FCK Neue Töne am „Betze“
Seid mutig! Saubere Pässe! Jeff Saibene sagt in den ersten Trainingseinheiten bei seinem neuen Klub deutlich, worauf es ihm zu seinem Einstieg ankommt. „Wenn wir mal ausgespielt werden, dann ist das doch kein Problem, Männer“, ruft der Trainer des Fußball-Drittliga-Letzten 1. FC Kaiserslautern über Platz vier am Fritz-Walter-Stadion, „wir müssen mutig sein und mutig bleiben!“ Und dann: „Kommunikation, Männer, noch mehr reden.“
Am Freitagnachmittag hat der FCK den 52 Jahre alten Saibene als Nachfolger des am Dienstag entlassenen Boris Schommers (41) vorgestellt. Als seinen Co-Trainer hat der gebürtige Luxemburger und Wahl-Schweizer den polnischen Ex-Nationalspieler Ryszard „Koko“ Komornicki (61) mitgebracht. Beide verbindet nicht nur die ergraute Haarpracht und viel Erfahrung. Sie kennen sich schon lange, beide wurden als Spieler 1993 mit dem FC Aarau Schweizer Meister. Später war Saibene beim FCA Kokos „Co“. Saibene war zuletzt bis März 2020 Chefcoach beim Lauterer Ligakonkurrenten FC Ingolstadt. Zuvor befehligte er von März 2017 bis Dezember 2018 den Zweitligisten Arminia Bielefeld.
Die Familie bleibt in der Schweiz
Das erste Training der Neuen beim FCK haben am Freitagnachmittag rund 70 Fans verfolgt. Der Chef fordert von den Spielern immer wieder, sie sollen „mutig sein, aggressiv sein, reden“. Saibene ist in Luxemburg aufgewachsen – dort steht sein Elternhaus noch – und später in die Schweiz gezogen. Dort leben seine Frau, die Kinder und der Familienhund. Saibene wohnt ab jetzt in Kaiserslautern.
„Kaiserslautern ist bekannt für intensiven, emotionalen Fußball“, sagt Saibene, der neben der Luxemburger auch die Schweizer Staatsangehörigkeit besitzt. „Es ist mein großes Ziel, hier wieder Leidenschaft herzubringen und den Spielern bewusst zu machen, was es bedeutet, für den FCK spielen zu dürfen.“
Strasser gratuliert per Textnachricht
Ich will mutigen, offensiven Fußball spielen“, sagt Saibene. „Viel Mut, Selbstvertrauen, Leidenschaft, das ist das, was wir hier brauchen“, meint der 52-Jährige. „Die Dritte Liga ist sehr ausgeglichen und sehr kampfbetont.“ Dem will Saibene, dem sein Luxemburger Landsmann und ein Vorgänger als FCK-Trainer, Jeff Strasser, per Textnachricht zum neuen Job gratuliert hat, Rechnung tragen.
„Für uns war ganz klar, dass wir eine gestandene Persönlichkeit als Trainer verpflichten wollten. Jemanden, der eine sehr starke Ausstrahlung hat, der Erfahrung hat, der auch Ruhe und Souveränität mitbringt. Denn die Aufgabe am Betzenberg ist keine leichte“, sagt FCK-Sportdirektor Boris Notzon. „Wir haben sehr, sehr viele Bewerber und Interessenten gehabt, was ein Fingerzeig für die Größe und die Strahlkraft dieses Vereins ist.“
Saibene, ein Mann klarer Prinzipien
Mit fünf Kandidaten seien schließlich Gespräche geführt worden. Die von Notzon und Geschäftsführer Soeren Oliver Voigt so empfohlene Entscheidung für den Luxemburger sei nach einer zweiten Gesprächsrunde im Austausch mit den Klubgremien einstimmig getroffen worden. „Wir haben Jeff in den Gesprächen als einen total authentischen, emotionalen, leidenschaftlichen Menschen kennengelernt, der absolut für diese Aufgabe hier brennt. Er ist voller Energie, kennt die Dritte Liga, hat bei Arminia Bielefeld bei einem Traditionsverein im deutschen Profifußball bereits die Verantwortung getragen“, sagt Notzon. Saibene sei souverän, sehr routiniert, habe viele Mannschaften „vom Start weg ans Laufen bekommen, Jeff steht für klare Prinzipien, aber auch für Spaß und Freude“. Der einstige luxemburgische Nationalspieler und U21-Nationalcoach spricht von seinen „Spielprinzipien“. Und die lauten? Betriebsgeheimnis. Sie sollen dem Team auf dem Platz „Sicherheit und Vertrauen“ geben.
Einst hinter Ikone Hellström
Schon als kleiner Junge war Saibene als Zuschauer auf dem „Betze“. „Vor 42, 43 Jahren stand ich mit meinem Vater hinter Ronnie Hellström“, erzählt der 52-Jährige. „Das alles jetzt hätte ich mir damals nicht träumen lassen. Jeder Trainer, der die Chance hat, will hierherkommen, das können Sie mir glauben. Und eine Zeit lang hier bleiben.“ Sein Vertrag läuft zunächst nur bis Saisonende, enthält aber eine Verlängerungsoption im Erfolgsfall. Das ist laut FCK-Definition „nicht nur der Aufstieg“. Für eine Top-Platzierung indes braucht Saibene sehr viele saubere Pässe und eine ziemlich mutige Mannschaft.