Kernaussage Stilkolumne: Anschnallpflicht

Jan Peter Kern.
Jan Peter Kern.

Getragen wurde sie einst vor allem von Farmern, Klempnern und der Diddl-Maus: die robuste Latzhose. In den Siebzigern war das Kleidungsstück Symbol der Frauenbewegung, später wurde es von Prinzessin Diana und in den Neunzigern von Ufz-Ufz-Tänzern in der Großraumdisco verehrt. Hyper, Hyper.

Der Hype um das Hosenträger-Beinkleid war dann vorbei. Nur Kleinkinder, Jim Knopf, Mario und die Minions schlüpften noch in die Hosen. Okay, auch Peter Lustig. Und jetzt? Alle. Latzhosen sind wieder in Mode. Ob kurz oder lang, schlabberig oder skinny, grabsteingrau oder flamingopink, aus Denim oder Leder. Zieh sich das mal einer an!

In unsicheren Zeiten geben Hosenträger Halt und Schutz, fast wie ein Anschnallgurt. Zugleich versprüht das Gesamtpaket aber auch Sorglosigkeit: Man hüpft so unbekümmert durchs Leben wie damals im Kindergarten. Die Hose mit Latz ist für die einen ein Schatz, für die anderen ein Satz – mit X: Das is’ nix. Jedenfalls sieht man darin so aus, als arbeitete man ununterbrochen, auch wenn man nur Sojalatte schlürfend vorm Laptop im Café hockt. Und man hat stets ein Lätzchen an. Praktisch, sollte es dem Gegenüber beim Anblick ganz blümerant werden. Voll toll, so ein Latz-Overall.

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