Kultur Kultur im Nebenbei

Künftig Kümmerer um die Kultur im Land: Denis Alt.
Künftig Kümmerer um die Kultur im Land: Denis Alt.

Es gab Zeiten in Rheinland-Pfalz, da hatte die Kultur in diesem Land einen eigenen Staatssekretär, der ihre Interessen mehr oder weniger intensiv vertreten hat. Auch wenn es keinen eigenen Kulturminister gab, so war doch auf der quasi nachgeordneten politischen Ebene ein Politiker für die kulturellen Belange verantwortlich. Joachim Hofmann-Göttig beispielsweise war in der Mainzer Landesregierung bis zu seiner Wahl zum Koblenzer Oberbürgermeister 2010 ausschließlich für Kultur zuständig. Auch Walter Schumacher, der 2010 von der Staatskanzlei ins Kultur- und Wissenschaftsministerium wechselte, verstand sich als oberster Kulturpolitiker des Landes. Und Hofmann-Göttig wie Schumacher vermittelten überdies den Eindruck, dass ihnen die Kultur, dass ihnen Kunst, Musik, Literatur, Kabarett durchaus eine Herzensangelegenheit waren. Gott, ist das lange her. Im aktuellen Ministerium von Konrad Wolf, der gerade die Universitäten in Landau und Kaiserslautern zu einer echten Liebesheirat überredet hat, gibt es keinen eigenen Staatssekretär für Kultur mehr. Salvatore Barbaro hat das bisher alles mitgemacht, Wissenschaft, Weiterbildung, Kultur. Man war ja breit aufgestellt. So breit, dass sich Barbaro auch berufen gefühlt hatte, sich erfolglos um das Amt des Landrats für den Landkreis Mainz-Bingen zu bewerben. So neben seinen staatssekretärlichen Pflichten wohlgemerkt. Künftig will er aber ganz gerne wieder an der Uni lehren, weshalb ein Nachfolger gesucht und diese Woche auch gefunden wurde: Denis Alt (wir berichteten gestern kurz), Landtagsabgeordneter der SPD, 1980 in Kirn geboren und darüber hinaus sicherlich so etwas wie die Idealbesetzung für den Posten eines Staatssekretärs, der sich eben doch auch um die Kultur in diesem Land zu kümmern hat. Das geht schon aus den lobenden Worten seines Ministers deutlich hervor: „Dr. Denis Alt ist eine ideale Besetzung für die Position des Staatssekretärs im Wissenschaftsministerium. Als promovierter Volkswirt, der zuletzt noch ein Aufbaustudium Master of Laws in Commercial Law abgeschlossen hat, hat er neben seiner Verwaltungserfahrung auch die notwendigen Kenntnisse, um die zukünftigen Aufgaben meistern zu können“, heißt es auf der Homepage des Ministeriums. Da knallen bei den Kulturschaffenden im Land doch bestimmt die Sektkorken. Der Mann bringt offensichtlich alles mit, um künftig die Kulturpolitik in Rheinland-Pfalz entscheidend mitzubestimmen. Vielleicht sorgt der vom Ministerium mitgelieferte Lebenslauf ja für Aufklärung darüber, warum ausgerechnet Denis Alt künftig der wichtigste Kulturpolitiker in Rheinland-Pfalz sein wird. Jedoch, leider Fehlanzeige. Mit Kultur hatte er bislang offenbar keine Berührung. Noch nicht einmal ein Blockflötenkurs wird aufgelistet. Der Mann war zuletzt wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. Da macht man die Kultur doch im Nebenbei mit.

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