Kultur Ausstellung über Mario Adorf in Tiefenthal

Duttenhoefers Adorf-Bronze steht derzeit in Tiefenthal.
Duttenhoefers Adorf-Bronze steht derzeit in Tiefenthal.

Ein Weltstar in der Provinz: Schauspieler-Legende Mario Adorf hat am Sonntag eine ihm gewidmete Ausstellung des aus Speyer stammenden Bildhauers Thomas Duttenhoefer im Tiefenthaler Kunstkabinett mit einer Lesung eröffnet. Noch bis 20. August sind in der 850-Seelen-Gemeinde im Kreis Bad Dürkheim mehrere Büsten sowie Fotos und Zeichnungen zu sehen, die den 86-Jährigen zeigen.

Thomas Duttenhoefer ist den Umgang mit Prominenten gewohnt. Schon Regisseur Edgar Reitz und der bissige Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki beispielsweise ließen sich von dem Künstler porträtieren. Vor allem letzterer blieb dem Bildhauer dabei nicht in allzu positiver Erinnerung: „Eine furchtbare Erfahrung. Er war sehr ungeduldig“, erinnert sich Duttenhoefer an den verstorbenen Kritikerpapst. Adorf sei da im Sommer 2016 ganz anders drauf gewesen. Entspannt. Diszipliniert. Folgsam. „Er hat gut gestanden“, lobt der Künstler. „Es war aber auch anstrengend“, verrät Adorf später im RHEINPFALZ-Gespräch. Immerhin habe er stundenlang stillstehen müssen. Die Mühe habe sich aber gelohnt, findet der Schauspieler mit Blick auf seinen Charakterkopf, der in Tiefenthal nun in Form von mehreren Bronze- beziehungsweise Gipsarbeiten zu sehen ist. In der Tat: Die Ähnlichkeit zwischen Kopie und Original ist nicht von der Hand zu weisen. Die Plastik zeigt den großen Mimen („Der große Bellheim“) als elder statesman – und je nachdem, von welcher Seite man sie betrachtet, wirkt sie auf den Betrachter mal milde lächelnd, mal nachdenklich, mal eher finster. Damit symbolisiert die Büste auch die besondere Vielfältigkeit des Charakterdarstellers, der ja von böse bis komisch alles spielen konnte (und kann). „Es ist schon außergewöhnlich, was Adorf mit seiner Mimik zu leisten vermag. Der Mann kann mit dem Hochziehen einer Augenbraue schon eine Menge ausdrücken“, so Duttenhoefer, der zugibt, dass beim Porträtieren eines Prominenten der Druck auch deswegen größer ist, weil die Rezipienten den Porträtierten kennen und ein eigenes Bild von ihm haben. Duttenhoefer: „Die Idee von Ähnlichkeit ist da nicht immer deckungsgleich mit der des Künstlers. Aber als ein solcher will man ja keinen bloßen Abklatsch produzieren, sondern die Essenz eines Menschen herausarbeiten.“ Die zusätzliche Gipsarbeit ist da eher eine Art Kompromiss mit dem Publikum: Der gemeine Zuschauer verbindet das Weiß des Gipses dann doch eher mit Adorf als die dunkle Bronze. Neben den Plastiken sind im Tiefenthaler Kunstkabinett auch Zeichnungen zu sehen, die Duttenhoefer nach dem Modellieren angefertigt hat, sowie Fotografien des Grünstadter Amateurfotografen Rainer Feser, der die Session im Sommer 2016 im Kunstkabinett-Rohbau begleitet hat. Die in Schwarz-Weiß gehaltenen, atmosphärischen Bilder dokumentieren den Entstehungsprozess, die Annäherung zwischen Künstler und Modell eindrucksvoll. Adorf: „Mich persönlich interessiert der Entstehungsprozess fast schon mehr als das Ergebnis. Ich selbst wäre ja früher auch gerne Bildhauer geworden.“ Die Ausstellung Die Ausstellung im Kunstkabinett in Tiefenthal, Bahnhofstraße 1, ist samstags und sonntags von 11 bis 16 Uhr geöffnet sowie nach telefonischer Vereinbarung mit Galerist Wolfgang Thomeczek (06351/124021 oder 0171/5775690)

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