Kaiserslautern Grandios! Das Sinfoniekonzert mit Kolja Blacher in der Fruchthalle

Arbeit an der Aufbruchstimmung: Dirigent und Solist Kolja Blacher
Arbeit an der Aufbruchstimmung: Dirigent und Solist Kolja Blacher

Eine sich als Spitzenorchester in der Eliteriege der Kulturorchester einmal mehr behauptende Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, mit Kolja Blacher ein international renommierter Dirigent und Solist – und dazu ein publikumsfreundliches Konzertprogramm: Warum blieben dennoch am Freitagabend beim Sinfoniekonzert in der Kaiserslauterer Fruchthalle viele Stühle leer?

Karl Hartmann (1905 bis 1963) schrieb sein Violinkonzert (Concerto funebre) aus Entsetzen über den Einmarsch der Nazis in Polen. Ein lautes, dunkles Werk. Hier bestätigte sich der ehemalige Konzertmeister der Berliner Philharmoniker, Kolja Blacher, als ein von der Sologeige aus führender, souveräner Interpret. Im weiteren Verlauf stellte er seine Hochbegabung in Kammermusik, Solistenkarriere und Dirigentenlaufbahn einmal mehr eindrucksvoll unter Beweis.

Neben seinem ausgeprägten Gestaltungswillen und seiner Expressivität fiel beim Concerto Blachers Fähigkeit zu großen Phrasierungsbögen auf, der Allegrosatz sprühte vor Esprit. Das viersätzige Werk ist für die Besetzung mit Streichorchester konzipiert, elegische Kantilenen des Solisten wechseln mit den dramatisch bewegten Zwischenspielen der Streicher. Und diese zeigten, dass sie ein Herzstück der Staatsphilharmonie sind.

Triumph mit Beethovens unterschätzter Sinfonie

Nicht ganz mochte man sich der Interpretation der nachfolgenden Haydn-Sinfonie Nr. 88 anschließen. Die verleitete Blacher (nun am Dirigentenpult) zu einer etwas robusten, im Menuett schwerfälligen und in den Ecksätzen übertrieben schwungvollen und auf Effekte zielenden Interpretation. Gänzlich anders die 8. Beethoven-Sinfonie, die – meist unterschätzt – zum denkwürdigen Höhe- und Schlusspunkt avancierte. Blacher arbeitete die optimistisch klingende Aufbruchstimmung, den drängenden Impuls und die sich anbietende klangliche Verdichtung in den Ecksätzen konsequent heraus. Das Orchester vermittelte den schwelgerischen, aufblühenden Klang geradezu beispielhaft. Hier hatte das Orchester in der subtilen Koordination aller Motive und Figurationen sowie bei raffinierten Begleitfiguren seine stärksten Momente. Die Begleitfiguren im überraschend eingeschobenen Scherzando „ticken“ wie eine Uhr, wenn sie in dieser absoluten Präzision und gestochen klarer Artikulation gemeistert werden. Grandios!

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