Kultur Die Stunde der Frauen

Mit der Uraufführung von Gordon Kampes im Auftrag von BASF Kunst & Kultur entstandenen Konzerts für Saxofon und Orchester am Mittwochabend im Ludwigshafener Feierabendhaus erlebte das begeisterte Publikum sinnliches „Orchester-Theater“. Als Partner agierten dabei die Saxofon-Solistin Ruth Velten und die Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter der Leitung der jungen polnischen Dirigentin Marzena Diakun.

„Il cappello magico“ – der Zauberhut – hat Gordon Kampe, Jahrgang 1976 und seit zwei Jahren Kompositionsprofessor an der Musikhochschule Hamburg, sein wie ein Gewittersturm über das Auditorium fegendes Werk übertitelt. Was er da gut 15 Minuten lang an rhythmischer Turbulenz, Klangphantasmen zwischen flüsterndem Pianissimo und berstend vielfachem Forte und immer aufs Neue überraschenden Instrumentierungsgags aus dem Hut zaubert, ist atemberaubend. Eine schwere Partitur, die Tutti und Solistin nahezu gleichberechtigt abwechselnd in den Mittelpunkt rückt. Im Orchester herrscht rege Betriebsamkeit, jede Instrumentengruppe hat ihre Soli, während die anderen weiterstürmen. Die Solistin wiederum – Ruth Velten, der Gordon Kampe sein Konzert gewidmet und auf den Leib geschrieben hat – spielt abwechselnd auf Bariton-, Sopran und Tenorsaxofon. Das allein hebt den spieltechnischen Anspruch schon mal auf Oberkante. Ihr Spiel verschmilzt mit dem Orchesterapparat, korrespondiert oder trumpft auf. „Wild“, „verschnorchelt“, „quiekend“ und ähnlich bizarr lauten Kampes Vortragsbezeichnungen dafür. Mit der Rhetorik, die Velten dabei ihrem Instrument entlockt, ließe sich ein Drama von Shakespear’schen Dimensionen ausstatten. Sie muss plärren, kreischen, auf Tonkaskaden in aberwitzigem Tempo davonstürmen, dann wieder schnurren, sanft schmeicheln, flüstern. Einfach alles. Eingebettet war die Uraufführung in zwei attraktive Repertoire-Stücke, die Sinfonische Dichtung „Till Eulenspiegels lustige Streiche“, op. 28, von Richard Strauss, und Wolfgang Amadeus Mozarts „Große“ g-Moll-Sinfonie, op. 550. Strauss’ überbordend facettenreiches Spiel mit den Eigenheiten jedes einzelnen Orchesterinstruments ist wie Kampes Konzert ein burleskes Hör-Kino. Und die großartige Marzena Diakun stimulierte alle Tugenden der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz aufs Spektakulärste. Mozarts sinistres g-Moll-Opus schließlich brachte, nach all dem turbulenten Mummenschanz, so etwas wie Befriedung. Und was Dirigentin Diakun mit Nachdruck einforderte, lieferte das – nicht zuletzt in den Holzbläsern – apart und hellwach formulierende Orchester in exquisiter Qualität.

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