzt da, der als Gastgeber auch (noch) ein bisschen unsicher ist.

Der 37-Jährige kann zwar spontan sein, zeigt die kleine große Show, fühlt sich in den vorbereiteten Segmenten aber doch wohler. Beim Nudelkochen mit Tim Raue etwa, wo er locker auch mal eine Empfehlung ignoriert und auch mal Privates offenbart: etwa dass man in Polen, der Heimat seiner Mutter, Nudeln ja „fast zu Brei“ koche. Verweise auf seine Mutter sind ein kleiner roter Faden: Im Gespräch mit Schweighöfer etwa gesteht er, wie sie ihn als Kind gern mal schimpfte („Marek, bist du bekloppt“, imitiert er sie mit Akzent). Und beim Hundetrainer fragt er, ob ihr Hund, der doch etwas dümmlich dreinschaue, tatsächlich unschlau sei oder nur „ungebildet“.

„Saalwette“: Nimmt Mark Forster seine Kappe ab?

Bisweilen aber tut sich Forster schwer, wobei gerade das Unvorhersehbare und Provisorische der Show gefällt und gut zu dem Mann aus Winnweiler passt. Kaum zu zählen, wie oft er sich entschuldigt für den „wilden Ritt“, samt technischen Pannen. James Blunt aus Ibiza zuzuschalten klappt erst beim zirka fünften Anlauf. Und so wirklich gut englisch spricht Forster auch nicht. Dennoch: durchaus ein „Wetten, dass?“-Moment. Mit einigen Tonaussetzern. Schweighöfer wiederum ist nur recht verzerrt zu sehen, und Stefanie Kloß von Silbermond kämpft mit dem Handymikrokabel: Die Tücken der digitalen Möglichkeiten treffen also nicht nur Normalos.

Die 35-Jährige aber hat den passenden neuen Song zur Corona-Quarantäne parat: „Machen wir das Beste draus“ singt sie im Duett mit Forster – dies aber ein ungleich professioneller wirkendes vorbereitetes Segment. Musikalischer Höhepunkt aber: Johannes Oerdings neuer Song, entstanden während der Sendung, zum ihm vorgegebenen Thema „Bankraub“ – die „Saalwette“ sozusagen. Das Ergebnis ist tatsächlich ein Hit. Und so muss Forster auch nicht einlösen, was ihm Sido im Falle von Oerdings Scheitern abverlangen wollte: die Mütze abzuziehen.

Das abgespeckte Format passt in die Zeit des virtuellen Zusammenrückens

Ein durchaus gelungener Einstand als Showmaster für Forster also. Auch wenn Fans von Glitzer- und Strahl-Privatsendergroßformaten wie „The Voice“ oder „DSDS“ anafngs etwas irritiert gewesen sein dürften. Man muss sich da optisch umgewöhnen und auch mal ein paar Minuten Stille oder Mini-Applaus nur aus zwei Händen ertragen. Aber „Live aus der Forster Straße“ passt als Format ohne Schnickschnack in die Zeit der Bescheidenheit, des virtuellen Zusammenrückens und des Zuhausebleibens in den eigenen vier Wänden.

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