Kultur Kommentar: Echt jetzt? Australien brennt, aber RTL eröffnet dennoch sein Dschungelcamp

Die Moderatoren der Sendung: Daniel Hartwig und Sonja Zietlow.
Die Moderatoren der Sendung: Daniel Hartwig und Sonja Zietlow. Foto: dpa

Es wird wieder geschluckt. Seit Freitagnacht stopfen sie also wieder alles mögliche in sich hinein, von Kamelhoden über Affenpenisse bis zu Kakerlaken. C-Promis, darunter auch ein ehemaliger Bundesminister. Manche erreichen vielleicht sogar noch nicht mal mehr diese Kategorie. Die sind so uninteressant, dass sie dann auch der obligatorische Playboy-Auftritt, den die weiblichen Dschungelcamp-Mitglieder in schöner Regelmäßigkeit hinlegen, nicht wirklich bekannt macht.

Trash ist das passende englische Wort

Trash ist das passende englische Wort für ein Fernsehformat, mit dem der Kölner Bildungskanal RTL bereits zum 14. Mal an den Start geht. „Ich bin ein Star, holt mich hier raus!“, ist der Originaltitel einer Fernsehsendung, welche die Grenzen des schlechten Geschmacks in den deutschen Medien neu ausgelotet hat. Man saß am Anfang fassungslos davor und sah zu, wie sich Menschen selbst zerstörten. Die Würde des Menschen ist ja eigentlich unantastbar – aber eben nicht, wenn die Menschen sie sich selbst nehmen. Ekel-TV, Müllfernsehen, der Begriffe sind viele für eine Unterhaltungssendung, die auch ziemlich viele Rückschlüsse auf unsere Gesellschaft zulässt. Die Menschen beobachten vor dem Bildschirm in einer Mischung aus Gruseln und Faszination das Geschehen im australischen Dschungel und verhalten sich dabei im Grunde nicht anders als Zuschauer von grausamen Wettkämpfen in den antiken Arenen.

Die Gesetze von Ethik und Moral sind aufgehoben

Dass in einem solchen Umfeld die Gesetze von Ethik und Moral aufgehoben sind, versteht sich im Grunde von selbst. Dennoch hätte man zumindest noch einen Rest von Verantwortungsgefühl bei den Machern der Sendung erwartet. Ein Dschungelcamp jetzt, wo der Kontinent Australien eine Naturkatastrophe ungeahnten Ausmaßes erlebt? Körperteile von Tieren werden vor laufender Kamera verschluckt, während laut Einschätzung von Experten bereits eine Milliarde Lebewesen in den verheerenden Buschbränden zu Tode gekommen sind? Echt jetzt?

Noch nie war man so angewidert wie in diesem Jahr

Da hilft es irgendwie auch wenig, wenn RTL betont, dass man auf das obligatorische Lagerfeuer verzichten und überhaupt immer wieder auf die Situation im Land hinweisen werde. Auch der Verweis auf die Arbeitsplätze, welche vor Ort dank der Sendung geschaffen werden, ist keine Entschuldigung. Angewidert war man von dieser Sendung ja schon immer. Doch noch nie so sehr wie in diesem Jahr.

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