Schauspiel Die Gelassene: Heidelinde Weis wird 80

„Man muss das Leben lernen – und alles akzeptieren, was einem passiert“, sagt Heidelinde Weis.
»Man muss das Leben lernen – und alles akzeptieren, was einem passiert«, sagt Heidelinde Weis.

Ihre eigentliche Liebe galt der Bühne, doch durch ihre zahlreiche Fernsehrollen wurde sie zum Star: Die Österreicherin Heidelinde Weis, die fast ihr ganzes Berufsleben in Deutschland verbracht hat, wird am 17. September 80 Jahre alt.

„Man muss das Leben lernen – und alles akzeptieren, was einem passiert.“ Heidelinde Weis hat bei allem beruflichen Erfolg viel Leid hinnehmen müssen. Dreimal war sie krebskrank, als junge Frau saß sie wegen Multipler Sklerose zeitweise im Rollstuhl, stets hat sie sich wieder aufgerappelt. Als Stehaufdame hat sie sich einmal beschrieben. Und sagt heute: „Eine Grundgelassenheit wurde mir in die Wiege gelegt.“

Mehr als 100 Auftritte in Filmen und deutschen TV-Produktionen wie „Derrick“, „Der Alte“, „Traumschiff“ und dem Straßenfeger „Frau in Weiß“ liegen hinter hier. Als Anästhesistin Dr. Elena Bach in der „Schwarzwaldklinik“ hatte ihr Produzent Wolfgang Rademann von vorneherein einen spektakulären Abgang versprochen: Ihre Figur verunglückte tödlich. Der Ausstieg aus Serien sei ihr immer wichtig gewesen, um nicht festgelegt zu werden. Außerdem, räumt sie ein, habe sie auch einige „Zaun-Filmen“ gedreht. „Filme, die ich nur fürs Geldverdienen gedreht habe, um den Zaun um unser großes Grundstück zu finanzieren.“

Das Theater als große Liebe

Ihre eigentliche Liebe galt der Bühne. „Ich habe viel lieber Theater gemacht“, sagte sie jüngst dem ORF. Auf der Schulbühne zeigte sie in einer Märchen-Rolle früh Talent, eine Ausbildung am renommierten Max Reinhardt Seminar in Wien folgte. 1959 und 1960 war sie Ensemble-Mitglied im Wiener Theater an der Josefstadt, wechselte nach Berlin, Hamburg, Düsseldorf. München wurde dann für viele Jahre ihre künstlerische Heimat. Eine ihrer Paraderollen: die Titelfigur im Stück „Colombe“ von Jean Anouilh. Ein einfaches Mädchen vom Land gerät in die Glitzerwelt des Theaters und wird verdorben. „Diese Figur hat mich maßlos interessiert“, sagt Weis. Bei den Salzburger Festspielen stand sie mit Klaus Maria Brandauer in „Leonce und Lena“ und „Figaros Hochzeit oder Der tolle Tag“ auf der Bühne.

Mitte der 1970er wird aus Weis auch eine Sängerin. „Jeder Schauspieler ist musikalisch“, sagt sie. Drei Langspielplatten mit eigenen Texten kommen so gut an, dass sie ihr den Deutschen Schallplattenpreis einbringen. Doch bevor die Musik aus einer schönen Begleiterin zur anstrengenden Pflicht wird, ist Weis wieder zurück beim Fernsehen.

„Alles hat seine Zeit“

„Großartig war's“, blickt Weis zufrieden auf ihre Karriere zurück. Gerade im Fernsehen habe noch nicht der immense Zeitdruck geherrscht, wie er heute oft üblich sei. Es sei viel geprobt worden, erinnert sie sich. Aus dem Geschäft hat sie sich allerdings zurückgezogen, obwohl es ihr gut gehe, wie sie betont: „Alles hat seine Zeit. Man müsste zu viel Rücksicht auf mich nehmen.“

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